Pressestimmen zu MH17 "Ein unverzeihliches Verbrechen"
18.07.2014, 10:44 Uhr
Die Trümmer der Maschine sind über mehrere Kilometer verstreut, was die Rettungsarbeiten erschwert.
(Foto: dpa)
International befassen sich Zeitungen mit dem Flugzeugabsturz in der Ostukraine, bei dem fast 300 Menschen starben. Im Mittelpunkt der Kommentare steht dabei stets die Rolle des Kremls. Dort liege auch der Schlüssel zum Ende der Krise.
Fassungslosigkeit herrscht in den Niederlanden, weil bei dem Absturz auch 154 Landsleute ums Leben kamen. Die Zeitung "de Volkskrant" schreibt: "Wenn sich erweist, dass tatsächlich die Aufständischen für den Abschuss des Flugzeugs verantwortlich sind, wird zweifellos ein diplomatischer Sturm gegen Moskau losbrechen." US-Senator John McCain fordere bereits, dass Moskau einen "verdammt hohen Preise" zahlen müsse, sollte sich zeigen, dass seine Handlanger die Katastrophe verursacht haben, schreibt die Zeitung. Weiter heißt es: "Der Kreml steht vor einer schwierigen Entscheidung. Er kann die Rebellen fallen lassen, die Grenze dicht machen für Waffenlieferungen und freiwillige Kämpfer, und dann zuschauen, wie die ukrainische Armee den Aufstand niederschlägt. Für Putin wäre das eine bittere Pille. Aber die Alternative ist auch unangenehm: die Rückkehr in die dunkle Zeit des Kalten Krieges."
Die schwedische Tageszeitung "Sydsvenskan" aus Malmö meint: "Wenn sich herausstellt, dass russische Separatisten hinter dem Crash der MH17 stecken, trägt Russland eine große Verantwortung. Die Waffen, die vermutlich verwendet wurden, waren teuer und anspruchsvoll." Der Konflikt habe nun Europa näher an die Krise gerückt, die seit fast vier Monaten auf der politischen Agenda sei.
Die französische Tageszeitung "Le Figaro" spricht von einem "Wendepunkt in der Ukraine-Krise". Wenn es sich als wahr herausstelle, dass die im Osten der Ukraine abgestürzte malaysische Boeing 777 von einer Rakete abgeschossen wurde, werde es ein vor dem 17. Juli und ein nach dem 17. Juli geben. "Eine solche Tat wäre ein unverzeihliches Verbrechen und ein kapitaler Fehler", heißt es weiter. "In dem großen medialen und diplomatischen Krieg, der rund um den Globus ausgetragen wird, wird das schuldige Lager eine Schlüsselschlacht verloren haben. (...) Manchmal gibt es in Konflikten einen Schuss zu viel."
Der linksliberale britische "Guardian" schreibt: "Die Raketenattacke (…) beinhaltet den Typ weitreichender und schädlicher weltweiter Verwicklungen, den man von den schlimmsten der vergangenen Terror-Verbrechen kennt." Es sei ein asiatisches Flugzeug gewesen, das aus Holland kam mit dem Ziel Malaysia. Es sei über der von Rebellen besetzten Ostukraine abgeschossen worden, vielleicht von einer russischen Rakete. "Bisher kommen die bestätigten Toten aus den Niederlanden, Australien, Großbritannien, Deutschland, Malaysia und den Philippinen", schreibt das Blatt weiter. "Kriege sind schon wegen weit, weit weniger ausgebrochen."
Die liberale Zeitung "Hospodarske noviny" aus Prag richtet den Blick schon weiter: "Die grundlegende Frage, die sich nach der Tragödie in der Ukraine stellt, lautet nicht, wer war schuld, sondern: Wer hat den Schlüssel dazu, nach dem sinnlosen Tod von dreihundert Zivilisten diesen Krieg zu beenden?" Die Nato könne nicht direkt in der Ukraine eingreifen. "Doch so wie Wladimir Putin die ukrainischen Separatisten und den ganzen dortigen Konflikt militärisch, logistisch und propagandistisch unterstützt, so einfach und unmittelbar kann er die Aufständischen zu einer Waffenruhe und Friedensverhandlungen bewegen. Wenn der Westen nicht das Gesicht verlieren will, muss er Putin dazu zwingen."
Quelle: ntv.de, mli/dpa