Politik

TV-Spot der anderen Art Eine halbe Stunde Obama

Mit einer halbstündigen TV-Wahlwerbung zur besten Sendezeit hat der demokratische US-Präsidentschaftskandidat Barack Obama seinen Wahlkampf zu einem neuen Höhepunkt getrieben.

Unmittelbar vor einem mit Spannung erwarteten Baseball-Spiel - das wegen der Wahlwerbung verschoben werden musste - warb Obama am Mittwochabend (Ortszeit) um die Gunst der Wähler und stellte den Wahltag am kommenden Dienstag als historischen Augenblick für das amerikanische Volk dar.

Der Spot lief auf den drei größten Fernsehsendern CBS, NBC und Fox, im Nachrichtensender MSNBC sowie den Spartenkanälen BET, TV One und Univision. CNN lehnte den Spot nach eigenen Angaben ab.

Obamas republikanischer Rivale John McCain kritisierte den 30-minütigen Marathon-Werbespot als schönen Schein und erneuerte seine Charakterangriffe auf Obama. Ex-Präsident Bill Clinton trat unterdessen erstmals gemeinsam mit Obama im Wahlkampf auf.

"Optimismus, Hoffnung und Stärke"

In dem emotionalen Wahlwerbespot verband Obama Geschichten von den Nöten der Durchschnittsamerikaner ausführlich mit seinem politischen Programm. Szenen aus seiner Jugend und seinem Familienleben wechselten sich mit Redeausschnitten und Urteilen von politischen Freunden über den 47-Jährigen ab.

Die vergangenen acht Jahre hätten gezeigt, "wie die Entscheidungen eines Präsidenten eine tiefgreifende Wirkung auf den Lauf der Geschichte und auf das Leben der Amerikaner haben können", mahnte Obama in seiner Wahlwerbung vor dem Hintergrund eines Büros im Stil des Oval Office. Ungeachtet der derzeitigen Wirtschaftskrise, der Kriege und der Zukunftsangst gebe es aber weiter Optimismus, Hoffnung und Stärke, sagte Obama.

Perfekte Inszenierung

Das mit ruhiger Musik unterlegten "Infomercial" endete mit einer Schaltung zu einem Live-Auftritt Obamas in Florida. Ein Kommentator des US-Fernsehsenders MSNBC nannte die Produktion "perfekt". "Man muss schon ein harter Knochen sein, wenn man davon nicht gerührt war."

Ein Korrespondent des US-Magazins "Newsweek" meinte, nichts sei dem Zufall überlassen worden. Die vorgestellten Amerikaner kämen alle aus Staaten, in denen die Wahl entschieden werde.

Die Ausstrahlung des Werbefilms kostete Berichten zufolge zwischen 3,5 und fünf Millionen Dollar - US-Medien zufolge war es der teuerste Wahlwerbespot der Geschichte. Zuletzt hatte der Milliardär Ross Perot, der bei der Präsidentschaftswahl 1992 als unabhängiger Kandidat antrat, einen ähnlichen langen Spot geschaltet.

Nach Informationen von CNN hat Obama bislang 205 Millionen Dollar für Wahlwerbung ausgegeben - McCain lediglich 119 Millionen.

McCain fällt nichts Neues ein

Jeder, der schon einmal etwas bei TV-Werbesendungen gekauft habe wisse, "dass der Verkäufer-Job immer besser ist als das Produkt", tat McCains Sprecher Tucker Bounds den Obama-Spot ab. McCain nahm bei seinen Wahlkampfauftritten am Mittwoch seine Charakterangriffe auf seinen Konkurrenten wieder auf und erneuerte seinen schon vor Wochen gemachten Vorwurf, Obama habe enge Kontakte zu dem radikalen Linken Bill Ayers, der in den 60er Jahren Mitglied einer gewalttätigen Untergrundbewegung war.

Clinton: Obama ist der richtige Mann

Bei einem ersten gemeinsamen Wahlkampfauftritt in Florida feierte Bill Clinton Obama in der Nacht zum Donnerstag vor 35.000 Anhängern als "Amerikas Zukunft". Obama sei der richtige Mann, um die USA aus der Wirtschaftskrise zu führen, versprach der Ex-Präsident wenige Tage vor der Wahl.

In Anspielung McCains Vorwurf, Obama plane die Umverteilung von Reichtum, sagte Clinton, die Republikaner hätten in den vergangenen acht Jahren "die größte Umverteilung von Reichtum von unten nach oben seit den 20er Jahren geleitet - und wir alle wissen, wohin das geführt hat".

Obama habe einen genauen Plan zum Umgang mit der Wirtschaftskrise, versprach Clinton. Die Demokraten hätten in der Vergangenheit mehr Millionäre und Milliardäre gemacht als die Republikaner unter George W. Bush. Obama werde jetzt erneut dafür sorgen, dass die Einkommen der Mittelklasse stiegen.

Im Vorwahlkampf hatte Obama Clintons Frau Hillary Clinton im Rennen um die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten geschlagen. Der Auftritt in Florida war das erste Mal seither, dass der Ex-Präsident für den Kandidaten in den Wahlkampf zog.

Quelle: ntv.de

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