Politik

Strauss-Kahn auf Gefängnisinsel Rikers Island Einzelhaft unter Schwerverbrechern

Die Gefängnisinsel aus der Luft fotografiert.

Die Gefängnisinsel aus der Luft fotografiert.

(Foto: AP)

14.000 Insassen, zehn Gefängnisse und eine Fläche von über 1,6 Quadratkilometern: IWF-Chef Strauss-Kahn ist auf der berüchtigten Gefängnisinsel Rikers Island in New York inhaftiert. Eine Kleinstadt voller Drogen und Gewalt, das "neue Alcatraz". Der IWF-Chef sitzt in Einzelhaft und wird aus Sorge um seine Gesundheit rund um die Uhr überwacht.

Wenn Dominique Strauss-Kahn am Donnerstag Besuch empfangen darf, müssen seine Gäste vom New Yorker Stadtteil Queens aus über die 1,2 Kilometer lange Franci-Buono-Brücke zu seiner aktuellen Wohnstätte fahren. Es ist die einzige direkte Verbindung zwischen New York und einer 20.000-Einwohner Kleinstadt, die überwiegend von Kriminellen bewohnt wird. "Heimat von New Yorks Wagemutigsten" ("Home of New York's boldest") werden die Gäste auf ihrer Fahrt über den East River begrüßt. Damit sind die Gefängnisaufseher gemeint: Rikers Island ist eines der größten und berüchtigsten Gefängnisse der USA. Rund 14.000 Häftlinge werden dort von 7000 Wärtern bewacht. Seit Montagabend auch der Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF), der ein Zimmermädchen zum Sex gezwungen haben soll.

"Home of New York's Boldest": Rikers Island ist nicht irgendein Gefängnis.

"Home of New York's Boldest": Rikers Island ist nicht irgendein Gefängnis.

(Foto: AP)

Rikers Island ist ein gigantischer Komplex im Herzen New Yorks. Zehn Einzelgefängnisse mitsamt ihren Gebäudekomplexen verteilen sich über die 1,6 Quadratkilometer große Insel unweit des La Guardia Airports. Zwei Gefängnisschiffe ergänzen die Anstalt noch. Der Stadtteil Queens liegt auf der einen, die Bronx auf der anderen Seite. Liebevolle Spitznamen lauten "Gotham City" und "Land of Darkness", häufiger noch "das neue Alcatraz" in Anspielung auf die legendäre Gefängnisinsel vor San Francisco. Rikers Island ist allerdings etwa fünfmal so groß und beherbergt neben den Gefängniszellen auch Kirchen, eine Moschee, Schulen, Kliniken und verschiedenste Geschäfte. 860 Millionen Dollar verschlingt der Betrieb des Megaknasts im Jahr.

Haft im Isolationstrakt

Davon bekommt der nun wohl prominenteste Gefangene allerdings nicht viel zu sehen. Strauss-Kahn muss mit einer dreieinhalb mal vier Meter großen Einzelzelle vorlieb nehmen. Der 62-jährige Franzose ist im Westtrakt von Rikers Island untergebracht, wo normalerweise Gefangene mit ansteckenden Krankheiten, Drogenabhängige und psychisch Kranke isoliert werden sollen. Begründet wird die Einzelhaft mit dem Schutz des IWF-Chefs: Gewaltbereite Insassen könnten den prominenten Gefangenen angreifen wollen, um selbst ein Stück Berühmtheit zu erlangen.

Strauss-Kahn sitzt hier in einer Einzelzelle.

Strauss-Kahn sitzt hier in einer Einzelzelle.

(Foto: AP)

An diesem Donnerstag ist Besuchstag für alle Insassen, deren Namen mit den Buchstaben M bis Z beginnt. Also wird auch Strauss-Kahn die Möglichkeit haben, etwa seine nach New York gereiste Ehefrau Anne Sinclair treffen zu können. Kontakt zur Außenwelt bleibt ihm sonst verwehrt. Bücher und Zeitungen darf er zwar lesen, Fernsehen, Internet oder Telefon sind aber tabu. Ein Bett, eine Tasse, etwas Seife, Shampoo und Zahnpasta hat er in seiner Zelle. 24 Stunden am Tag wird Strauss-Kahn überwacht. Aus Furcht, er könnte sich etwas antun, schauen die Wärter sogar alle 15 bis 30 Minuten bei ihm vorbei. Deshalb hat er auch besondere Gefängnisbekleidung und Schuhe ohne Schnürsenkel bekommen. Einmal am Tag darf er für eine Stunde seine Zelle verlassen, um 23 Uhr wird das Licht ausgemacht.

"Erbärmlichster Ort der USA"

Zu Essen bekommt der IWF-Chef je nach Tageszeit Haferflocken, Brot, Gemüse und Salat, am Abend auch Fisch oder Geflügel. "Es ist überfüllt und das Essen ist furchtbar", sagte sein Anwalt Gerald Lefcourt. Die besonders schweren Gitterstäbe und Gefängnistore machten beim Öffnen und Schließen großen Lärm. Zusätzliche Lautstärke verursacht der 24-stündige Betrieb auf dem benachbarten Flughafen. Das dürfte allerdings nicht sein größtes Problem sein.

Rikers Island hat einen schlechten Ruf als Hort der Gewalt. Selbst Wärter werden mit den Worten zitiert, es sei der "erbärmlichste Ort der USA". Fast jeder Vierte sitzt wegen Gewaltverbrechen ein, 80 Prozent der Insassen sollen drogenabhängig sein. In den 90er Jahren wurde eine regelrechte Welle der Gewalt bekannt, Unruhen brachen aus, Wärter sollen Gefangene zu Prügelorgien angestiftet haben.

Strauss-Kahn ist übrigens nicht der erste Prominente, der auf die Insel hinter Gitter muss. John Lennons Mörder Mark David Chapman saß ebenso hier wie kurzzeitig der Rapper Tupac Shakur oder Sex-Pistols-Bassist Sid Vicious. Auch der US-Rapper Lil Wayne musste für mehr als 240 Tage hierher. Strauss-Kahn wird zumindest bis zum Freitag auf Rikers Island bleiben. Dann steht der Haftprüfungstermin für den IWF-Chef an.

Quelle: ntv.de

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