Politik

Wer brachte Bin Laden zur Strecke? Enthüllung sorgt bei Navy Seals für Streit

Szene aus dem Spielfilm "Zero Dark Thirty", der eine Version der Nacht von bin Ladens Tod zeigt.

Szene aus dem Spielfilm "Zero Dark Thirty", der eine Version der Nacht von bin Ladens Tod zeigt.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die Version der Todesnacht Osama bin Ladens des Ex-Elitesoldaten O'Neill widerspricht der Version eines früheren Kollegen. Beiden jedoch wird vorgeworfen, einen Ehrenkodex verletzt zu haben. Wer bin Laden tötete, lässt sich vielleicht nie klären.

Nach den Enthüllungen eines früheren Mitglieds der US-Eliteeinheit Navy Seals, er sei der alleinige Todesschütze des Terroristenführers Osama bin Laden, kommen Zweifel an der Version von Rob O'Neill auf.

Die Geschichte von Matthew Bissonnette, der 2012 ebenfalls über die Nacht berichtete, in der die Soldaten bin Laden töteten, widerspricht der von O'Neill entschieden. Letzterer hatte seine Geschichte zunächst anonym einem Magazin erzählt und hatte wenig später seine Identität preisgegeben, wie die BBC berichtet.

O'Neill hatte angegeben, dass er und ein nicht genanntes Mitglied des 23-köpfigen Teams in der Nacht auf den 2. Mai 2011 gemeinsam die Treppe zum dritten Stock in dem Haus im pakistanischen Abbottabad emporstiegen, in dem sich der damalige Al-Kaida-Führer versteckt hielt.

Dort hätten sie gesehen, wie bin Laden seinen Kopf aus einer der Türen streckte. O'Neills ungenannter Kollege, der auf der sogenannten "Point Position" voranging, feuerte auf bin Laden, verfehlte ihn jedoch. Nur Augenblicke später sei er selbst in den Raum gegangen und habe den Gesuchten mit gezielten Kopfschüssen getötet.

"Zwei Leute, zwei Geschichten"

In seinem Buch "No Easy Day" behauptet O'Neills früherer Kollege Bisonnette hingegen, dass der Mann auf der "Point Position" die tödlichen Schüsse abgegeben habe. In einem Interview mit dem US-Sender NBC News stellte Bissonnette O'Neills Version zwar nicht direkt infrage, bestätigte sich jedoch auch nicht.

Osama bin Laden in seinem Versteck im pakistanischen Abbottabad.

Osama bin Laden in seinem Versteck im pakistanischen Abbottabad.

(Foto: picture alliance / dpa)

"Zwei verschiedene Leute erzählen zwei verschiedene Geschichten aus zwei verschiedenen Gründen", sagte Bissonnette. "Was auch immer er sagt, sagte er. Ich werde das nicht kommentieren."

"Jeder hätte der Schütze sein können", sagte ein anderes Seals-Mitglied der Zeitung "New York Times", das nicht namentlich genannt werden wollte. "Wir wussten, dass dieser Moment mit Rob O'Neill irgendwann kommen würde und jetzt ist er da." Andere Militärangehörige halten an der Version fest, dass der "Point Man" bin Laden getötet habe. O'Neill hingegen habe lediglich "Absicherungsschüsse" auf den bereits am Boden liegenden Terroristen abgefeuert.

Ursprünglich wollte O'Neill seine Identität erst Mitte November in einem Interview mit dem Sender Fox News lüften, doch eine von ehemaligen Seals betriebene Website veröffentlichte seinen Namen schon vorab, möglicherweise aus Protest gegen den von O'Neill gebrochenen Kodex der Verschwiegenheit der Elitesoldaten und seine Behauptung, er sei derjenige, der bin Laden zur Strecke gebracht habe.

Schütze womöglich gar nicht ermittelbar

Auch gegen Bissonnette wird wegen möglicher Verbreitung geheimer Informationen in seinem Buch ermittelt. Eine offizielle und von der US-Regierung autorisierte Version über den Hergang der Nacht in Abbottabad oder offizielle Videoaufnahmen des Einsatzes gibt es bislang nicht. Zudem haben Vertreter des US-Verteidigungsministeriums O'Neills Geschichte weder bestätigt noch dementiert.

Frühere Seals-Kommandanten schickten jedoch einen Brief an alle aktiven und ehemaligen Mitglieder der Elitetruppe, in der sie eindringlich auf den Verschwiegenheitskodex hinwiesen und sie aufforderten, vom buhlen um "öffentliche Aufmerksamkeit" abzusehen.

"Wir tolerieren keine willentliche oder eigennützige Missachtung unserer Grundwerte im Gegenzug für öffentliche Bekanntheit und finanziellen Gewinn", schrieben sie. "Wir werden aktiv nach rechtlichen Möglichkeiten suchen, die Mitglieder zur Rechenschaft zu ziehen, die absichtlich das Gesetz verletzen und so unsere Teammitglieder, unsere Familien und mögliche zukünftige Einsätze in Gefahr bringen", heißt es in dem Brief.

Einige Navy Seals stellten bereits infrage, ob wegen der Dunkelheit und der verwinkelten Szenerie in dem Haus in Pakistan jemals festgestellt werden könne, wessen Kugeln genau den Al-Kaida-Chef getroffen hätten. An bin Ladens Leiche wurde nach dem Einsatz keine Autopsie vorgenommen. Der Körper des Terroristenführers wurde den Angaben des US-Militärs zufolge anschließend auf See bestattet.

Quelle: ntv.de, bwe

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