Politik

Pjöngjang gibt sich launisch Entspannung auf Koreanisch

Werden die Tore nach Kaesong bald wieder geöffnet?

Werden die Tore nach Kaesong bald wieder geöffnet?

(Foto: REUTERS)

Wochenlang droht Nordkoreas Diktator Kim mit Krieg. Zwischenzeitlich kehrt Ruhe ein, sogar Gespräche mit Seoul werden vereinbart. Doch dann sagt Pjöngjang ab. Nun liefert das Regime im Norden eine Begründung. Die zeigt, wie fragil das Verhältnis der beiden Staaten nach wie vor ist.

Die Zeit des Säbelrasselns ist vorbei, dennoch bleibt das Verhältnis zwischen Nord- und Südkorea mehr als kompliziert. Das zeigt das diplomatische Geplänkel um die Wiederaufnahme von Gesprächen zwischen den beiden Staaten. Die Gespräche wurden am Mittwoch kurzfristig abgesagt, nun hat das kommunistische Regime verbal nachgelegt. Das "Komitee für die friedliche Wiedervereinigung Koreas" beschuldigte Seoul, mit Absicht ein Hindernis für die Gespräche geschaffen zu haben.

"Das zeigt, dass die südkoreanische Seite von Beginn an keinen Dialog führen wollte", sagte ein Sprecher laut Staatsmedien. Das Komitee gehört zur Kim Jong Uns Arbeiterpartei. Der Verlauf der Verhandlungen deutet allerdings darauf hin, dass das Gegenteil der Fall ist. Nordkorea stößt sich daran, dass der Süden keinen Minister zu den Verhandlungen schicken wollte. Tatsächlich war es selbst dazu nicht bereit. Das Regime Kim Jong Uns präsentiert sich einmal mehr als launische Diva.

Der Norden zieht sich nun wieder in einen verbalen Schützengraben zurück, den es bereits verlassen zu haben schien. Vergangene Woche hatte Pjöngjang angedeutet, dass man wieder zu Gesprächen bereit sei. So wurde eine ständige Telefonleitung in den Süden wieder freigeschaltet, was als erstes Zeichen der Annäherung galt.

Der Weg zu einer Annäherung ist allerdings äußerst lang. Im Frühjahr hielt Diktator Kim Jong-Un mit seinen Kriegsdrohungen und Atomtests die ganze Welt in Atem, schoss Raketen ab und zeigte in Videos die Eroberung Seouls durch seine Armee. Fakten schuf dann die Schließung der Sonderwirtschaftszone Kaesong. Anders als die Kriegsdrohungen hatte diese konkrete Folgen - nicht zuletzt finanzieller Natur.

Streit über Delegationen

Im von beiden Staaten gemeinsam betriebenen Gewerbegebiet Kaesong produzieren 53.000 nordkoreanische Arbeiter Waren für den Süden, was es zu einer wichtigen Devisenquelle für Kim Jong-Un macht. Immer wenn die Tore des Wirtschaftsparks geschlossen werden, ist das ein Zeichen dafür, dass die Lage sehr ernst ist, berichteten Korea-Experten. So verwundert es nicht, dass Kaesong das erste Thema ist, über das sich beide Seiten wieder annähern. Beide Seiten dürften an einer Entspannung interessiert sein.  Schließlich wünschen sich die zahlreichen dort ansässigen Firmen aus Südkorea, dass die Produktion bald wieder anläuft.

Entspannt waren die Verhandlungen über die Gespräche allerdings keineswegs. Diese wären immerhin die erste Zusammenkunft auf Regierungsebene seit sechs Jahren gewesen, hätten also durchaus eine historische Dimension gehabt. In einem Grenzort trafen sich Abgesandte, um zu klären, wer auf der jeweiligen Seite die Delegation anführen soll. Doch schon darüber gab es Streit.

Seoul wollte ein Treffen auf Ministerebene, der Norden auch, nur anders. Der Süden sollte einen Minister schicken, als Partner sollte der sich aber mit einem rangniedrigeren Vertreter Pjöngjangs begnügen. Darauf ließen sich wiederum die Südkoreaner nicht ein und nominierten Vize-Verteidigungsminister Kim Nam Shik als Delegationsleiter. Nordkorea reagierte verschnupft und sagte die Gespräche kurzerhand ab. Dass man vom Süden etwas verlangte, das man selbst nicht zu geben bereit war, schien da nicht weiter zu stören. Mehr noch, man beschuldigt den Süden obendrein, gar nicht ernsthaft an Gesprächen interessiert gewesen zu sein.  Die Episode zeigt, wie kompliziert die Verhandlungen mit Nordkorea sind. Das Regime misst offensichtlich mit zweierlei Maß und projiziert geradezu seine eigenen Fehler auf den Nachbarn im Süden. Nordkorea war ganz offenbar selbst nicht ernsthaft an Gesprächen interessiert.

Nordkorea bleibt ein schwieriger Verhandlungspartner mit großem Geltungsdrang. Ein Fortschritt sind die Gespräche dennoch. Die Lage zwischen beiden Staaten ist so vertrackt, dass es immer gut ist, wenn überhaupt geredet wird. Nordkorea zeigt, dass es hofiert werden will. Und wie sehr es diese Form der Anerkennung offenbar nötig hat. Auf beiden Seiten bleibt aber das Interesse daran, Kaesong wieder zu öffnen. Daher dürfte ein erneuter Gesprächsversuch nicht allzu lange auf sich warten lassen. Es ist eben eine Entspannung auf Koreanisch.

Quelle: ntv.de, mit dpa/AFP

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