Politik

Reaktionen auf den Tod Weizsäckers "Er hat Deutschland Orientierung gegeben"

Richard von Weizsäcker während seiner später als historisch in die Geschichtsbücher eingegangenen Rede am 8. Mai 1985 zum 40. Jahrestag des Kriegsendes.

Richard von Weizsäcker während seiner später als historisch in die Geschichtsbücher eingegangenen Rede am 8. Mai 1985 zum 40. Jahrestag des Kriegsendes.

(Foto: dpa)

Politiker aus dem In- und Ausland würdigen den früheren Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker, der im Alter von 94 Jahren gestorben ist.

Eine Auswahl der Reaktionen:

  • Bundeskanzlerin Angela Merkel sprach von einem großen Verlust. "Wie er von 1984 bis
    1994 sein Amt ausgeübt hat, das hat Maßstäbe gesetzt", sagte Merkel in einer Erklärung am späten Nachmittag. Seine Reden hätten die Menschen erreicht, die seine "hohe persönliche Integrität" wahrgenommen hätten. Deutschland verdanke ihm richtungsweisende Reden. Hinter den Worten hätten gelebte Werte gestanden. Sie denke dabei besonders an die Rede zum 40. Jahrestags des Endes des Zweiten Weltkrieges 1985. "Er sprach damals von einem Tag der Befreiung vom menschenverachtenden System der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft: eine notwendige und klare Aussage, die für unser deutsches Selbstverständnis bedeutend war."
    Die Überwindung der Teilung Deutschlands sei ihm ein Herzensanliegen gewesen. Weizsäckers Rede am 3. Oktober 1990 werde sie niemals vergessen - und auch nicht "meinen inneren Jubel", sagte Merkel und zitierte Weizsäcker: "So erleben wir den heutigen Tag als Beschenkte."
  • SPD-Chef und Vizekanzler Sigmar Gabriel: "Richard von Weizsäcker hatte die Gabe und den Intellekt, den Menschen Orientierung zu geben und Deutschland in der Welt würdig zu vertreten."
  • CSU-Chef Horst Seehofer: "Als Bundespräsident war es Richard von Weizsäcker ein großes Anliegen, "Präsident aller Bürger" zu sein und genau das war er. Er war eigenständig und überparteilich und prägte damit das Bild eines idealen Staatsoberhaupts." Deutschland verlieren "einen der ganz großen Deutschen der Nachkriegsgeschichte".
  • Unions-Fraktionschef Volker Kauder sagte, von Weizsäcker habe "Deutschlands Ansehen in der Welt gemehrt". Von Weizsäcker habe "die Versöhnung und Aussöhnung mit unseren Nachbarn in Europa und mit Israel als eine besondere Verpflichtung und Aufgabe empfunden und gelebt".
  • Linken-Fraktionschef Gregor Gysi: "Er war ein Mann der hohen politischen Kultur" würdigte Gysi.
  • Die Grünen sprachen von "wunderbaren Menschen, großen Staatsmann und Intellektuellen". "Seine moralische Integrität wird uns allen fehlen", teilten die Fraktionsvorsitzenden Anton Hofreiter und Katrin Göring-Eckardt mit.
  • Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller bezeichnete den verstorbenen Alt-Bundespräsidenten als großartigen Weltbürger und moralische Autorität. "Mit dem Tod Richard von Weizsäckers verliert unser Land einen großen Staatsmann und unsere Stadt einen überzeugten Berliner", sagte der SPD-Politiker. "Als Regierender Bürgermeister von Berlin trug er zwischen 1981 und 1984 Verantwortung für den West-Teil der damals noch geteilten Stadt und verlor dabei auch nie die andere Stadthälfte aus den Augen." Von Weizsäckers Tod reiße eine schmerzhafte Lücke, sagte Müller. "Die Stadt ist ärmer geworden. Berlin sagt Richard von Weizsäcker Dank. Wir verneigen uns vor diesem großartigen Weltbürger, engagierten Demokraten und leidenschaftlichen Mitbürger."
  • Hamburgs Regierungschef Olaf Scholz hob das Wirken Weizsäckers für die "Versöhnung Deutschlands mit seinen Nachbarn" hervor. Ein beeindruckendes Zeichen seiner Weitsicht sei auch die frühe Unterstützung der Ostpolitik gewesen, erklärte der stellvertretende SPD-Vorsitzende in Hamburg. "Er hat Deutschland Orientierung gegeben, und er hat sowohl unser Land als auch das Bild unseres Landes in der Welt geprägt." Von Weizsäcker sei ein weitsichtiger Denker und großer deutscher Politiker gewesen.
  • Alt-Bundespräsident Roman Herzog schreibt in der morgen erscheinenden "Bild am Sonntag", von Weizsäcker sei ein politischer Visionär gewesen. Er habe "die hergebrachten Gegensätze unseres ganzen politisch-gesellschaftlichen Denkens nicht anerkannt, zumindest immer wieder hinterfragt".
  • Der Generalsekretär des Europarates, Thorbjørn Jagland, würdigte Weizsäcker als "besten Botschafter Deutschlands". "Präsident von Weizsäcker war ein außerordentlich ernsthafter und weiser Politiker, ein wahrer Weltbürger", fügte der norwegische Sozialdemokrat hinzu. "Seine Stimme der Vernunft wird Europa und der internationalen Gemeinschaft fehlen."
  • EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker würdigte Richard von Weizsäcker als "Freund". "Von Weizsäcker hat sich um Deutschland und um ganz Europa hohem Maße verdient gemacht", teilte Juncker in Brüssel mit. Seine Rede zum 40. Jahrestag des Kriegsendes 1985 sei "prägend für eine Generation und das Selbstbild Deutschlands als integrierende Kraft in der Mitte des Kontinents" gewesen. "Richard von Weizsäcker war ein großer Staatsmann, der über seinen Tod hinaus allen Orientierung bietet, die heute in Europa politische Verantwortung tragen", so Juncker. "Sein Wort und seine Persönlichkeit wird uns im Gedächtnis bleiben."
  • Frankreichs Staatspräsident François Hollande würdigte den Altbundespräsidenten als Zeugen und Akteur seiner Zeit. Er habe durch seine persönliche Geschichte, sein politisches Engagement und seine moralische Haltung die Geschichte seines Landes geprägt, sagte Hollande. Er teile die Trauer des deutschen Volkes.
  • Österreichs Spitzenpolitiker hoben die Rolle Weizsäckers bei der Aufarbeitung der deutschen Geschichte und sein Engagement für Europa hervor. Von Weizsäcker habe in seiner Rede vom 8. Mai 1985 zum Ende des Zweiten Weltkrieges "richtungsweisende Akzente gesetzt und zu den guten Beziehungen zwischen Deutschland und Österreich wichtige Beiträge geleistet", sagte Bundespräsident Heinz Fischer. "Sein Engagement für ein friedliches und vereintes Europa sollte uns heute mehr denn je ein Beispiel sein", sagte Bundeskanzler Werner Faymann.

Quelle: ntv.de, nsc/dpa

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