Opposition: Demonstranten getötet Erneut Gewalt in Teheran
27.12.2009, 13:21 Uhr
Das Foto eines Augenzeugen zeigt den Angaben zufolge einen Polizisten (im weißen Hemd), der in Sicherheit gebracht wird - westlichen Journalisten war die unabhängige Berichterstattung über die Kundgebungen verboten.
(Foto: AP)
Regierungskritische Iraner haben in Teheran erneut gegen Präsident Mahmud Ahmadinedschad demonstriert. Aus Kreisen der Opposition hieß es, bei heftigen Auseinandersetzungen zwischen Regierungsgegnern und Sicherheitskräften habe es Tote gegeben. Auch von Verletzten war die Rede.
Die iranische Polizei dementierte dies. "Bisher haben wir keine Berichte erhalten, dass Personen von der Polizei getötet wurden", zitierte die Nachrichtenagentur Fars eine nicht näher benannte Quelle der Polizei. Allerdings seien mehrere Polizisten "bei den heutigen Unruhen" verletzt worden. Zuvor hatte die oppositionelle Internet-Seite Rahesabs die Information veröffentlicht, dass vier Demonstranten in Teheran von Sicherheitskräften erschossen worden seien.
Die regierungskritische Internetseite "Jaras" berichtete, die Polizei habe das Feuer auf Anhänger der Reformbewegung eröffnet. Der Vorfall habe sich im Zentrum der Hauptstadt Teheran ereignet. Wenige Minuten später seien in der Umgebung weitere Schüsse gefallen. Zudem würden auch aus anderen iranischen Städten wie Isfahan und Nadschafabad Zusammenstöße zwischen Polizisten und Demonstranten gemeldet.
Außerdem sollen sich Polizisten Befehlen widersetzt haben, hart gegen Demonstranten vorzugehen, meldete "Jaras". "Die Polizisten weigern sich, die Befehle ihrer Vorgesetzten zu erfüllen und auf Demonstranten im Zentrum zu schießen", hieß es. "Einige versuchen, in die Luft zu schießen, wenn sie von ihren Vorgesetzten unter Druck gesetzt werden."
Tränengas gegen Demonstranten
Laut Augenzeugen und oppositionellen Webseiten setzte die Polizei Tränengas ein, um die Regimekritiker auseinanderzutreiben. Die iranische Führung hatte laut Augenzeugen an neuralgischen Punkten der Hauptstadt Einheiten der Sicherheitskräfte zusammengezogen, um mögliche Protestkundgebungen zu unterbinden.

Das Foto eines Augenzeugen zeigt den Angaben zufolge einen Demonstranten in Teheran - westlichen Journalisten war die unabhängige Berichterstattung über die Kundgebungen verboten.
(Foto: AP)
Die iranische Opposition nutzt das schiitische Aschura-Fest zu Demonstrationen gegen die Regierung. Bereits am Samstag sei es immer wieder zu Zusammenstößen mit Sicherheitskräften gekommen, meldeten Internetseiten der Opposition. Die Polizei habe Tränengas eingesetzt und in die Luft geschossen, um die Kundgebungen aufzulösen.
Rede Chatamis verhindert
Die Oppositionellen hatten sich am Samstag an zunächst mehreren Stellen in Teheran versammelt, darunter auch an der Universität, hieß es auf den regimekritischen Websites. Zu größeren Protesten kam es nach Augenzeugenberichten am Samstagnachmittag auch in der belebten Niavaran-Avenue im Norden Teherans. Dort gingen Hunderte Anhänger der grünen Bewegung von Oppositionsführer Mir Hussein Mussawi auf die Straße. Sie riefen Parolen gegen Ahmadinedschad, nachdem eine Rede des regimekritischen Ex-Präsidenten Mohammed Chatami von Anhängern Ahmadinedschads verhindert worden war. Augenzeugen berichteten, die Polizei habe die Demonstranten bis in Seitenstraßen verfolgt.
Zuletzt hatten die Regimekritiker die Trauerfeierlichkeiten für den vor einer Woche gestorbenen Großajatollah Hussein Ali Montaseri für Demonstrationen in vielen Städten des Landes genutzt. Die Proteste im Iran richten sich gegen die umstrittene Wiederwahl von Ahmadinedschad im Juni. Die Opposition wirft dem erzkonservativen Präsidenten Wahlbetrug vor. Montaseri hatte Ahmadineschad mehrfach beschuldigt, diktatorisch zu regieren.
Quelle: ntv.de, dpa/rts/AFP