Brisantes Irak-Dossier Erste Details bekannt
10.12.2002, 08:31 UhrIn dem irakischen Rüstungsbericht finden sich auch Informationen über ein früheres Programm zum Bau von Atomwaffen. Das geht aus dem neunseitigen Inhaltsverzeichnis des 12.000-seitigen Dokuments hervor, das von den Vereinten Nationen in New York veröffentlicht wurde.
Die UN-Inspektoren kontrollierten am Dienstag unter anderem ein Uranbergwerk in der irakischen Wüste. Ein ranghoher Vertreter der irakischen Regierung bezeichnete das Verhalten der Rüstungsexperten als "ruhig und professionell".
Rund 2.100 Seiten der irakischen Erklärung plus ein 300-seitiger Anhang befassen sich laut Inhaltsverzeichnis mit dem Atomwaffenprogramm bis zum Golfkrieg 1991. Der Abschnitt zu chemischen Waffen, ebenfalls mehrere tausend Seiten lang, umfasst Informationen über Forschung, Entwicklung und Produktion von Chemikalien sowie die Geschäftsbeziehungen zu Chemieunternehmen.
In der Biowaffen-Deklaration geht es unter anderem um Militärinstitutionen, die mit dem Programm befasst waren, sowie um Forschungen zur Maul-und Klauenseuche. Die Erklärung zu den ballistischen Waffen ist mit rund 1.200 die kürzeste. Irak darf nach UN-Beschlüssen keine Raketen mit einer Reichweite über 150 Kilometer besitzen.
Washington nahm die Waffenerklärung im Original an sich. Die übrigen vier ständigen Sicherheitsratsmitglieder Russland, China, Großbritannien und Frankreich sollten vollständige Kopien bekommen. Die nicht ständigen Mitglieder erhalten dagegen eine von UN-Experten übersetzte und bereinigte Fassung. Die UN-Abrüstungskommission für Irak (UNMOVIC) will etwa Hinweise zum Bau von Waffen aus der öffentlichen Version streichen.
Ein Team der UN-Inspektoren überprüfte derweil ein entlegenes Uranbergwerk bei Akaschat an der syrischen Grenze. Eine andere Gruppe von Rüstungskontrolleuren besuchte wieder das Atomforschungszentrum El Tuwaitha südöstlich von Bagdad. Ein tiermedizinisches Institut im Westen der Hauptstadt wurde auf potenziell gefährliche Bio-Substanzen untersucht. Ferner wurden ein militärisches Ausbildungszentrum und eine Industrieanlage inspiziert.
Am Dienstagabend trafen rund 25 weitere Rüstungskontrolleure in Bagdad ein, so dass sich die Gesamtzahl der Inspektoren auf etwa 70 erhöhte.
Generalleutnant Hossam Mohammed Amin, der höchste Verbindungsoffizier zu den Inspektoren äußerte sich positiv über das Auftreten der UN-Experten. "Wir sind (mit ihrem Verhalten) bislang zufrieden, weil es ruhig und professionell ist", sagte Amin, wiederholte aber gleichzeitig seine Kritik an der Inspektion eines Palastes von Staatschef Saddam Hussein vor einer Woche.
Der Besuch der Rüstungskontrolleure dort sei auf Druck der USA zu Stande gekommen. Diese hätten eine Konfrontation zwischen Irak und den Inspektoren provozieren wollen, sagte Amin.
Blair bekräftigt Entschlossenheit zu Militärschlag
Der britische Premierminister Tony Blair bekräftigte die Bereitschaft Großbritanniens und der USA zu einem Angriff auf Irak, falls Saddam Hussein gegen die jüngste UN-Resolution verstoße. Wer glaube, Bagdad werde die Forderungen der Vereinten Nationen erfüllen, sei naiv, wurde Blair von der "Financial Times" zitiert.
Unterdessen bombardierten US-Kampfflugzeuge in der südlichen Flugverbotszone irakische Abschussvorrichtungen für Boden-Luft-Raketen. Diese waren nahe El Amarah, etwa 260 Kilometer südöstlich von Bagdad, stationiert, wie die US-Streitkräfte mitteilten.
Quelle: ntv.de