Politik

Granatbeschuss verzögert UN-Mission Erste Hilfslieferung erreicht Homs

Bewohner von Homs gehen zu einem Treffpunkt, von wo sie evakuiert werden sollen. Ob dies trotz des Beschusses weiterhin möglich ist, ist derzeit unklar.

Bewohner von Homs gehen zu einem Treffpunkt, von wo sie evakuiert werden sollen. Ob dies trotz des Beschusses weiterhin möglich ist, ist derzeit unklar.

(Foto: REUTERS)

2500 Menschen sitzen im syrischen Homs fest. Die von Aufständischen beherrschte Stadt wird von Regierungstruppen belagert. Nun erhalten die Menschen erstmals eine UN-Hilfslieferung. Doch sie wird durch den Bruch der Waffenruhe gefährdet.

In der seit eineinhalb Jahren belagerten Altstadt von Homs haben die Zivilisten erstmals Hilfslieferungen mit Lebensmitteln und Medikamenten erhalten. Mindestens zwei UN-Lastwagen erreichten die Stadt, wie die Organisation Syrische Menschenrechtsbeobachter bestätigte. Die von den Bürgerkriegs-Gegnern vereinbarte Versorgung der rund 2500 Menschen in der umkämpften Zone hatte sich jedoch um mehrere Stunden verzögert.

Nach Darstellung des amtlichen syrischen Fernsehens in Homs wurden während der Mission vier Mitarbeiter der Hilfsorganisation Roter Halbmond von Rebellen verletzt. Die Helfer hätten gerade versucht, Güter in die belagerte Stadt zu bringen und seien unter Beschuss geraten, hieß es in dem Bericht. Verantwortlich seien "bewaffnete Terrorgruppen", womit die Behörden von Staatschef Baschar al-Assad Rebellen bezeichnen. Der Rote Halbmond erklärte auf Twitter, ein Lastwagenfahrer sei verletzt worden. Als die Helfer in der Altstadt von Homs eintrafen, schlugen demnach Mörsergranaten in der Nähe ein.

Bereits zuvor hatten sich Vertreter des Regimes und der Rebellen gegenseitig beschuldigt, eine seit dem Vortag geltende Waffenruhe für Homs gebrochen zu haben. Der Gouverneur der Provinz Homs, Talal al-Barasi, erklärte, die Aufständischen hätten aus ihrer Zone Mörsergranaten abgefeuert. Der Aktivist Omar Homsi aus dem belagerten Teil von Homs sagte der Nachrichtenagentur dpa am Telefon, Heckenschützen des Regimes hätten Schüsse auf den Zugang zur Altstadt abgegeben, um die Einfahrt der Hilfskonvois zu sabotieren.

Der Konvoi mit Lebensmitteln und Medikamenten hatte bereit gestanden, um in die Altstadt zu fahren. Er erhielt aber zunächst aus Sicherheitsgründen noch kein grünes Licht, wie Aktivisten berichteten.

"Kleiner, aber wichtiger Schritt"

Syrische Regierungstruppen belagern die Altstadt von Homs seit Mitte 2012. Die Situation der dort eingeschlossenen Menschen gilt als kritisch. Viele litten an Hunger, berichten Aktivisten. Die Umsetzung der Homs-Vereinbarung gilt als wichtige Voraussetzung für die zweite Runde der Genfer Friedensgespräche. Sie soll am Montag beginnen. Die erste Runde dieser Gespräche war Ende Januar ohne greifbare Ergebnisse zu Ende gegangen. Der Homs-Kompromiss war erst vor wenigen Tagen erzielt worden.

Am Freitag wurden mehr als 80 Zivilisten mit drei Bussen aus der Altstadt gebracht, vor allem Frauen, Kinder und ältere Menschen. Viele von ihnen hätten deutliche Zeichen von Hunger und Unterernährung gezeigt, sagten Helfer. Gouverneur Talal al-Barasi hatte im Staatsfernsehen gesagt, in der ersten Gruppe würden Kinder und Jugendliche unter 15 Jahren sowie Frauen und Männer über 55 Jahre herausgebracht.

Der Hilfsaktion war eine Einigung zwischen der Regierung in Damaskus, den Aufständischen und den Vereinten Nationen vorausgegangen. Nach russischen Angaben hatten sich beide Seiten auf eine dreitägige Waffenruhe geeinigt. UN-Nothilfekoordinatorin Valerie Amos sprach am Freitag in New York von einem "kleinen, aber wichtigen Schritt auf dem Weg zur Einhaltung internationaler Menschenrechte".

Die zu großen Teilen von Rebellen besetzte Stadt wird von Regierungstruppen und regierungstreuen Milizen belagert. Homs war 2011 ein Ausgangspunkt des Aufstandes gegen den syrischen Präsidenten Baschar al-Assad, dessen Truppen die Proteste mit Waffengewalt niederschlugen und damit den Bürgerkrieg auslösten. In dem Konflikt sind weit mehr als 100.000 Menschen ums Leben gekommen.

Mehr deutsche Islamisten in Syrien

Der stete Zustrom deutscher Islamisten in die syrischen Bürgerkriegsgebiete beunruhigt unterdessen die Behörden in Deutschland. Die Türkei, wichtigste Transitstation für internationale islamistische Kämpfer auf dem Weg ins südliche arabische Nachbarland, tut offenbar wenig, um sie zu stoppen.

Nur in Einzelfällen habe die Türkei Extremisten aus Deutschland an der Weiterreise nach Syrien gehindert und wieder zurückgeschickt, erklärte das Bundesinnenministerium auf eine Anfrage der Linksfraktion. Im Jahr 2013 seien es zehn Fälle gewesen.

Der Verfassungsschutz hat bislang mehr als 270 deutsche Islamisten gezählt, die nach Syrien ausgereist sind. Deutsche Sicherheitskreise wünschten sich ein stärkeres Eingreifen der türkischen Behörden, hieß es. Deren Zusammenarbeit mit deutschen Stellen sei "durchaus verbesserungsfähig".

Quelle: ntv.de, mli/dpa/rts

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