Syrien und Christenverfolgung Erwartungen an Papst-Reise
14.09.2012, 11:13 Uhr
Der Besuch des Papsts im Libanon gilt vordergründig vor allem einer katholischen Bastion im arabischen Raum. Doch die Menschen erwarten von Papst Benedikt XVI. dringend Worte zu dem blutigen Konflikt im benachbarten Syrien und zur Situation der Christen in der Krisenregion.
Papst Benedikt XVI. ist mit einer Friedensbotschaft für den Nahen Osten in den Libanon abgeflogen. Der dreitägige Besuch des Oberhauptes der Katholiken gilt nicht nur der christlichen Minderheit im Libanon, sondern der gesamten Krisenregion.
Benedikt kommt offiziell als Kirchenoberhaupt, nicht als Politiker. Anlass ist das Schlussdokument der Nahost-Bischofssynode von vor zwei Jahren. 2010 hatte er 150 Patriarchen und Bischöfe des Nahen Ostens zu einer Sondersynode für die Ostkirchen in Rom zusammengerufen. Der Papst unterschreibt und übergibt das Papier, das Wege aus der schwierigen Lage zahlreicher Christen in der Region sucht und zu Frieden und Religionsfreiheit aufrufen dürfte. Für die Messe und Übergabezeremonie werden 300.000 Gläubige erwartet, die Regierung setzt rund 10.000 Sicherheitskräfte bei der Veranstaltung auf dem Messegelände ein.
In der Hauptstadt Beirut wurden viele Straßen mit Bildern des Papstes und den Flaggen des Libanons und des Vatikans geschmückt. Knapp 34 Prozent der rund vier Millionen Einwohner des Landes gehören christlichen Kirchen an, die großteils mit Rom vereint sind.
Christen fliehen
Der Papst ruft die bedrängten Christen im Nahen Osten zum Bleiben auf. Ihr Bemühen um Dialog und Versöhnung sei wichtig für den Frieden. Benedikt XVI. wolle mit seinem Besuch unterstreichen, dass Christen zur arabischen Welt gehörten, berichtete am Donnerstag Radio Vatikan. Im Irak hat die christliche Minderheit inzwischen nahezu vollständig das Land verlassen. In Ägypten häufen sich seit dem Ende der Ära von Husni Mubarak die Angriffe auf christliche Kopten.
Der Papst besucht den Libanon zu einem kritischen Zeitpunkt. Im benachbarten Syrien tobt ein Krieg. Die syrisch-orthodoxe Kirche von Antiochien erwartet von ihm einen deutlichen Friedensappell an die Konfliktparteien in Syrien. Die nordlibanesische Stadt Tripoli war seit Mai mehrfach Schauplatz tödlicher Gewalt zwischen sunnitischen Gegnern und alawitischen Anhängern von Syriens Präsident Baschar al-Assad. In der gesamten Region ist zudem ein Erstarken islamistischer Parteien zu beobachten. Die griechisch-katholische Kirche im Libanon rief den Papst zuletzt zur diplomatischen Anerkennung eines Palästinenserstaats auf.
Für Benedikt XVI. ist der Besuch im Libanon die 24. Auslandsreise seit seinem Amtsantritt im Jahr 2005. Seither war er vier Mal im Nahen Osten - in der Türkei, in Zypern sowie in Jordanien, Israel und den Palästinensergebieten.
Quelle: ntv.de, sba/dpa(AFP