Isis-System "wahrscheinlich das Beste, was es gibt" "Euro Hawk"-Projektleiter sieht keinen Fehler
23.07.2013, 15:32 Uhr
Die Entwicklung der "Euro Hawk"-Drohne gilt als Desaster - doch die Leute, die daran arbeiten, können das nicht nachvollziehen.
(Foto: REUTERS)
Der Verteidigungsminister hält es mittlerweile für einen Fehler, dass er das Drohnen-Projekt "Euro Hawk" nicht früher stoppte. Der Leiter des Programms sieht das anders. Er freut sich über die Ergebnisse - obwohl die Drohne nicht fliegt.
Der "Euro Hawk"-Projektleiter im Rüstungs-Bundesamt hat den späten Stopp des Programms verteidigt. Im Untersuchungsausschuss des Bundestags verwies Rüdiger Knöpfel darauf, dass so eine weitere Nutzung der Aufklärungstechnik ermöglicht wurde. Die Opposition wirft Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) vor, das "Euro Hawk"-Projekt zu spät gestoppt und damit Steuergelder in großem Ausmaß verschwendet zu haben.
"Hätten wir vor einem Jahr abgebrochen, dann hätte ich gar nichts gehabt", sagte Knöpfel. Allerdings räumte er ein, dass noch nicht klar ist, ob die Aufklärungstechnik Isis wirklich eingesetzt werden kann. Dafür wurden rund 250 Millionen Euro ausgegeben, insgesamt kostete das ganze "Euro Hawk"-System den Steuerzahler mehr als eine halbe Milliarde Euro.
Das Verteidigungsministerium hatte bei dem Drohnen-Projekt im Mai wegen massiver Zulassungsprobleme und einer drohenden Kostenexplosion die Reißleine gezogen. Die Erprobung des "Euro Hawk"-Prototypen wird aber bis Ende September fortgeführt, damit die Aufklärungstechnik Isis gegebenenfalls in einem anderen bemannten oder unbemannten Flugzeug weitergenutzt werden kann. Wie teuer der Wechsel zu einem anderen System wäre, konnte Knöpfel nicht sagen. Er ist seit März 2011 Projektleiter im Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr.
Das Verteidigungsministerium hatte bisher den Eindruck vermittelt, dass kein Zweifel mehr an der Funktionstüchtigkeit von Isis besteht. Knöpfel räumte nun ein, dass weitere Tests nötig sind. Die Aufklärungstechnik sei "wahrscheinlich das Beste, was es auf der Welt gibt", hieß es im Mai unmittelbar nach dem Abbruch des Projekts aus der Leitungsebene des Ministeriums. Als alternative Trägersysteme für Isis kommen die israelische Drohne "Heron TP" und das bemannte Flugzeug Airbus A319 in Frage.
"Ein gutes System"
Knöpfel bestätigte, dass es schon Ende 2011 Hinweise auf die möglichen Mehrkosten für eine Musterzulassung des "Euro Hawks" von 100 bis 600 Millionen Euro gab. Technisch hält er die Drohne weiterhin für ein brauchbares System. "So wie es zurzeit da ist, wenn es denn zugelassen werden könnte, wäre es ein gutes System."
Der Untersuchungsausschuss des Bundestags soll klären, was bei dem Projekt schief gelaufen ist und wer die Verantwortung trägt. Die Zeugenvernehmung hatte am Montag begonnen und soll bis kommenden Mittwoch fortgesetzt werden. Insgesamt sollen 19 Zeugen befragt werden, darunter Verteidigungsminister de Maizière.
Am Montag hatten die ehemaligen Verteidigungsminister Rudolf Scharping und Franz-Josef Jung ausgesagt, dass die von ernsten Problemen bei dem Projekt nichts wussten. Es sei der amtierende de Maizière, der sich nicht genug um Informationen bemühte.
Generalinspekteur Wolfgang Schneiderhan sagt, er wäre bis heute nicht auf den Gedanken gekommen, die Entwicklung einzustellen.
Quelle: ntv.de, che/dpa