"Feindseliges Umfeld" Europarat kritisiert Menschenrechtssituation in der Türkei
05.03.2024, 13:29 Uhr Artikel anhören
Laut Dunja Mijatović, der Menschenrechtskommissarin des Europarates, hat sich die Situation in der Türkei unter anderem bezüglich der freien Meinungsäußerung extrem verschlechtert.
(Foto: picture alliance / NurPhoto)
Regierungskritische Personen in der Türkei müssen sich zunehmend vor staatlichen Repressalien in Acht nehmen. Laut Dunja Mijatović, der Menschenrechtskommissarin des Europarats, steht es um das Recht auf freie Meinungsäußerung besorgniserregend schlecht.
Der Europarat sieht eine deutliche Verschlechterung für die Meinungs- und Pressefreiheit in der Türkei. Journalisten, Menschenrechtsverteidiger und die Zivilgesellschaft agierten in einem "äußerst feindseligen Umfeld, das von systematischem Druck und rechtlichen Schritten gegen sie geprägt ist", sagte Dunja Mijatović, die Menschenrechtskommissarin des Europarates in Straßburg. Die Verschlechterung des Rechts auf freie Meinungsäußerung habe ein neues, sehr besorgniserregendes Niveau erreicht.
Der Europarat wurde 1949 zum Schutz von Demokratie, Menschenrechten und Rechtsstaatlichkeit in Europa gegründet. Er ist von der Europäischen Union unabhängig. Ihm gehören 46 europäische Staaten an. Die Organisation hatte die Menschenrechtslage in der Türkei in der Vergangenheit wiederholt kritisiert.
Die türkische Regierung setzt etwa Urteile des zum Europarat gehörenden Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte (EGMR) nicht um. Es gebe kontinuierlichen Druck, um kritische Stimmen zum Schweigen zu bringen und sie daran zu hindern, über anhaltende Menschenrechtsverletzungen zu berichten, hieß es nun vom Europarat. Der Schaden hinterlasse immer tiefere Spuren und führe zur Selbstzensur von Journalisten und unabhängigen Medien.
Das Recht auf friedliche Versammlungsfreiheit werde durch systematische Verbote, exzessive Gewaltanwendung der Polizei und Massenverhaftungen ernsthaft untergraben. Betroffen seien vor allem Veranstaltungen von LGBTQI-Personen, Frauen oder Umweltanwälten. Besonders bedauerlich sei, dass der Marsch zum Internationalen Frauentag in Istanbul seit acht Jahren verboten sei, hieß es.
Quelle: ntv.de, mes/dpa