Politik

Gaddafis oder Ortegas Mann? Ex-Priester versetzt UN in Aufruhr

Ein in den USA geborener Nicaraguaner, der bei den Vereinten Nationen den libyschen Machthaber Muammar al-Gaddafi vertritt? In New York sorgt ein Ex-Priester für Wirbel - vielleicht gewollt.

Eine schillernde Figur: Miguel d'Escoto Brockmann.

Eine schillernde Figur: Miguel d'Escoto Brockmann.

(Foto: picture alliance / dpa)

Ein früherer Priester sorgt für Wirbel bei den Vereinten Nationen. Der in den USA geborene Nicaraguaner Miguel d'Escoto Brockmann soll Libyen künftig bei den UN vertreten - hat aber gar keinen Diplomatenstatus. Die USA kündigten an, den früheren Präsidenten der UN-Vollversammlung, der nun die Interessen des libyschen Machthabers Muammar al-Gaddafi vertreten soll, nicht zuzulassen. Derzeit werde sein Visum überprüft.

Brockmann ist eine schillernde Figur. Der katholische Priester ging früh in die Politik und wurde 1979 Außenminister der linksgerichteten Sandinisten in Nicaragua unter Daniel Ortega. Weil er in der Politik blieb, erkannte ihm Papst Johannes Paul II. in den achtziger Jahren den Priestertitel ab. Brockmann, vor 78 Jahren in Los Angeles geboren, gab demonstrativ seine US-Staatsbürgerschaft zurück und warf dem damaligen US-Präsidenten Ronald Reagan vor, der "Schlächter meines Volkes" zu sein.

Eine Umarmung für Ahmadinedschad

Auch andere US-Präsidenten bekamen ihr Fett weg und Israel gehörte ohnehin zu den liebsten Zielen seiner Angriffe. Als die ganze Welt bestürzt war wegen einer als offen antisemitisch kritisierten Rede des iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad, reagierte der damalige Präsident der UN-Vollversammlung auf seine Weise: Er umarmte den iranischen Machthaber. Wenig später nannte er den internationalen Haftbefehl gegen den sudanesischen Präsidenten Omar al-Baschir, der für den Völkermord in Darfur verantwortlich gemacht wird, einen "Ausdruck westlicher Arroganz".

Jetzt taucht Brockmann wieder in New York auf - als Gesandter Gaddafis. Die früheren UN-Vertreter des Krisenlandes hatten sich vom Regime losgesagt. Vize Ibrahim Dabbashi war nach den Schüssen auf Demonstranten in Tripolis und Bengasi der erste, der diesen Schritt ging und für sich in Anspruch nahm, das Volk zu repräsentieren. Als auch sein Chef von der diplomatischen Bühne verschwand, versuchte Gaddafi, mehrere Nachfolger zu installieren. Doch die USA verweigerten ihnen schlichtweg die Visa, inklusive des Libyers Ali Abdussalam Treki ("in Gaza ist es schlimmer als in den Nazi-Lagern"). Der war vor einem halben Jahr noch Präsident der UN-Vollversammlung - als Nachfolger Brockmanns.

"Ich weiß nicht, was er hier will"

"Ich weiß nicht, was er hier will", sagte Susan Rice am Mittwochabend (Ortszeit) mit Blick auf Brockmann. Washingtons UN-Botschafterin ist verärgert, dass er bei den Vereinten Nationen als Vertreter Libyens eine Pressekonferenz geben darf und die auch noch im Pressekalender der UN angekündigt wird. "Für wen ist er hier? Als Vertreter Nicaraguas? Da gibt es schon einen UN-Botschafter." Brockmann soll von Präsident Ortega, der nach 17-jähriger Abstinenz seit 2007 wieder im Amt ist, persönlich gebeten worden sein, Gaddafis Wunsch nach Vertretung anzunehmen.

"UN-Botschafter müssen ein Diplomatenvisum haben. Ich glaube nicht, dass Mr. Brockmann eines hat. Und seine US-Staatsbürgerschaft hat er ja zurückgegeben", sagte Rice schulterzuckend. Der Ex-Priester sei nur als Tourist in New York und dieser Status werde gerade von den US-Behörden "überprüft". Sie könne nicht verstehen, wie die Vereinten Nationen Brockmann auch noch ein Podium bieten könnten. Immerhin: Aus dem Pressekalender der UN war die Pressekonferenz des Nicaraguaners kurz darauf wieder verschwunden.

Quelle: ntv.de, Chris Melzer, dpa

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