Politik

Wird der Boston-Attentäter schon verhört? FBI sagt Pressekonferenz ab

Agenten des FBI könnten bereits einen verdächtigen ermittelt haben. Offiziell wird nichts mitgeteilt.

Agenten des FBI könnten bereits einen verdächtigen ermittelt haben. Offiziell wird nichts mitgeteilt.

(Foto: Reuters)

Die Meldungen aus Boston überschlagen sich: Das Gerichtsgebäude in der Stadt wird nach einer Bombendrohung zeitweise evakuiert. Es handelt sich um einen Fehlalarm. Inzwischen teilt die Polizei mit, dass es nach dem Terroranschlag noch keine Festnahme gegeben habe. US-Medien hatten berichtet, ein Tatverdächtiger sei identifiziert und festgenommen worden.

Die US-Bundespolizei FBI hat eine für diese Nacht geplante Pressekonferenz zum Bombenanschlag von Boston auf unbestimmte Zeit verschoben. Einen Grund für die Verschiebung nannte das FBI nicht. Zuvor hatten US-Medien berichtet, dass die Ermittler einen Verdächtigen identifiziert hatten. Informationen des Nachrichtensenders CNN, wonach ein Mann festgenommen worden sei, dementierten die Behörden.

Medien spekulierten nun, dass die Ermittler möglicherweise bereits einen ersten Verdächtigen verhörten - ohne ihn offiziell festgenommen zu haben.

Mehrere US-Medien berichteten zudem, dass die Bundespolizei FBI mit Hilfe von Videoaufnahmen einen Verdächtigen identifiziert habe. Die Zeitung "Boston Globe" berief sich auf Ermittlungen, wonach ein Verdächtiger am Ort der zweiten Explosion in der Boylston Straße eine schwarze Tasche getragen und womöglich dort abgelegt hat.

Zwei Explosionen hatten am Montag den Zielbereich des traditionsreichen Marathonlaufs in Boston erschüttert. Drei Menschen wurden nach Polizeiangaben getötet und mehr als 180 weitere verletzt. Nach Angaben des FBI wurden bei der Attacke selbstgebaute Sprengsätze verwendet, die vermutlich in schwarzen Nylontaschen oder Rucksäcken verstaut gewesen waren.

Bislang gebe es weder ein Bekennerschreiben noch einen Tatverdächtigen, hatten die US-Behörden zuvor mitgeteilt. Die Ermittlungen gingen in alle Richtungen. Die Spekulationen reichten von einem Anschlag islamistischer Terroristen bis hin zu einem fanatischen Einzeltäter mit unbekannten Motiven. Bis Dienstagmittag gingen nach Angaben der Ermittler mehr als 2000 Hinweise ein.

Bundesgericht evakuiert

Für Aufregung sorgen unterdessen auch Briefe, die laut FBI Spuren

Die Gegend um das Bundesgericht wurde zeitweilig abgesperrt.

Die Gegend um das Bundesgericht wurde zeitweilig abgesperrt.

(Foto: Reuters)

des hochwirksamen Gifts Rizin enthalten. Einer der Briefe war an US-Präsident Barack Obama gerichtet, ein weiterer an einen Senator. Laut FBI gibt es allerdings keinen Zusammenhang zwischen den Briefen und dem Attentat von Boston.

Sicherheitskräfte evakuierten nach einer Bombendrohung zudem das Bundesgericht in Boston. Anwälte, Gerichtsbedienstete und Medienvertreter wurden zum Verlassen des Gebäudes aufgefordert und sollten sich zudem von dem Gebäude entfernen. Die Polizei vermutet, dass ein Trittbrettfahrer falschen Alarm gegeben hatte.

Die Ermittler in Boston baten auch die Öffentlichkeit um Mithilfe. Die Bundespolizei FBI und die Polizei von Boston forderten Augenzeugen auf, Fotos oder Videos vom Anschlag einzureichen. Aufnahmen, die unmittelbar vor und nach den Explosionen gemacht worden seien, seien besonders wichtig, sagte der örtliche Polizeichef Ed Davis. Der FBI-Chef von Boston, Rick DesLauriers, rief Restaurants und Geschäfte in der Nähe auf, Bilder von Überwachungskameras zur Verfügung zu stellen. "Irgendjemand weiß, wer dies getan hat", sagte DesLauriers. Viele Stunden Filmmaterial und zahlreiche Fotos wurden bereits analysiert, sagte er.

Obama reist nach Boston

Präsident Barack Obama will an diesem Donnerstag an einem Gedenkgottesdienst für die Anschlagsopfer in Boston teilnehmen. Die Flaggen an öffentlichen Gebäuden im Land wehen bis Samstagabend auf halbmast. Bereits am Dienstagabend erinnerten Hunderte Menschen bei kurzfristig organisierten Gedenkfeiern in Boston an die Opfer.

Bei einer speziell für den achtjährigen Martin Richard organisierten Trauerfeier kamen Hunderte Menschen in einem Park im Vorort Dorchester zusammen. Der Junge hatte zusammen mit seiner Familie den Zieleinlauf verfolgt, als die Bomben explodierten. Der trauernde Vater Bill Richard bestätigte, dass seine Frau schwer verletzt wurde und seiner Tochter ein Bein amputiert werden musste. Das dritte Kind blieb unverletzt. In ersten US-Meldungen hatte es geheißen, der Vater sei mitgelaufen und sein Sohn Martin sei getötet worden, als er den Zieleinlauf des Vater verfolgen wollte. Dies wurde nun korrigiert.

London bereitet sich vor

Als Reaktion auf den Terrorakt gilt beim Marathon am Sonntag in London eine erhöhte Sicherheitsstufe. Zudem wurden die Läufer aufgefordert, schwarze Schleifen zum Gedenken an die Opfer von Boston zu tragen. Die Hamburger Polizei wird ihre Sicherheitsvorkehrungen für den Marathon am Sonntag dagegen nicht verschärfen. "Wir haben derzeit keine direkten Hinweise, dass es eine Verbindung zwischen Boston und Hamburg gibt", sagte eine Sprecherin in der Hansestadt. "Wir haben keine Veranlassung, etwas zu verschärfen." Die Sicherheitsvorkehrungen für die Sportveranstaltungen seien immer schon hoch gewesen, betonte sie. Die Sicherheitslage werde zudem "ständig" überprüft. Für den Hamburger Marathon haben sich nach Veranstalterangaben fast 15.000 Läufer angemeldet, zudem werden Hunderttausende Zuschauer erwartet.

Quelle: ntv.de, ppo/dpa/AFP/rts

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