Datensammelei der NSA Facebook nennt Zahlen
15.06.2013, 09:56 Uhr
Mehr als 18.000 Benutzerkonten auf dem sozialen Netzwerk sollen von den Anfragen der Behörden betroffen gewesen sein.
(Foto: AP)
Nach Vorwürfen im Prism-Überwachungsskandal der USA macht Facebook erstmals konkrete Angaben. Von tausenden Anfragen der amerikanischen Behörden ist die Rede. Wie oft und in welchem Umfang das Unternehmen den Ersuchen nachkam, bleibt unklar.
In dem Skandal um die Überwachung des Internets in den Vereinigten Staaten hat der Internetkonzern Facebook erstmals Details zu Anfragen der US-Behörden genannt. 9000 bis 10.000 Anfragen der Behörden seien im zweiten Halbjahr 2012 eingegangen, teilte das Unternehmen mit. Bei den Anfragen sei es sowohl um Fälle vermisster Kinder, gewöhnliche Kriminalfälle als auch um Terrordrohungen gegangen. 18.000 bis 19.000 Konten auf dem sozialen Netzwerk seien betroffen gewesen. Das Unternehmen teilte nicht mit, wie oft es den Anfragen entsprach.
Facebook schütze "aggressiv" die Daten seiner Nutzer, versicherte jedoch der Firmenanwalt Ted Ullyot. Oft lehne der Konzern die Anfragen ab, fordere die Regierung auf, ihre Anforderungen herunterzuschrauben, oder gebe einfach weniger Daten als gefordert heraus. In jedem Fall gebe Facebook nur so viel heraus, wie es das Gesetz verlange. Facebook sieht sich scharfer Kritik ausgesetzt, seitdem bekannt wurde, dass der Konzern ebenso wie acht weitere Internetriesen Daten an den US-Geheimdienst NSA weitergab.
Yahoo hat sich wohl gegen Prism gesträubt
Langsam zeichnet sich ab, dass nicht alle Unternehmen die Überwachungssoftware freiwillig mit Informationen gefüttert haben. Offenbar ließ dem Suchmaschinenkonzern Yahoo beispielsweise ein Gerichtsurteil schließlich keine andere Wahl mehr. Einem Bericht der New York Times zufolge hatte sich das Unternehmen 2008 vor einem Geheimgericht in Washington dagegen gewehrt, Daten von Nutzern aus dem Ausland ohne Gerichtsbeschluss an die US-Regierung weiterzugeben. Es fuhr jedoch eine Niederlage ein.
Der Computerexperte Edward Snowden hatte vergangene Woche den Zeitungen "Guardian" und "Washington Post" Dokumente zu dem geheimen Überwachungsprogramm Prism übermittelt, mit dem sich die NSA Zugang zu den Daten großer Internetkonzerne wie Facebook, Google, Microsoft, Apple, Yahoo und AOL verschafft. Die NSA kann so den Angaben zufolge das Kommunikationsverhalten von Netznutzern weltweit auswerten. Die betroffenen Unternehmen bestreiten aber, dass der Geheimdienst direkten Zugriff auf ihre Server hat.
Der "Guardian" veröffentlichte außerdem einen geheimen Gerichtsbeschluss, der es der NSA erlaubt, im Anti-Terror-Kampf wahllos Daten über die Handyverbindungen von Millionen Menschen in den USA zu sammeln. Nach Angaben der NSA wurden durch das Programm "dutzende Terroranschläge" verhindert. Details dazu nannte der Geheimdienst aber noch nicht. Facebook war nach eigenen Angaben der erste Konzern, der Informationen zu den Anfragen bekannt geben durfte, allerdings auf Drängen der Regierung nur in pauschaler Form.
Quelle: ntv.de, AFP