Politik

Geiselnahme in Nigeria Fast alle Mädchen angeblich frei

Gerade erst traf ein verheerender Anschlag einen Busbahnhof in Abuja. Auch dafür soll Boko Haram verantwortlich sein.

Gerade erst traf ein verheerender Anschlag einen Busbahnhof in Abuja. Auch dafür soll Boko Haram verantwortlich sein.

(Foto: REUTERS)

In Nigeria überfallen Mitglieder der islamistischen Gruppe Boko Haram ein Gymnasium. Sie entführen Dutzende Mädchen - die meisten von ihnen soll das Militär nun befreit haben. Zahlreiche Augenzeugen haben jedoch Zweifel.

Widersprüchliche Äußerungen haben Verwirrung um das Schicksal der in Nigeria von Islamisten verschleppten Schulmädchen ausgelöst. Das nigerianische Verteidigungministerium meldete die Befreiung von mehr als einhundert Schülerinnen. Nur noch acht von ursprünglich 129 Mädchen seien in der Hand der Entführer, sagte ein Sprecher. Einer der in die Entführung verwickelten "Terroristen" sei gefangengenommen worden. Die Angaben widersprechen den Berichten zahlreicher Augenzeugen in der Region sowie von örtlichen Behörden im nordöstlichen Staat Borno.

Zuvor hieß es, die Mädchen seien in eine Hochburg der islamistischen Gruppe Boko Haram gebracht worden. Das sagten mehrere Eltern unter Berufung auf Mädchen, denen die Flucht gelungen war. Soldaten und Bürgerwehrmitglieder durchsuchten daraufhin einen Wald nahe der Schule in Chibok im nordöstlichen Bundesstaat Borno.

Drei Mädchen konnten flüchten und die Bewohner im Gebiet von Chibok unterrichten, sagte der Vater einer der verschleppten Schülerinnen. Demnach brachten die Entführer ihre Geiseln in den Konduga-Distrikt, Teil des Sambisa-Waldes. Das Gebiet gilt als Bollwerk von Boko Haram, die dort gut befestigte Lager unterhalten soll. Zwei andere Bewohner von Chibok stützten den Bericht des Vaters. Demnach flüchteten die drei Mädchen, als die Entführer ihnen die Erlaubnis erteilten, auf die Toilette zu gehen. Mit Hilfe von Hirten gelangten sie zurück nach Chibok.

"Skandalöser Vorfall"

Bornos Gouverneur Kashim Shettima sagte Journalisten, bislang hätten 14 Geiseln fliehen können. Für Informationen, die zur Rettung der Übrigen beitrügen, setzte er eine Belohnung von 50 Millionen Naira (215.000 Euro) aus.

"Sie haben meine Tochter entführt, ich weiß nicht, was ich tun soll", sagte eine Mutter aus Chibok. Sie forderte die nigerianische Regierung auf, die Kidnapper zu fassen. "Sie dürfen nicht zulassen, dass die Träume unserer Tochter von diesen Mördern zerschlagen werden." Der Vater einer Schülerin sprach von einem "Albtraum". Die ganze Stadt sei wegen der Massenentführung der Schülerinnen in Trauer.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon forderte die sofortige Freilassung der Mädchen. Ban verurteile "diesen skandalösen Vorfall", erklärte sein Sprecher. Die Schülerinnen müssten sofort gesund zu ihren Familien zurückkehren, forderte der UN-Generalsekretär.

Die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton hatte die Entführung "aufs Schärfste" verurteilt. Sie sei "besorgt über die zunehmende Häufigkeit und Ausbreitung terroristischer Angriffe", so Ashton. "Die EU steht an der Seite der Menschen und der Regierung von Nigeria im Kampf gegen Terrorismus und Gewalt und für Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechte."

Krisensitzung bereits anberaumt

Für die Tat wurde die islamistische Gruppe Boko Haram verantwortlich gemacht. Schwer bewaffnete Männer hatten am Montagabend ein Mädchengymnasium überfallen und mehr als hundert Schülerinnen gezwungen, auf Lastwagen zu steigen. Laut Verteidigungsministerium befanden sich zunächst 129 Mädchen in der Gewalt der Islamisten. Augenzeugen zufolge töteten die Angreifer einen Polizisten und einen Soldaten auf dem Gelände. Bei der Suche waren auch Hubschrauber im Einsatz.

Präsident Goodluck Jonathan berief seine wichtigsten Sicherheitsberater zu einer Sitzung am Donnerstag ein. Dabei solle es um die Sicherheitslage gehen, nachdem schon am Montag 75 Menschen bei einem Anschlag in Ajuba getötet worden waren, teilte das Präsidentenbüro mit.

Boko Haram kämpft seit Jahren im mehrheitlich muslimischen Norden Nigerias für einen islamischen Staat und verübt regelmäßig Anschläge. Der Name bedeutet übersetzt etwa "westliche Bildung ist verboten".

Quelle: ntv.de, ame/AFP

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