Huthis rücken trotz Angriffen vor Feuerpause im Jemen hat kaum Fürsprecher
05.04.2015, 16:27 Uhr
Frauen beerdigen in Sanaa männliche Angehörige, die als Huthi-Kämpfer umgekommen sind.
(Foto: REUTERS)
Der Krieg der von Saudi-Arabien angeführten arabischen Militärallianz im Jemen bringt großes Elend für die Zivilbevölkerung. Der UN-Sicherheitsrat tut sich aber schwer mit einer Resolution, die zumindest für kurze Zeit humanitäre Hilfe ermöglichen sollte.
Der UN-Sicherheitsrat hat die Entscheidung über eine humanitäre Feuerpause im Jemen aufgeschoben. "Die Ratsmitglieder brauchen noch Zeit, den russischen Vorschlag zu überdenken", sagte Jordaniens UN-Botschafterin Dina Kawar nach der zweieinhalbstündigen Debatte im Sicherheitsrat. Die Diplomatin führt in diesem Monat den Vorsitz im Gremium. "Wir hoffen, dass wir am Montag etwas vorlegen können", fügte sie hinzu.
Russland hatte am Samstag auf der Sondersitzung des Weltgremiums vorgeschlagen, dass Saudi-Arabien und seine Verbündeten ihre Luftangriffe auf Ziele im Jemen vorerst stoppen, damit der notleidenden Bevölkerung geholfen werden könne. Die saudischen Luftangriffe forderten bislang viele Opfer unter der Zivilbevölkerung. In Sanaa werden die Lebensmittel knapp, wie Bewohner berichteten.
Saudi-Arabien und neun weitere sunnitische Länder bombardieren seit zehn Tagen Stellungen und Waffenlager der Huthi-Rebellen. Die Aufständischen kontrollieren seit letztem September die Hauptstadt Sanaa und besetzten zeitweise Aden. Die Huthis gehören der schiitischen Sekte der Zaiditen an. Sie genießen die Unterstützung des Irans und sind mit Armeeeinheiten verbündet, die dem 2012 abgetretenen Ex-Präsidenten Ali Abdullah Salih loyal geblieben sind.
Huthis erobern wichtigen Teil von Aden
Ungeachtet der Militärschläge der Saudis und ihrer Verbündeten kämpfen sich die Huthis in Aden wieder Straße für Straße voran. In der letzten Bastion der Anhänger des Präsidenten haben sie auch hier die Truppen von Präsident Hadi in die Defensive gedrängt. Einwohner berichteten von sporadischem Gewehrfeuer und Granatenexplosionen. In dem an den Handelshafen grenzenden Bezirk Mualla sei ein Panzer der Huthi aufgefahren.
Die meisten westlichen Ausländer haben den Jemen bereits verlassen. Indien, Pakistan und die Türkei haben nun ebenfalls damit angefangen, ihre Landsleute aus dem Jemen herauszuholen. 700 Inder - überwiegend Gastarbeiter - sowie Pakistaner und Türken wurden über Aden ausgeflogen, bestätigten Flughafen-Mitarbeiter.
Iranische Abgeordnete verurteilen saudische Angriffe
Die von Saudi-Arabien geführte Militärallianz lehnt die Forderungen nach einer humanitären Feuerpause bisher ab. Erst einmal müssten die Bedingungen für Hilfslieferungen geschaffen werden, sagte ein Sprecher der Militärallianz. Hilfsgüter dürften nicht in die falschen Hände geraten, etwa in die der Huthi-Rebellen.
Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) hatte unabhängig von dem russischen Vorstoß im UN-Sicherheitsrat an die Konfliktparteien appelliert, die Kampfhandlungen für mindestens 24 Stunden einzustellen. In dieser Zeit sollten dringend benötigte Medikamente und andere Hilfsgüter in den Jemen gebracht werden. Später gestand die arabische Militärallianz dem IKRK zu, ab Sonntag an Bord von zwei Flugzeugen Hilfsgüter in den Jemen zu bringen.
Saudi-Arabien wird bei seinen Militärschlägen von mehreren sunnitischen Staaten unterstützt und will eine Ausweitung des iranischen Einflussbereichs verhindern. Im Iran verurteilten am Sonntag 262 von 290 Abgeordneten den Angriff Saudi-Arabiens als "klare Aggression gegen ein Volk und ein unabhängiges Land". Saudi-Arabien rechtfertigt die Luftgriffe auch damit, dass der Iran die Huthi-Rebellen unterstütze. Es ist aber unklar, wie konkret die Unterstützung durch Teheran tatsächlich ist.
Quelle: ntv.de, nsc/rts/AFP/dpa