Selten zuvor gesehene Einigkeit Flüchtlingskinder sollen schnell unterrichtet werden
11.03.2022, 19:20 Uhr
"Wir fühlen uns in der Verantwortung, geflüchtete Schülerinnen und Schüler unbürokratisch an unseren Schulen willkommen zu heißen", sagt Karin Prien.
(Foto: Christian Charisius/dpa/Archivbi)
Mit einer "Lübecker Erklärung" bezieht die Kultusministerkonferenz deutlich Stellung zum Krieg in der Ukraine: So werden Schülern, Studenten, Künstlern und Wissenschaftlern, die vor der russischen Invasion flüchten, schnelle Hilfen in Aussicht gestellt.
Wer als Schüler, Student, Künstler oder Wissenschaftler vor dem Krieg in der Ukraine nach Deutschland flüchtet, soll nach dem Willen der Kultusministerkonferenz (KMK) schnelle Hilfe erhalten. Kinder etwa sollen unterrichtet werden, Studenten und Wissenschaftler sollen ihr Studium und ihre Forschung schnell fortsetzen können, wie die Kultusminister, das Bundesbildungsministerium und die Allianz der Wissenschaftsorganisationen in einer "Lübecker Erklärung" beschlossen. Dabei habe es eine "selten zuvor gesehene Einigkeit" gegeben, sagte die KMK-Präsidentin und schleswig-holsteinische Kultusministerin Karin Prien. "Putins Krieg in der Ukraine sorgt für unermessliches Leid."
Es gelte, den geflüchteten Kindern und Jugendlichen, die nach Deutschland kommen, einen sicheren Aufenthalt zu gewährleisten, ihnen bei der Bewältigung ihrer traumatischen Kriegserfahrungen seelischen Beistand zu leisten und ihr Recht auf Bildung und Betreuung zu verwirklichen, heißt es in der Erklärung. "Wir fühlen uns in der Verantwortung, geflüchtete Schülerinnen und Schüler unbürokratisch an unseren Schulen willkommen zu heißen", sagte Prien. Allerdings sei das deutsche Schulsystem durch die Corona-Pandemie bereits angespannt. Geflüchtete ukrainische Lehrkräfte sollen - wenn sie es wünschen und es möglich ist - beim Unterricht helfen. Die Kultusminister prüfen, wie sie ukrainischen Schülern Online-Abschlüsse ermöglichen können.
Für Studenten und Wissenschaftler aus der Ukraine streben das Bundesforschungsministerium und die Wissenschaftsministerien der Länder eine zentrale Kontaktstelle für Studenten und Wissenschaftler an. Der Deutsche Akademische Auslandsdienst soll die Plattform organisieren. Die Kultusministerkonferenz rief die Hochschulen zur Aussetzung der Zusammenarbeit mit staatlichen Einrichtungen in Russland auf. "Wir müssen dem russischen Präsidenten auf allen Ebenen zeigen, dass seine Aggression Konsequenzen hat", heißt es in der Erklärung. Die Länder werden auch Kooperationen und Beziehungen zu Russland im Schulbereich bis auf Weiteres ruhen lassen. Das bedeute aber nicht, dass die Beschäftigung mit der akademischen und kulturellen Vielfalt Russlands dauerhaft eingeschränkt oder Kontakte abgebrochen werden sollten.
Versorgungsproblem mit Lehrkräften droht
Die Kultusminister befassten sich außerdem mit der Frage, wie der künftige Bedarf an Lehrkräften gedeckt werden kann. Ein Defizit zeichnet sich nach Priens Angaben vor allem im Bereich der Grundschulen und der Sekundarstufe I ab. Der Hamburger Schulsenator Ties Rabe sieht zudem Probleme bei den Berufsschulen und im Bereich der Sonderpädagogik. "Wir machen uns schon Sorgen um die Entwicklung. Wir werden langfristig ein Versorgungsproblem bekommen." Konkrete Zahlen zum Lehrerbedarf nannte die KMK aber nicht.
Die Kultusminister waren sich nach Priens Angaben einig, dass die Corona-Schutzmaßnahmen an den Schulen zurückgefahren werden sollten. Man wolle einen vorausschauenden und behutsamen Weg in die Normalität gehen und die weitere Entwicklung der Pandemie beobachten. "Dabei ist für uns die Richtschnur immer das Wohl der Kinder und Jugendlichen", sagte Prien. Bis Mai sollen möglichst alle Einschränkungen an den Schulen fallen. Das umfasse auch das Tragen von Masken und anlasslose Tests.
Quelle: ntv.de, tno/dpa