Politik

Misshandelte Jugend Fonds für ostdeutsche Heimkinder

Die Aufschrift "Ausziehen hier" steht in einem Raum des ehemaligen Geschlossenen Jugendwerkhofes Torgau.

Die Aufschrift "Ausziehen hier" steht in einem Raum des ehemaligen Geschlossenen Jugendwerkhofes Torgau.

(Foto: dpa)

Sie berichten von militärischem Drill, Missbrauch, Prügel und Demütigung. In DDR-Heimen erlebten viele Kinder die Hölle - und sind auch heute noch traumatisiert. Ein Fonds soll ihr Leid lindern. "Das Versagen des DDR-Systems ist nicht nur auf die Stasi zu reduzieren", sagt Staatssekretär Kues.

Prügel, Missbrauch, Isolation: Tausende ehemaliger DDR-Heimkinder sollen jetzt ähnliche Millionen-Hilfen erhalten wie frühere West-Heimkinder. Der Bund und die ostdeutschen Länder richten zum 1. Juli  ein, aus dem therapeutische Behandlung, Beratung und Rentenersatzleistungen gezahlt werden sollen. Eine monatliche Barzahlung sei zunächst nicht vorgesehen, sagte der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesfamilienministerium, Hermann Kues von der CDU.

Die Aufarbeitung der DDR-Heimerziehung habe gezeigt, dass für viele Säuglinge, Kinder und Jugendliche Gewalt und Zwang zum Alltag gehörten. Für dieses Leid könnten die ehemaligen Heimkinder niemals entschädigt werden. "Die verpassten Lebenschancen kann man nicht materiell ungeschehen machen." Der auf fünf Jahre angelegte Fonds sei vielmehr als Bitte um Entschuldigung zu werten, betonte Mecklenburg- Vorpommerns Sozialministerin Manuela Schwesig von der SPD.

Das Geld will Leid lindern

Ein ehemaliger Insasse steht in einer Zelle im Dunkelzellentrakt in Torgau.

Ein ehemaliger Insasse steht in einer Zelle im Dunkelzellentrakt in Torgau.

(Foto: dpa)

Das Geld soll den Betroffenen helfen, die Folgen des Leids ihrer Kindheit zu mildern. Den Angaben zufolge gab es zwischen 1949 und 1990 mehr als 400.000 Kinder in den Heimen und Jugendwerkhöfen der DDR. Den Hilfstopf wollen Bund und ostdeutsche Länder je zur Hälfte füllen. Für ehemalige Heimkinder aus den westdeutschen Bundesländern wurde bereits ein 120 Millionen Euro umfassender Fonds eingerichtet.

Der Bericht zur Aufarbeitung der Heimerziehung in Ostdeutschland enthalte "erschreckende Beschreibungen von Zuständen, die bislang nur ansatzweise bekannt sind", sagte Kues. Die Umerziehung zum sozialistischen Idealmenschen sei erniedrigend gewesen. "Das Versagen des DDR-Systems ist nicht nur auf die Stasi zu reduzieren."

Wie viele ehemalige Heimkinder von dem Fonds profitieren werden, ist Thüringens Sozialministerin Heike Taubert von der SPD zufolge noch nicht abzusehen. "Jeder Betroffene muss selbst entscheiden, ob er sich an uns wendet", sagte sie.

Quelle: ntv.de, dpa

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