Russland will Termin erhalten haben Frankreich lädt zur Kriegsschiffsübergabe
29.10.2014, 16:32 Uhr
Frankreich selbst besitzt drei Träger der Mistral-Klasse - dieser ist für Russland bestimmt.
(Foto: picture alliance / dpa)
Unter internationalem Druck stoppt Frankreich Anfang September die Auslieferung eines Kriegsschiffes an Moskau. Seit Juni trainiert die russische Marine bereits auf dem fertigen Träger "Wladiwostok". Nun teilt Moskau mit, dass Paris doch liefert - und das sehr bald.
Frankreich wird Mitte November nach Angaben der russischen Regierung ein Mistral-Kriegsschiff an Moskau liefern. Der russische Rüstungskonzern Rosoboronexport habe für den 14. November eine Einladung zur Übergabe des Hubschrauberträgers "Wladiwostok" im französischen Hafen Saint-Nazaire erhalten, sagte der russische Vize-Regierungschef Dmitri Rogosin laut russischen Nachrichtenagenturen.
Wenn die Angaben aus Moskau der Wahrheit entsprechen, hat Frankreich früher als angekündigt seine Entscheidung über eine Auslieferung neu überdacht. Paris hatte das Geschäft Anfang September wegen der Ukraine-Krise vorübergehend auf Eis gelegt. Dies war jedoch nur unter internationalem Druck geschehen. Die USA und andere westliche Verbündete hatte Frankreich gedrängt, zwei für Russland gebaute Hubschrauberträger nicht auszuliefern.
Von der Nachrichtenagentur Reuters kontaktierte Vertreter des französischen Präsidialamtes sowie des Außen- und des Verteidigungsministeriums erklärten hingegen, es gebe noch keine Entscheidung über Auslieferungstermine. Der stellvertretende russsische Ministerpräsident Dmitri Rogosin veröffentlichte per Twitter das Foto des entsprechenden Einladungsschreibens - dies ist allerdings auf den 8. Oktober datiert.
Erst am gestrigen Dienstag teilte die französische Regierung mit, im November die Situation neu bewerten zu wollen. Die Übergabe des Hubschrauberträgers hänge weiter von den politischen Rahmenbedingungen ab, sagte Verteidigungsminister Jean-Yves Le Drian. Ab Ende Juni wurden bereits russische Marinesoldaten in Frankreich auf dem Hubschrauberträger "Wladiwostok" trainiert.
Brüchiger Waffenstillstand
Präsident Francois Hollande hatte Anfang September erklärt, es werde nur ein Träger ausgeliefert und dies nur unter der Bedingung, dass es einen stabilen Waffenstillstand und eine Verständigung im Konflikt gebe. Verteidigungsminister Le Drian ließ offen, ob diese Bedingung nun erfüllt sei. Im Osten der Ukraine herrscht zwar ein brüchiger Waffenstillstand. Bei den Parlamentswahlen konnte am Wochenende wegen des Widerstandes der Separatisten im Osten der Ukraine aber nicht abgestimmt werden.
Die Schiffe haben einen Wert von über einer Milliarde Euro und sind von Russland bereits teilweise bezahlt. Die sozialistische Regierung in Paris hatte die geplante Lieferung des Hubschrauberträgers trotz internationaler Kritik lange verteidigt. Insgesamt ist die Lieferung von zwei Mistral-Schiffen für 1,2 Milliarden Euro geplant.
Die französische Regierung hatte stets erklärt, abgeschlossene Verträge müssten eingehalten werden. Zudem falle die Lieferung des ersten Kriegsschiffs nicht unter die Sanktionen, die gegen Moskau wegen der Ukraine-Krise verhängt worden sind. Die geplante Auslieferung des zweiten Schiffs "Sewastopol" Ende 2015 hänge jedoch vom weiteren Verhalten Moskaus ab, hatte Präsident Francois Hollande im September gesagt.
Quelle: ntv.de, rpe/AFP/rts