Sarkozy verliert wichtige Unterstützer Frankreich will neuen Präsidenten
18.04.2012, 13:51 Uhr
Wenn die Institute recht behalten, heißt der nächste französische Staatspräsident François Hollande.
(Foto: dpa)
Nicolas Sarkozy muss sich darauf einstellen, nicht wieder zum Präsidenten Frankreichs gewählt zu werden. Die Wähler wenden sich weiter von ihm ab. Doch nicht nur das: Auch wichtige Politiker aus seinem eigenen konservativen Lager unterstützen den Herausforderer François Hollande.
Wenige Tage vor der ersten Runde der französischen Präsidentschaftswahl hat Amtsinhaber Nicholas Sarkozy deutliche Rückschläge hinnehmen müssen. In einer Umfrage fiel er weiter hinter seinen sozialistischen Herausforderer François Hollande zurück. Zudem kehrten zahlreiche frühere Verbündete Sarkozy den Rücken.
Das Meinungsforschungsinstituts CSA sagt Hollande bereits für den ersten Wahlgang am Sonntag einen Vorsprung von 5 Prozentpunkten vorher. Für Hollande sprachen sich demnach 29 Prozent der Befragten aus, für Sarkozy nur 24 Prozent. Für den entscheidenden zweiten Wahlgang am 6. Mai beträgt der Abstand sogar 16 Prozentpunkte. Bislang lagen in den Umfragen beide Kandidaten zumindest im ersten Durchgang annähernd gleichauf. Die Kandidatin der rechtsextremen Front National, Marine Le Pen, kann laut CSA im ersten Wahlgang mit 17 Prozent, der Kandidat der Linksfront, Jean-Luc Melenchon, mit 15 Prozent rechnen. Auf den Zentrumskandidaten François Bayrou entfallen 10 Prozent.
Neben den schlechten Umfragewerten wird der Wahlkampf Sarkozys auch zunehmend von ehemaligen Unterstützern beeinträchtigt, die sich von ihm abwenden. Zuletzt erklärte die frühere Stadtplanungsministerin Fadala Amara, sie werde für Hollande stimmen. Auch andere früher in konservativen Regierungen tätige Politiker wollen dem Sozialisten ihre Stimme geben. Dazu gehören der ehemalige Armutsbekämpfungs-Beauftragte Martin Hirsch, der frühere Staatssekretär für Gleichstellung, Azouz Begag, und Ex-Kulturminister Jean-Jacques Aillagon. Auch Sarkozys konservativer Vorgänger Jacques Chirac hat sich nach Informationen aus seinem Umfeld nun für Hollande ausgesprochen.
Frankreich könnte zum Problem für den Euro werden
Die schlechte wirtschaftliche Situation Frankreichs lastet auf dem Amtsinhaber. Die Arbeitslosenquote ist so hoch wie seit mehr als zehn Jahren nicht mehr, der Schuldenberg wächst und wächst und das Wachstum lag zuletzt deutlich unter dem in Deutschland. Als Konsequenz entzog die Ratingagentur Standard & Poor's dem Land im Januar die Bestbewertung als Schuldner. Etliche Wirtschaftsexperten äußerten zuletzt die Befürchtung, dass die nächste große Gefahr für die Eurozone von Frankreich ausgehen könnte. Daneben wirken sich die gescheiterten Projekte Mittelmeerunion und Kohlendioxid-Steuer negativ aus.
Das Image Sarkozys ist zudem durch Affären um reiche Freunde, maßlose Regierungsmitglieder und Vetternwirtschaft beschädigt. Noch bevor 2009 der unbewiesene Vorwurf auftauchte, dass Sarkozy seinen Wahlkampf 2007 mit illegalen Geldern aus dem Hause der Multimilliardärin und L'Oréal-Erbin Liliane Bettencourt finanziert haben könnte, galt er als Präsident der Reichen mit Hang zum Luxus und erntete dafür . Im Fall der Wiederwahl wäre er ein anderer Präsident, versprach Sarkozy jüngst.
Quelle: ntv.de, che/dpa/rts