Boston könnte auch in Berlin passieren Friedrich fürchtet radikale Einzelkämpfer
25.04.2013, 03:23 UhrAl-Kaida war gestern, heute legen die Behörden den Fokus auf radikale Einzeltäter. Von ihnen geht eine steigende Gefahr aus, warnt Innenminister Friedrich nach den Anschlägen von Boston. Nun sollen mehr Videokameras her. Das wird teuer und ist umstritten. Viele finden ohnehin: Friedrich übertreibt.

Minister Friedrich ist besorgt, dass auch hierzulande einzelne Täter Attentate planen.
(Foto: picture alliance / dpa)
Die Taten einzelner Terroristen bilden laut Innenminister Hans-Peter Friedrich die größte Gefahr für Deutschland. "Statt großer Organisationen werden wir nun von Einzeltätern und Kleinstgruppen attackiert, die sich selbst radikalisieren", sagte der CSU-Politiker "Spiegel Online". Vor allem nach dem Bombenanschlag von Boston bereiten die Einzeltäter den Behörden zunehmend Sorgen. Auf den Boston-Marathon verübten Dschochar Zarnajew und sein älterer Bruder Tamerlan ein Attentat, bei dem drei Menschen starben und mehr als 260 verletzt wurden.
Friedrich sprach in Bezug auf die Täter von Boston von einem "gefährlichen Phänomen", das spätestens seit dem Anschlag von Arid Uka gegen amerikanische Soldaten am Flughafen Frankfurt auch in Deutschland angekommen sei. "Wer zu Hause am Rechner Propagandavideos schaut, sich mehr und mehr abschottet und mit Anschlagsplanungen beginnt, ist schwer zu entdecken", warnte Friedrich.
Deutsche Behörden checken Extremisten durch

Big Brother is watching you: Zusätzliche Kameras sollen mehr Sicherheit bringen.
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Der Kosovo-Albaner Uka hatte vor zwei Jahren am Frankfurter Flughafen zwei amerikanische Soldaten erschossen und zwei weitere lebensgefährlich verletzt. Es war der erste islamistisch motivierte Terroranschlag auf deutschem Boden. Der junge Täter war kein Mitglied einer Terrorgruppe, sondern ein Einzeltäter.
Nach Boston sind laut Friedrich auch in Deutschland die sogenannten extremistischen Gefährder, die von den Behörden als gewaltbereit eingestuft sind, eingehend überprüft worden. "Nach Anschlägen wie in Boston wird natürlich noch mal genauer hingeschaut", sagte der Minister. Mit den USA bestehe ein intensiver Informationsaustausch über die Attentate. Bisher aber gebe es keine Spuren der Täter, die nach Deutschland führten.
Auf das Problem mit Einzeltätern will Friedrich mit mehr Videokameras in der Öffentlichkeit reagieren. Im Haushalt 2013 gebe es dafür bereits mehr Geld. Friedrich hoffte, dass es auch für das kommende Jahr gelinge, mehr Mittel bereitzustellen. Er forderte zudem die Deutsche Bahn und die Flughafenbetreiber auf, sich an den Kosten für mehr Kameras zu beteiligen. Deren Kauf und Betrieb der Kameras sowie eine gute Auswertung seien teuer. Bei der Fahndung nach den Boston-Attentätern halfen maßgeblich auch die Bilder von Überwachungskameras.
Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Oppositionspolitiker und auch der Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Andreas Voßkuhle, hatten zuletzt vor überzogenen Reaktionen in Deutschland gewarnt. Friedrich hatte Voßkuhle dafür scharf angegriffen.
Quelle: ntv.de, jtw/dpa/rts