Suche nach neuer Spitze Führende Linke drängeln
18.04.2012, 08:05 Uhr
Noch führt Ernst die Partei.
(Foto: dpa)
In der Linkspartei gärt es. Nach dem Rücktritt von Parteichefin Lötzsch fordern prominente Parteimitglieder, schnell die Führungsfrage zu klären. Das Aufschieben der Führungsdebatte sei "sträflich", meint der Vizechef der Bundestagsfraktion, Bartsch. Dagegen wollen Parteichef Ernst und Ex-Chef Lafontaine die Karten noch nicht auf den Tisch legen.
In der Debatte um die künftige Spitze der Linken haben führende Vertreter der Partei scharfe Kritik geäußert. Die Partei könne mit der Klärung ihrer offenen Führungsfrage nicht bis nach den Landtagswahlen in Schleswig-Holstein und in Nordrhein-Westfalen im Mai warten, sagte Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau der "Berliner Zeitung". Sie "erwarte, dass diejenigen, die kandidieren wollen, ihre Karten jetzt offenlegen und ihre Kraft zugleich auf die Wahlkämpfe konzentrieren".

Gesine Lötzsch hat den Posten aus privaten Grünen hingeschmissen.
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Pau forderte, die neue Parteispitze müsse künftig zusammenarbeiten "und nicht nur darauf aufpassen, ob irgendeine Parteiströmung von der reinen Lehre abweicht". Notwendig sei ein funktionierendes Team, das rasch bestimmt werden müsse. Es sei nicht auszuschließen, dass die nächste Bundestagswahl früher anstehe als gedacht, sagte Pau der Zeitung.
Auch der Vizechef der Bundestagsfraktion, Dietmar Bartsch, kritisierte das Verfahren der Kandidatenfindung in der "Thüringer Allgemeinen" deutlich. Das Aufschieben der Führungsdebatte sei "sträflich", gerade weil "die letzten beiden Jahre wenig erfolgreich waren". Das Führungsduo von Lötzsch und Ernst habe sich "offensichtlich nicht bewährt", sagte Bartsch.
Derzeit führt Parteichef Klaus Ernst die Linke allein. Seine bisherige Kovorsitzende Gesine Lötzsch war in der vergangenen Woche überraschend zurückgetreten und hatte dies mit der Erkrankung ihres Mannes begründet. Seither wird in der Partei intensiv über die Nachfolge diskutiert. Die neue Führung soll auf ihrem Parteitag Anfang Juni in Göttingen gewählt werden.
Seine Kandidatur für den Parteivorsitz meldete bisher nur Bartsch an. Eine Doppelspitze aus dem Realpolitiker und der stellvertretenden Parteichefin Sahra Wagenknecht vom linken Flügel gilt aber als unwahrscheinlich. Ernst will erst nach den Wahlen entscheiden, ob er erneut antritt. Dasselbe gilt für den früheren Vorsitzenden .
Lafontaine betonte am Montag, die Entscheidung werde erst der Parteitag Anfang Juni treffen. Jetzt gehe es darum, eine Führungsriege zu finden, die gut zusammenarbeiten könne. "Ich wirke bei den Beratungen mit. Aber das Gesamttableau muss (am Ende) stimmen." Zunächst will Lafontaine in der kommenden Woche bei der Wahl eines neuen Vorsitzenden für die Linksfraktion im Saar-Landtag antreten.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP