Obama baut Vorsprung aus Für Clinton wird es doppelt eng
07.05.2008, 05:49 UhrHillary Clinton muss im Kampf um die demokratische Präsidentschaftskandidatur gleich zwei Rückschläge in Kauf nehmen. Zwar gewann sie mit 51 Prozent denkbar knapp die Vorwahlen im Bundesstaat Indiana, ihr Konkurrent Barack Obama siegte aber im größeren North Carolina deutlich und konnte damit insgesamt mehr Delegierte für sich gewinnen. Zudem kämpft Clinton mit finanziellen Problemen. Die New Yorker Senatorin musste sich persönlich noch einmal 6,4 Millionen Dollar (4,2 Millionen Euro) leihen, um ihren Wahlkampf weiter finanzieren zu können.
Bereits Anfang des Jahres hatte sie fünf Millionen Dollar aus der eigenen Tasche für ihre Kampagne locker gemacht. Obama dagegen kann auf eine volle Kasse an Wahlkmapfspenden zurückgreifen. Aufgeben will Clinton aber nicht. "Danke, es geht mit voller Fahrt ins Weiße Haus", versicherte die 46-Jährige ihren Anhängern in Indianapolis.
Kandidatur zum Greifen nahe
Für Senator Obama ist die Präsidentschaftskandidatur zwar zum Greifen nahe. Mit seinem Erfolg in North Carolina konnte er seinen Vorsprung vor Clinton bei der Zahl der Delegierten für den Nominierungsparteitag der Demokraten Ende August ausbauen. "Heute Abend sind wir nur noch weniger als 200 Delegiertenstimmen von der sicheren Nominierung entfernt", rief Obama vor begeisterten Anhängern in Raleigh in North Carolina. Dort siegte er mit 56 Prozent gegenüber 42 Prozent für Clinton. Im kleineren Indiana setzte sich die New Yorker Senatorin nur knapp mit 51 zu 49 Prozent durch - ihr Vorsprung betrug etwa 22.000 Stimmen bei 1,2 Millionen Stimmen.
Aber selbst nach den noch sechs ausstehenden Vorwahlen kann weder Obama noch Clinton die notwendige Mehrheit für sich gewinnen. Deshalb wächst der Druck auf die in ihrer Wahl freien Superdelegierten, sich festzulegen und damit das monatelange Ringen um die Kandidatur endlich zu beenden.
Demokraten fürchten Debakel
Denn der erbitterte Zweikampf zwischen Clinton und Obama macht vielen Demokraten große Sorgen. Obama zeigte sich zwar sicher, dass sich die Demokraten trotz des erbitterten Duells um die Nominierung im Herbst einig im Kampf um den Einzug ins Weiße Haus sein werden. Viele fürchten bei der Präsidentschaftswahl aber ein Debakel für die Demokraten.
Schon unken ultrakonservative Moderatoren wie Rush Limbaugh über absehbare "Straßenschlachten" in den Straßen von Denver beim Parteitag der Demokraten Ende August. Sollte sich Clinton mit Unterstützung der Superdelegierten gegen Obama durchsetzen, obwohl dieser insgesamt mehr Stimmen und festgelegte Delegierte habe, droht tatsächlich der Protest der Straße. Das sagt auch der schwarze Prediger und frühere Präsidentschaftsbewerber der Demokraten, Al Sharpton, voraus.
Wird aber Obama Kandidat, könne ein Wahldebakel drohen, weil er bei der weißen Arbeiterschaft und der ländlichen Bevölkerung mit seiner linken und liberalen Basis nicht punkten kann. So hat Obama nach den Vorwahlen beste Aussichten, der erste schwarze Präsidentschaftskandidat der Demokraten zu werden. Zweifel bestehen aber, ob er auch der erste afroamerikanische US-Präsident werden wird.
Superdelegierte entscheiden
Obama führt nach nunmehr 50 Vorwahlen und Caucuses (Parteiabstimmungen) mit über 150 Delegiertenstimmen vor der Ex-First-Lady. In den verblieben sechs Vorwahlen bis Anfang Juni ist es aber mathematisch nicht mehr möglich, dass einer der beiden Kandidaten genug Delegierte gewinnt, um auf dem demokratischen Parteitag Ende August eine Mehrheit von 2025 Stimmen kommen. Entscheiden werden also die "Superdelegierten", das sind Mandatsträger und Funktionäre der Partei, die nicht an die Vorwahlergebnisse gebunden sind. Etwa 250 dieser Delegierten haben bisher nicht erkennen lassen, welchen Bewerber sie unterstützen.
Quelle: ntv.de