UN beraten weiter über Flugverbotszone Gaddafi-Offensive stockt
16.03.2011, 13:24 UhrGaddafis Truppen haben es eilig. Sollte der Weltsicherheitsrat eine Flugverbotszone beschließen, wollen sie am Boden längst unumkehrbare Tatsachen geschaffen haben. Doch die Rebellen geben nicht auf - sie geben an, mehrere Soldaten getötet und gefangen genommen zu haben.

Libysche Truppen in Al-Zawiyah.
(Foto: dpa)
Die Offensive der Gaddafi-Truppen gegen die libyschen Rebellen ist etwas ins Stocken geraten. Auf den Websites der Aufständischen hieß es, eine Einheit der Regierungstruppen habe sich in der Stadt Tobruk den Rebellen ergeben. Diese Soldaten hätten den Befehl gehabt, die libysch-ägyptische Grenze unter ihre Kontrolle zu bringen. Der Weltsicherheitsrat befasst sich derzeit in New York weiter mit der .
Nach Rebellenangaben wurde die westliche Stadt Misurata von drei Seiten mit Panzern und Artillerie beschossen. Den Truppen von Staatschef Muammar al-Gaddafi sei es aber bislang nicht gelungen, in die Stadt einzudringen. Aus regierungsnahen Kreisen hieß es, die Revolutionäre kontrollierten im Osten nach wie vor die Stadt Al-Brega.
Vier Menschen sterben bei Offensive
Bei einer Offensive der Truppen Gaddafis auf die Küstenstadt Misrata sind mindestens vier Menschen ums Leben gekommen. Zudem seien ein dutzend Menschen verletzt worden, sagte ein Sprecher der Aufständischen. Demnach gelang es den Rebellen, die seit mehreren Wochen die rund 200 Kilometer östlich der Hauptstadt Tripolis gelegene Stadt unter Kontrolle haben, die Offensive zunächst zurückzuschlagen.
"Die Stadt wurde von allen Seiten angegriffen. Die Rebellen kontrollieren weiter die Stadt und haben den Einheiten Gaddafis zwei Panzer abnehmen können, als diese von Süden angriffen", sagte der Sprecher. Unter den Toten seien zwei Zivilisten, deren Häuser durch Artilleriebeschuss beschädigt wurden. Inzwischen habe die Intensität des Beschusses abgenommen.
Der frühere Innenminister Abdulfattah Junis, der sich den Rebellen angeschlossen hat, sagte im Nachrichtensender Al-Arabija, die "Revolutionäre" hätten in der östlichen Stadt Adschdabija am Vortag Dutzende von Soldaten getötet und mehrere Dutzend Soldaten gefangen genommen.
"Wir wollen niemanden töten"
Gaddafis Sohn Saif al-Islam behauptete derweil in einem Interview mit dem TV-Sender Euronews, die Regierungstruppen stünden kurz davor, das gesamte Land wieder unter ihre Kontrolle zu bringen. Er sagte: "Die Militäroperationen sind vorbei. In 48 Stunden ist alles beendet. "Der Sturm auf die Stadt Bengasi, in der sich eine Übergangsregierung der Rebellen etabliert hatte, stehe bald bevor. Den Regimegegnern, die er "Verräter" nannte, riet Saif al-Islam, mit ihren Familien nach Ägypten auszuwandern: "Wir wollen niemanden töten, wir wollen keine Rache, sie sollen gehen."
Am Dienstagabend hatte der Libanon einen Entwurf für eine weitere UN-Resolution vorgelegt, der ein militärisches Eingreifen in Libyen ermöglichen soll. Den Entwurf hatten Frankreich und Großbritannien maßgeblich beeinflusst. Neben einer Flugverbotszone enthält der Entwurf weitere Maßnahmen wie Landeverbote für libysche Zivilflugzeuge und ein strikteres Handelsembargo enthält.
Sicherheitsrat erwartet Widerstand
Über das Papier soll im New Yorker UN-Sicherheitsrat debattiert werden. "Wir wissen, dass sehr schwierige Verhandlungen bevorstehen", sagte ein Beamter der Downing Street der Nachrichtenagentur PA. Vor allem aus Russland und China, aber auch von den USA wird Widerstand für Pläne einer militärischen Option für Libyen erwartet.
Auch Bundesaußenminister Guido Westerwelle sieht die Einrichtung einer Flugverbotszone über Libyen weiterhin kritisch. "Die vermeintlich einfache Lösung einer Flugverbotszone wirft mehr Fragen und Probleme auf als sie zu lösen verspricht", sagte er bei einer Regierungserklärung im Bundestag. Die Durchsetzung eines Flugverbots wäre eine militärische Intervention, warnte Westerwelle und schloss erneut eine deutsche Beteiligung an einem solchen Einsatz aus. "Wir wollen und dürfen nicht Kriegspartei in einem Bürgerkrieg in Nordafrika werden."
"Sarkozy ist ein Clown"
Der Sohn von Oberst Gaddafi schimpfte in einem Fernseh-Interview unterdessen auf den französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy. Er nannte ihn "einen Clown, dessen Wahlkampf Libyen finanziert hat". Die libysche Führung werde demnächst Beweise für diese Zahlungen vorlegen, fügte er hinzu.
Gaddafi senior sagte in der Nacht vor Anhängern in Tripolis, er werde die libyschen Öl-Reserven gegen Frankreich, Großbritannien und die USA verteidigen. Diese Länder wollten Libyen ausbeuten, so wie einst die Kolonialmächte. Er sagte: "Wir sind entschlossen, dieses koloniale Abenteuer zu beenden und ihnen eine Niederlage beizubringen."
Quelle: ntv.de, fma/dpa/AFP