Ultimatum an Bani Walid Gaddafi schon wieder entwischt?
03.09.2011, 20:21 Uhr
Trucks auf dem Weg nach Bani Walid.
(Foto: AP)
Das Katz-und-Maus-Spiel zwischen Libyens gestürztem Machthaber Gaddafi und dem Militär der neuen Führung ist um ein weiteres Kapitel reicher. Eben noch sind sich die Rebellen sicher, Gaddafi in Bani Walid aufgespürt zu haben. Ein Konvoi mit hunderten Gaddafi-Gegnern erreicht die Stadt, die sich bis Sonntag ergeben haben muss, offenbar zu spät. Hoffnungen, Gaddafi dort doch noch anzutreffen, sinken auf Null.
Die neue Führung in Libyen hat die Wüstenstadt Bani Walid aufgefordert, bis Sonntag ihre Unterstützung des bisherigen Machthabers Muammar el Gaddafi aufzugeben. Das Ultimatum laufe am Sonntagvormittag um 10.00 Uhr (Ortszeit) aus, sagte ein Vertreter des Militärrates der 80 Kilometer nördlich gelegenen Stadt Tarhuna. "Entweder sie hissen die weiße Flagge und ergeben sich oder die Kämpfe beginnen." Mehrere Vertraute des flüchtigen Gaddafi und ein Sohn sollen sich demnach in Bani Walid aufhalten, das rund 180 Kilometer südöstlich der Hauptstadt Tripolis liegt.
Bani Walid war bisher als eines der möglichen Verstecke Gaddafis genannt worden. Die Militärvertreter der neuen Führung gehen aber offenbar nicht mehr davon aus, ihn dort anzutreffen. In Bani Walid hätten sich mehrere Vertraute Gaddafis jüngst aufgehalten, sagte Abdul Rassak Naduri, der stellvertretende Leiter des Militärrates von Tarhuna, das auf halben Weg zwischen Tripolis und Bani Walid liegt. Seif el Islam, der zweitälteste Sohn Gaddafis, sei noch vor zwei Tagen in Bani Walid gewesen, aber inzwischen geflohen. Noch in der Stadt seien aber Gaddafis Sohn Saadi, der Sprecher der Gaddafi-Regierung, Mussa Ibrahim, sowie Mansur Dau, Leiter der sogenannten Revolutionskomitees, die wesentliche Stütze von Gaddafis Machtsystems waren.
Kein nennenswerter Widerstand
Truppen der neuen libyschen Führung erkundeten am Samstag die Umgebung der Wüstenstadt. 200 Fahrzeuge mit rund 600 Kämpfern fuhren demnach am Vormittag in Richtung der Stadt. Die Kämpfer stießen laut ihrem Kommandeur bis kurz vor Bani Walid vor, ohne auf Widerstand zu stoßen. Sie hatten damit gerechnet, auf dem Weg in die Wüstenstadt auf eine Elite-Einheit zu treffen. Der Gaddafi-Sohn Seif el Islam hatte am Mittwoch in einer über den arabischen Sender Arrai verbreiteten Botschaft gesagt, die Einwohner von Bani Walid seien bereit, "bis zum Sieg" für Gaddafi zu kämpfen.
An der weiter östlich liegenden Front vor Gaddafis Heimatstadt Sirte scheinen die Kämpfe zu ruhen. Mehrere Vertreter der neuen Führung bestätigten, dass sich die Truppen aus Misrata zunächst auf Bani Walid konzentrieren wollten. Es solle vermieden werden, dass die Kämpfer der neuen Führung zwischen zwei Fronten gerieten. Auch Sirte gilt als mögliches Versteck des nach dem Fall der Hauptstadt Tripolis untergetauchten Gaddafi.
Briten unterstützen die Rebellen

Der italienische Diplomat Catalano nimmt die stark in Mitleidenschaft gezogene Botschaft seines Landes in Tripolis in Augenschein.
(Foto: REUTERS)
Das britische Militär hatte erst in der Nacht zum Samstag mehrere Ziele in der Nähe von Sirte unter Beschuss genommen. Zu diesem Zweck habe der Zerstörer HMS Liverpool Leuchtraketen auf Stellungen Gaddafi-treuer Anhänger abgefeuert, teilte das Verteidigungsministerium in London mit. Denjenigen, die den Konflikt verlängerten, solle demonstriert werden, dass ihre Aufenthaltsorte bekannt seien und angegriffen werden könnten. Zuvor waren militärische Stellungen bei Bani Walid von den Briten beschossen und zerstört worden.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP