Politik

Internationaler Protest hat Erfolg Gao Yu darf Gefängnis doch verlassen

Gao Yu darf voraussichtlich noch am Abend von ihrer Familie abgeholt werden.

Gao Yu darf voraussichtlich noch am Abend von ihrer Familie abgeholt werden.

(Foto: imago/CTK Photo)

Das Urteil war eindeutig: Gao Yu bleibt bis auf weiteres in Haft. Doch nun scheint Peking seine Meinung geändert zu haben. Die 71-jährige Journalistin darf die verbleibende Haftzeit außerhalb von Gefängnismauern verbüßen.

Die chinesische Journalistin und Mitarbeiterin der Deutsche Welle, Gao Yu, wird doch aus der Haft entlassen. Die 71-Jährige dürfe wegen ihrer Krankheit die verbleibende Haftzeit außerhalb des Gefängnisses absitzen, berichtete die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua unter Berufung auf das Berufungsgericht.

Ihr Anwalt Mo Shaoping berichtete in Peking, dass Gao Yu voraussichtlich noch am Abend von ihrer Familie bei der Polizei abgeholt werden könne. Zuvor hatte das Gericht ihre Haftzeit lediglich um zwei auf fünf Jahre verringert, ohne einen Hinweis auf die bevorstehende Freilassung zu geben. Ihre erneute Verurteilung hatte international für Empörung gesorgt. Auch die Bundesregierung hatte sich wiederholt für die Freilassung von Gao Yu eingesetzt.

Die renommierte und mehrfach ausgezeichnete Journalistin Gao war bereits im Mai 2014 festgenommen und im April dieses Jahres wegen der illegalen Weitergabe von Regierungsunterlagen an Ausländer zu sieben Jahren Haft verurteilt worden. Berichten zufolge ging es um ein internes Papier der regierenden Kommunistischen Partei namens "Dokument Nr. 9". Darin sei zu einer entschiedenen Unterdrückung abweichender Meinungen aufgerufen worden. Außerdem sei vor Demokratien nach westlichem Vorbild und Kritik an der historischen Bilanz der Kommunistischen Partei gewarnt worden.

China erhöht den Druck auf regimekritische Journalisten

Gao war bereits nach der blutigen Niederschlagung der Proteste auf dem Pekinger Tiananmen-Platz im Jahr 1989 festgenommen worden. In den 90er Jahren wurde sie für ihre politischen Schriften ebenfalls wegen des "Verrats von Staatsgeheimnissen" für sechs Jahre ins Gefängnis gesteckt. Daraufhin durfte sie über einen längeren Zeitraum nicht publizieren. Ende April 2014 wurde Gao vor dem 25. Jahrestag der Tiananmen-Proteste mit Dutzenden anderen Regierungskritikern vorübergehend festgenommen.

In keinem Land der Welt sitzen so viele Journalisten hinter Gittern wie in China, wie das in New York ansässige Komitee zum Schutz von Journalisten berichtete. Mit 44 Journalisten in Haft sei zum Jahresende 2014 die höchste jemals für China erhobene Zahl festgestellt worden. Das Vorgehen gegen Gao Yu sei symptomatisch für den zunehmenden Druck, der auf Journalisten ausgeübt werde.Das International Press Institute setzte Gao im Jahr 2000 auf seine Liste der 50 "Helden der Weltpresse". Die USA fordern weiterhin ihre sofortige Freilassung.

Quelle: ntv.de, jja/dpa

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