Politik

Wahlen in Pakistan von Drohungen überschattet Gelingt der demokratische Übergang?

Pakistan bereitet sich auf die Wahlen vor. An fast 70.000 Stellen sollen die Menschen ihre Stimme abgeben können.

Pakistan bereitet sich auf die Wahlen vor. An fast 70.000 Stellen sollen die Menschen ihre Stimme abgeben können.

(Foto: dpa)

Der Wahlkampf in Pakistan wird von Gewalt begleitet. Nun sollen 600.000 Sicherheitskräfte die anstehende Parlamentswahlen in Pakistan schützen. Denn es ist es eine Abstimmung von ganz besonderer Bedeutung.

Bei der Parlamentswahl in Pakistan wird das südasiatische Land eine historische Premiere erleben: Erstmals seit der Unabhängigkeit 1947 wird eine Regierung nach Beendigung ihrer Amtszeit die Macht an einen demokratisch gewählten Nachfolger abgeben. Aber es gibt für die 180 Millionen Pakistaner wenig Grund zur Euphorie. Im Wahlkampf wurden bei Anschlägen auf Kandidaten und Parteibüros mehr als 120 Menschen getötet. Die pakistanische Menschenrechtskommission sprach bereits von den blutigsten Wahlen in der Geschichte des Landes.

Eine eine Motorradbombe im Grenzgebiet zu Afghanistan tötete erneut vier Menschen. Der Sprengsatz explodierte nahe den Büros mehrerer Parteien. Ein Talibansprecher forderte die Bevölkerung auf, der Abstimmung fernzubleiben. Die radikalen Islamisten halten die Wahl für "unislamisch" und wollen am Wahltag Selbstmordattentäter losschicken. Die Regierung will die rund 70.000 Wahlbüros mit 600.000 Sicherheitskräften schützen.

Unter dem Eindruck der Bedrohung führte die Pakistanische Volkspartei (PPP) von Präsident Asif Ali Zardari einen schwunglosen Wahlkampf. Ohnehin erscheint die PPP verbraucht nach fünf Jahren an der Macht, während derer sie sich in zahlreiche Affären und Konflikte mit der Justiz verstrickte. Im Werben um Wähler beschwor sie das Andenken von Zardaris verstorbenen Ehefrau, der früheren Regierungschefin Benazir Bhutto, die 2007 ermordet wurde. Doch dies allein dürfte der Partei kaum die Macht erhalten.

Ex-Regierungschef Nawaz Sharif gilt als Favorit

Als Favorit gilt die traditionelle PPP-Rivalin Pakistanische Muslimliga (PML-N) des Ex-Regierungschefs Nawaz Sharif. Er gab im Wahlkampf den Staatsmann und versprach, das Wachstum zu stärken und die chronischen Stromausfälle zu beheben. Zwar genießt Sharif, der aus einer der reichsten Familien des Landes stammt, das Vertrauen von Industriellen und anderen Unternehmern, doch auch ihm hängen Korruptionsvorwürfe nach.

In seiner ersten Amtszeit hatte Sharif deshalb 1993 vorzeitig die Macht abgeben müssen, in seiner zweiten Amtszeit wurde er nach zwei Jahren vom Militär unter Pervez Musharraf gestürzt. Angesichts der notorischen Korruption der etablierten Parteien hofft mancher Pakistaner bereits erneut auf das Militär. Doch Musharraf, der im März nach vier Jahren im Exil nach Pakistan zurückkehrte, wurde von der Justiz von der Wahl ausgeschlossen.

Die Partei des Ex-Cricket-Stars Imran Khan könnte Königsmacher werden.

Die Partei des Ex-Cricket-Stars Imran Khan könnte Königsmacher werden.

(Foto: REUTERS)

Bleibt noch als Hoffnungsträger die Pakistan Tehreek-e-Insaaf (PTI) des früheren Cricket-Stars Imran Khan. Der 60-Jährige gehörte lange Zeit zum internationalen Jetset. Doch seit dem Ende seiner Sportkarriere und seinem Wechsel in die Politik 1995 gibt er sich geläutert. Heute ist er streng religiös und anti-amerikanisch. Er fordert eine soziale Revolution für Pakistan und hat den Kampf gegen die Korruption zu seiner Priorität erklärt. Bei den Wählern kommt das an.

Neben Sharif ist Khan der einzige Spitzenkandidat, der trotz der Drohungen der Taliban auf großen Kundgebungen auftritt. Ob sich aber seine Popularität in Stimmen umsetzen lässt, ist fraglich. Auch bei früheren Wahlen hatte Khan bei Auftritten riesige Mengen mobilisiert, jedoch kaum Stimmen bekommen. In der feudal geprägten pakistanischen Gesellschaft gilt an der Urne die Loyalität meist noch immer dem eigenen Landbesitzer.

Beobachter erwarten, dass Khans Partei maximal 30 der 272 zu vergebenden von insgesamt 342 Sitzen im Parlament erhält, womit sie die Rolle des Königsmachers erhalten könnte. Eine Zusammenarbeit mit der PML-N und der PPP hat Khan jedoch bisher ausgeschlossen. Wenn er dabei bleibt, dürfte es erneut auf eine breite Koalition unter Führung einer der großen Parteien hinauslaufen. Neben PML-N, PPP und PTI treten noch eine Vielzahl an säkularen sowie islamistischen Parteien zur Wahl an.

Quelle: ntv.de, AFP

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