Absetzbewegung in Syrien Generalstaatsanwalt tritt zurück
01.09.2011, 09:31 Uhr
Trotz der Repressionen reißen die Proteste gegen Assad nicht ab.
(Foto: AP)
In Syrien distanziert sich offenbar erstmals ein hochrangiger Staatsangestellter von Präsident Assad. In einem Video erklärt der Generalstaatsanwalt von Hama seinen Rücktritt aus Protest gegen das brutale Vorgehen der Regierung. In der Stadt sollen syrische Soldaten immer willkürlicher Häuser der Anwohner filzen.
In der syrischen Oppositionshochburg Hama sind Soldaten der Regierung Anwohnern zufolge erneut gegen Oppositionelle vorgegangen. Den zweiten Tag in Folge hätten Sicherheitskräfte und ultra-loyale Milizen Häuser durchsucht, berichteten Bewohner. "Die Razzien sind willkürlicher geworden", sagte ein Aktivist. Die Bewohner würden "Gott ist der Größte" aus Fenstern und von Dächern rufen.
Aus Protest gegen das der Regierung erklärte der Generalstaatsanwalt der Stadt in einem auf Youtube veröffentlichten Video seinen Rücktritt. Der Generalstaatsanwalt sagte, kurz vor einer Militäroffensive Ende Juli seien im Gefängnis der Stadt 72 Demonstranten und Aktivisten umgebracht worden. Mindestens 420 weitere Menschen seien später getötet und in Massengräbern in öffentlichen Parks verscharrt worden.
Es wäre die erste Distanzierung eines hochrangigen Staatsangestellten im seit fünf Monaten andauernden Aufstand gegen Präsident Baschar al-Assad. In staatlichen Medienberichten hieß es, der Generalstaatsanwalt sei von bewaffneten Gruppen entführt worden.
Hamas als Hochburg der Opposition

Assad hat nicht mehr so viele Verbündete.
(Foto: REUTERS)
Hama liegt rund 200 Kilometer nördlich der Hauptstadt Damaskus und gilt als Hochburg des Widerstands. Eine Überprüfung der Angaben ist nur schwer möglich, da die Regierung ausländische Journalisten ausgewiesen hat.
Hama war einer der ersten Orte, in dem das Militär zu Beginn des islamischen Fastenmonats Ramadan eine Offensive gegen Oppositionelle eingeleitet hat. Hier hat das Militär zudem 1982 ein Massaker verübt, als es auf Befehl von Assads Vater, Präsident Hafes al-Assad, einen islamistischen Aufstand niederschlug.
Die Regierung macht bewaffnete Banden für die Revolte verantwortlich und geht mit großer Härte vor. Dabei sind nach Angaben der Vereinten Nationen 2000 Menschen getötet worden.
Quelle: ntv.de, rts