Bundeswehr-Helfer fürchtete um sein Leben Getöteter Afghane sollte nach Deutschland
25.11.2013, 13:26 Uhr
Ein Blackhawk Medevac der US-Armee beim Einsatz in Afghanistan.
(Foto: REUTERS)
Hunderte Afghanen haben in ihrer Heimat den Isaf-Truppen jahrelang als Helfer zur Seite gestanden. Nach dem Abzug der Ausländer fürchten viele von ihnen um ihr Leben und bitten um Aufnahme in Deutschland. Für einen von ihnen kommt jede Hilfe zu spät.
Die Bundesregierung hat einem getöteten früheren Übersetzer der Bundeswehr in Afghanistan ursprünglich die Aufnahme in Deutschland zugesichert. Dies sollte zum Schutz vor Racheakten der Taliban geschehen. Der Mann habe zu der Kategorie der Ortskräfte mit "latenter Gefährdung" gezählt, sagte ein Sprecher des Innenministeriums in Berlin.
Die Leiche des erwürgten Mannes war am Sonntag in der nordafghanischen Provinzhauptstadt Kundus gefunden worden. Wer ihn getötet hat, ist bisher nicht bekannt. Die Bundesregierung hat 184 afghanischen Mitarbeitern von Bundeswehr oder Bundespolizei eine Aufnahme in Deutschland zugesagt. Fünf davon sind bereits eingereist.
Nach dem Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan wollten Dutzende afghanische Helfer ihre Aufnahme in Deutschland einklagen. Die Männer aus der Region Kundus beauftragten einen Bremer Rechtsanwalt mit der Wahrnehmung ihrer Interessen. Die Bundestagabgeordneten Omid Nouripour und Hans-Peter Bartels hatten die Bundesregierung zu mehr Großzügigkeit bei der Erteilung von Aufenthaltsgenehmigungen für die afghanischen Hilfskräfte aufgefordert. "Wir haben eine Verpflichtung gegenüber den Leuten, die uns geholfen haben", sagte der Grüne Nouripour. Die Einzelfallprüfung sei nötig, sagte SPD-Politiker Barthels. "Aber es braucht dabei mehr wohlwollende Empathie und weniger kleinliche Bürokratie."
Erste Zusagen bereits erteilt
Die Bundeswehr wies die Vorwürfe zurück: Sie habe die Kriterien für eine Ausreise nach Deutschland bereits gelockert. "In Zukunft wird allen konkret und latent gefährdeten Mitarbeitern eine Ausreise nach Deutschland angeboten", sagte Brigadegeneral Michael Vetter, der im Stab des Regionalkommandos Nord der ISAF-Schutztruppe für die Ortskräfte zuständig ist.
Ein Sprecher des Innenministeriums wies darauf hin, dass viele Ortskräfte von der angebotenen Ausreisemöglichkeit meist aus familiären Gründen keinen Gebrauch machten. Bisher hätten insgesamt rund 290 afghanische Ortskräfte auf eine Gefährdung für ihr Leben hingewiesen. Nur 30 davon hätten um eine Aufnahme gebeten, 20 würden eine Ausreise eventuell in Betracht ziehen. 23 Zusagen für eine Aufnahme in Deutschland seien bereits erteilt worden, 4 Betroffene seien bereits ausgereist, teilte das Ministerium mit.
Bundeswehr, Auswärtiges Amt und Innenministerium hatten während des Einsatzes am Hindukusch etwa 1700 Afghanen beschäftigt, zum Beispiel als Übersetzer oder Fahrer.
Quelle: ntv.de, ppo/dpa