Gerichtsvollzieher auf der Buchmesse Gläubiger jagen Präsidentin
07.10.2010, 12:08 UhrArgentinien hat auch neun Jahre nach seinem Bankrott jede Menge Schulden - auch in Deutschland. Weil private Investoren kaum eine Möglichkeit haben, an ihr Geld zu kommen, suchen sie jede Gelegenheit. Etwa die Frankfurter Buchmesse, bei der Argentinien dieses Jahr Gastland ist. Dort rücken Gerichtsvollzieher Präsidentin Kirchner auf die Pelle.

Zum Kuckuck: So einfach pfänden kann man nichts bei Frau Kirchner, als einfacher Gläubiger.
(Foto: dapd)
Argentiniens Präsidentin Cristina Kirchner wird auf der Frankfurter Buchmesse von Gerichtsvollziehern verfolgt. Während sie ihr Land, das Ehrengast auf der Messe ist, repräsentiert, jagen Juristen im Auftrag von Anlegern hinter dem Vermögen der Regierung des Andenstaates her, bestätigte das Frankfurter Amtsgericht auf Nachfrage von n-tv.de entsprechende Medienberichte.
Die "Süddeutsche Zeitung" hatte gemeldet, dass im Auftrag der Behörde ein Gerichtsvollzieher mit zwei Vollstreckungsbefehlen auf der Messe sei. Gerichts-Vizepräsident Bernhard Olp erklärte gegenüber n-tv.de, dass das richtig sei. Im Auftrag von privaten Gläubigern sollten Ansprüche gegenüber dem argentinischen Staat geltend gemacht werden.
Bis zu 15 Milliarden Dollar
Seit das Land vor fast neun Jahren den Bankrott erklärt hat, kämpfen Investoren überall auf der Welt um ihr Geld. Vor allem in Deutschland und Italien hatten auch viele private Sparer in die einst renditeträchtigen Argentinien-Anleihen investiert und warten bis heute auf eine Rückzahlung. Insgesamt gehe es um zehn bis 15 Milliarden Dollar, berichtete die "SZ". Gerade in Deutschland lägen viele rechtskräftige Urteile zugunsten der Anleger vor.
Muss Präsidentin Kirchner jetzt einen Kuckuck auf ihrer Handtasche befürchten? Das nun nicht, zumal die Tasche ihr Privatbesitz sein dürfte. Aber nach Informationen von n-tv.de haben die Vollstrecker versucht, auf der Buchmesse Kunstwerke aus Argentinien als Gegenwert für ihre Forderungen zu pfänden. Da sich diese aber nicht in Besitz des Staates befunden haben, seien die Ansprüche erfolglos geltend gemacht worden.
"Ganz normaler Vorgang"
Weil auch die anderen Vermögensgegenstände auf der Messe entweder wertlos seien oder gar nicht direkt dem argentinischen Staat gehörten, spekulierten Anwälte auch auf Pfändungen im direkten Umfeld Kirchners. Im Gespräch ist sogar das Präsidentenflugzeug Tango 01 gewesen. Laut Gerichtssprecher Olp wäre ihre Pfändung aber zum einen rechtlich fragwürdig, zum anderen aber auch praktisch kaum durchzusetzen. Die Gläubiger gehen also auch dieses Mal wohl leer aus.
Für Olp ist die ganze Geschichte übrigens ein "ganz normaler Vorgang". Auf praktisch jeder Messe seien Gerichtsvollzieher vertreten, die Ansprüche von Gläubigern geltend machen sollen. Je nachdem, ob die entsprechende Firma oder das Land vertreten ist, das die Schulden hat.
Quelle: ntv.de, tis