Politik

Israels Ex-Botschafter Avi Primor "Grass' Kritik ist nicht antisemitisch"

Avi Primor

Avi Primor

(Foto: picture alliance / dpa)

Avi Primor war von 1993 bis 1999 Israels Botschafter in Deutschland. Der heutige Präsident der Israelischen Gesellschaft für Auswärtige Politik bewertet Günter Grass' Kritik an seinem Land nicht als antisemitisch. Die Kritik gehe aber in die falsche Richtung. Nicht Israel wolle den Iran von der Landkarte streichen, sondern umgekehrt.

Nein, sagt der Mann, der sich auch nach seiner Verabschiedung aus dem diplomatischen Dienst wie kaum ein anderer für die Vertiefung der Beziehungen zwischen Israel und Deutschland einsetzt. Günter Grass sei kein Antisemit. Auch sei Kritik an Israel nicht a priori antisemitisch. Man könne beispielsweise über die Siedlungspolitik und die Haltung gegenüber den Palästinensern überhaupt diskutieren. Das passiere ja auch in Israel selbst.

Auch die Diskussion um einen möglichen Angriff auf die iranischen Atomanlagen werde in Israel selbst geführt. Sie sei sogar von hohen ehemaligen Militärs und dem früheren Chef des Auslandsgeheimdienstes Mossad, Meir Dagan, angestoßen worden. Diese Stimmen warnten davor, militärisch gegen den Iran vorzugehen.

Iran ist der Aggressor

"Ich bin auch gegen einen Angriff", unterstreicht Primor. Es gehe aber nicht darum, das iranische Volk oder das Land zu vernichten, wie Grass suggeriere. Es gehe immer nur um die Atomanlagen. Auch wolle Israel keine Atomwaffen einsetzen. Nicht Günter Grass müsse sich durch Israel bedroht fühlen. "Das Gegenteil ist der Fall. Wir in Israel werden vom Iran bedroht."

Grass' Kritik gehe in die falsche Richtung. "Er versteht das Problem nicht. Israel ist das einzige Land auf der Welt, dem ein anderes mit der Vernichtung droht", fügt Primor in seinem ausgezeichneten Deutsch hinzu, das er nach eigener Aussage erst zu erlernen begann, als seine Deutschland-Mission beschlossene Sache war. Der Iran allerdings wolle den Staat Israel von der Landkarte streichen.

Das erkläre nicht nur Staatspräsident Mahmud Ahmadinedschad. Auch das geistliche Oberhaupt des Landes, Ali Khamenei, habe dies jüngst in einer Botschaft so zum Ausdruck gebracht. Und Khamenei sei schließlich derjenige, der das eigentliche Sagen habe. Man könne auch nicht ausschließen, dass der Iran einmal Atomwaffen an Terrororganisation weitergebe, die sie dann gegen Israel einsetzten, warnt Primor.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen