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Große ntv-Umfrage vor Wahlen Kriminalität und Bildung für Sachsen und Thüringer an erster Stelle

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Blick über Dresden. Ministerpräsident Kretschmer hat gute Chancen, im Amt zu bleiben.

Blick über Dresden. Ministerpräsident Kretschmer hat gute Chancen, im Amt zu bleiben.

(Foto: picture alliance/dpa)

Knapp ein Drittel der Menschen in Sachsen und Thüringen will bei den Wahlen am 1. September die AfD wählen. Eine große Umfrage gibt Hinweise, warum das so ist. Sie zeigt die größten Sorgen und Probleme auf. Migration ist nur eines davon.

Die Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen am 1. September sind auch ein Moment der Wahrheit für ganz Deutschland: Wird die AfD erstmals stärkste Kraft in einem oder vielleicht sogar zwei Bundesländern? Die Umfragewerte der Rechtspopulisten sind seit Monaten stabil, unheimlich stabil. Dafür gibt es viele Erklärungsversuche von Soziologen, Ökonomen oder auch Historikern. Doch was sagen die Menschen selbst? Nach der Umfrage von Anfang August hat Forsa nun noch einmal für RTL/ntv nachgefragt und die Sorgen und Probleme vermessen.

Dabei bestätigt sich: Die meisten Menschen finden den Kampf gegen die Kriminalität und eine gute Bildung am wichtigsten. Das zeigt die Frage nach den "größten Sorgen der Bürger" in beiden Bundesländern. Zunächst der Blick nach Sachsen. Wie schon Anfang August gaben auch Ende des Monats 68 Prozent an dieser Stelle "die Kriminalität und Gewalt in der Gesellschaft" an - dicht gefolgt vom Krieg gegen die Ukraine (62 Prozent, +1) und der Zuwanderung von Flüchtlingen und Asylbewerbern (+1). Bei zwei Punkten gab es aber auch nennenswerte Bewegung: Die Politik der Bundesregierung nannten nur noch 60 Prozent (-6), die finanzielle Belastung durch steigende Preise nur noch 52 (-11). Dabei waren Mehrfachnennungen möglich.

Zuwachs bei "Flüchtlingen und Asylbewerbern"

In Thüringen gab es die größte Bewegung dagegen bei der "Kriminalität und Gewalt in der Gesellschaft". Anfang August nannten das Thema noch 58 Prozent der Befragten (Platz 3), jetzt waren es 68 - womit es zur größten Sorge aufstieg. Auch der Krieg in der Ukraine wurde von mehr Befragten genannt (67 Prozent, +3) - "Zuwanderung von Flüchtlingen und Asylbewerbern" ebenfalls (63 Prozent, +7). Gut möglich, dass die Messermorde von Solingen etwas damit zu tun haben. Wie in Sachsen wurden auch in Thüringen die Politik der Bundesregierung (58 Prozent, -4) und die steigenden Preise (53 Prozent, -4) seltener als größte Sorge genannt.

In beiden Bundesländern fällt auf: Kriminalität und Zuwanderung ist vor allem rechts der Mitte ein Problem. Fast alle Anhänger der AfD, aber abgeschwächt auch der CDU nannten diese Themen. Das gilt in diesen Fragen auch für das BSW, das bei innerer Sicherheit und Migration den beiden genannten Parteien näher ist als SPD, Grünen oder Linken.

Die größten Sorgen der Menschen in Thüringen und Sachsen entsprechen ihren Erwartungen an die künftigen Landesregierungen. "Bekämpfung von Kriminalität und Gewalt" nannten in Sachsen 74 Prozent der Befragten - das sind immerhin 7 Punkte mehr als Anfang August. Unverändert wichtig finden 72 Prozent (+1) die "Schaffung eines guten und gerechten Bildungssystems". 66 Prozent (+4) finden, eine "sichere und bezahlbare Energieversorgung" besonders wichtig. Ein großes Plus von 7 Punkten gab es bei einem "Zuzugs-Stopp von Ausländern, den nun 57 Prozent nannten.

In Thüringen hat die "Schaffung eines guten und gerechten Bildungs-Systems" für 81 (+3) Prozent der Befragten Vorrang - wie auch in der Debatte der Spitzenkandidaten von ntv und Antenne Thüringen deutlich wurde. Ministerpräsident Bodo Ramelow räumte unumwunden ein, dass es große Probleme in Thüringer Schulen gebe - insbesondere Lehrermangel und Unterrichtsausfall.

71 Prozent sehen nun in der Bekämpfung von Kriminalität und Gewalt Vorrang - acht Punkte mehr als Anfang August. Demgegenüber sagte Innenminister Georg Maier im ntv.de-Interview, Thüringen sei immer noch eins der sichersten Bundesländer. 65 Prozent der Befragten in Thüringen meinen, die Regierung solle sich vor allem um eine "sichere und bezahlbare Energieversorgung" bemühen. 56 Prozent (+6) nannten einen "Zuzugs-Stopp von Ausländern" als Priorität. Diesen Wert treiben AfD-Wähler hoch - 97 Prozent von ihnen sind dafür.

Solingen und die Folgen

Das Ereignis, das die Zahlen noch einmal in Bewegung gebracht hat, könnte der Terroranschlag von Solingen gewesen sein. In Sachsen erwarten mehr als ein Drittel (34 Prozent) einen großen Einfluss der Morde auf das Wahlergebnis an diesem Sonntag. 49 Prozent rechnen dagegen nur mit geringen Auswirkungen. Etwas anders sieht es aus, wenn nach der eigenen Wahlentscheidung gefragt wird. Darauf antworteten nur noch 18 Prozent, die Tat bestimme ihre Wahlentscheidung mit. 53 Prozent sagen, Solingen beeinflusse nicht, wo sie ihr Kreuz machen werden.

LandtagswahlenReaktionen auf den Anschlag von Solingen

In Thüringen zeigt sich ein ähnliches Bild. 35 Prozent erwarten einen großen Einfluss der Morde auf das Wahlergebnis. Immerhin 25 Prozent sagen aber, die Taten bestimmten ihre eigene Wahlentscheidung mit. 36 Prozent der AfD-Anhänger gaben dies an, aber nur 9 Prozent der CDU-Wähler. Die Sympathisanten der anderen Parteien sortieren sich dazwischen ein.

Fazit: Wenn es etwas gibt, dass die Haltungen und Meinungen der Wahlberechtigten in Thüringen und Sachsen noch einmal beeinflusst hat, war es der Terroranschlag von Solingen. Das zeigt sich nicht nur in der direkten Frage nach dem Anschlag, sondern auch in steigender Priorisierung des Kampfes gegen die Kriminalität oder des Zuzugs von Ausländern. Insgesamt, das zeigt die Sonntagsfrage, hat sich die Wahlentscheidung aber nur geringfügig verändert. Und: So sehr über Migration und den Krieg gegen die Ukraine gesprochen wird, die Menschen setzen beim typischen Landesthema Bildung eine klare Priorität. Am Sonntagabend wissen wir mehr.

Quelle: ntv.de

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