Bundeswehr in der Kritik Gutachten zu Soldaten-Tod belastet Ausbilder
03.03.2018, 19:07 Uhr
Bundeswehrsoldaten auf einem Übungsplatz in Niedersachsen.
(Foto: picture alliance / Philipp Schul)
Im Sommer kollabieren mehrere Rekruten während eines Marsches. Ein Soldat stirbt später an den Folgen eines Hitzschlags. Nun belastet die Ausbilder ein rechtsmedizinisches Gutachten. Sie müssen sich wohl wegen fahrlässiger Tötung verantworten.
Nach dem Tod eines Soldaten bei einem Bundeswehr-Marsch im niedersächsischen Munster droht den verantwortlichen Ausbildern laut einem Medienbericht ein Strafverfahren wegen fahrlässiger Tötung. Wie der "Spiegel" berichtete, hätten die Ausbilder den Tod eines 21-Jährigen verhindern können, wenn sie sich an die geltenden Regeln der Bundeswehr und ihre Fürsorgepflicht gehalten hätten. Dies gehe aus einem Gutachten von Rechtsmedizinern hervor.
Die Rechtsmediziner des Hamburger Unfallkrankenhauses Eppendorf (UKE) stuften den Tod des Soldaten und die Hitzschläge bei mehreren seiner Kameraden demnach als vermeidbar ein. Das Gutachten hätten sie für die Staatsanwaltschaft Lüneburg erstellt, die aufgrund des Papiers wohl ein Verfahren wegen fahrlässiger Tötung gegen die Ausbilder eröffnen werde, so das Magazin.
Konkret geht es bei den Vorwürfen um Bundeswehr-Regeln, die etwa das Anhalten der ganzen Gruppe vorsehen, wenn ein Soldat auf einem Marsch zusammenbricht. Stattdessen aber hätten die Ausbilder in Munster ihre Rekruten weiter angespornt, schrieb das Nachrichtenmagazin. Den Rest des Trupps hätten sie sogar Strafrunden drehen lassen, als die ersten Soldaten zusammengesackt seien.
Bei dem Übungsmarsch waren am 19. Juli 2017 vier Soldaten kollabiert. Einer von ihnen starb zehn Tage später in einem Krankenhaus. Die Bundeswehr sprach im September in einem vorläufigen Bericht zu dem Vorfall von "nicht sachgerechten Entscheidungen" der Befehlshaber. Demnach entsprachen die körperlichen Anforderungen unter anderem nicht dem Leistungsstand der Teilnehmer. Zudem trugen sie trotz Wärme Feldjacken über ihren Splitterschutzwesten.
Quelle: ntv.de, kpi/AFP