Medien melden massiven Gegenschlag Hamas feuert 60 Raketen in einer Stunde ab
07.07.2014, 21:26 Uhr
Erst gibt es die gezeigten israelische Angriffe auf den Gazastreifen - dann folgen die Raketen der Hamas.
(Foto: REUTERS)
Die Situation in Nahost verschärft sich: Auf heftige Luftangriffe Israels reagiert die Hamas mit einem Raketenregen auf israelische Ortschaften. Israels Außenminister Liebermann fordert von Ministerpräsident Netanjahu eine breite Militäroffensive. Die Armee mobilisiert 1500 Soldaten.
Die radikalislamische Hamas hat Dutzende Raketen auf israelische Ortschaften abgefeuert. Erstmals seit Beginn der jüngsten Welle der Gewalt bekannte sich der bewaffnete Hamas-Arm zu den Angriffen. Nach Angaben des israelischen Fernsehens wurden binnen einer Stunde rund 60 Raketen abgefeuert. Es seien Ortschaften im Umkreis von 40 Kilometern vom Gazastreifen angegriffen worden. Auch in der Stadt Rechovot südlich von Tel Aviv heulten am Abend die Warnsirenen. Die radikalislamische Hamas hatte nach heftigen israelischen Luftangriffen Rache für den Tod von neun Menschen angekündigt.
Israel reagierte seinerseits mit mehr als 30 Luftangriffen auf Ziele im Gazastreifen, wie Augenzeugen und Sicherheitskräfte der Hamas mitteilten. Zuvor hatte Israels Armee verlauten lassen, dass sich die Streitkräfte auf eine größere Operation vorbereite. 1500 Reservesoldaten würden mobilisiert, sagte Armeesprecher Peter Lerner.
Liebermann wirft Netanjahu Zögern vor
Im Streit um das richtige Vorgehen angesichts der Eskalation der Gewalt brach Außenminister Avigdor Lieberman das Bündnis seiner Partei mit dem regierenden Likud. Seine Fraktion wolle aber in der von Regierungschef Benjamin Netanjahu geführten Koalition bleiben. Lieberman sagte, Hintergrund seines Bruchs mit Netanjahu seien "tiefgreifende Meinungsverschiedenheiten". Lieberman hat Netanjahus Vorgehen gegen die im Gazastreifen herrschende Hamas als zu zögerlich kritisiert. Er fordert eine breite Militäroffensive in dem Palästinensergebiet am Mittelmeer.
"Die Realität, in der wir leben, mit Hunderten von Raketen, die eine Terrororganisation zur Verfügung hat und die jederzeit entscheiden kann, wann sie sie einsetzen will, ist unerträglich", sagte Lieberman. "Ich verstehe nicht, worauf wir warten." Die beiden Politiker hatten das Bündnis vor den Wahlen im Januar 2013 geschlossen.
"Unsere Botschaft ist, dass wir für jede Entwicklung bereit sind", sagte der Armeesprecher. Hamas sei aktiv an den jüngsten Angriffen auf Israel beteiligt. "Wir müssen uns auf eine weitere Verschlimmerung der Lage einrichten." Die Luftschläge waren eine Reaktion Israels auf Dutzende Raketen, die militante Palästinenser seit Tagen auf israelische Ortschaften abfeuern.
Ermordung Jugendlicher als Auslöser
Auslöser für die neuen Spannungen waren die Entführung und die Ermordung von drei jüdischen Teenagern sowie der mutmaßliche Rachemord an einem palästinensischen Jugendlichen. In letzterem Fall hat die israelische Polizei sechs jüdische Tatverdächtige festgenommen. Drei von ihnen haben den Mord israelischen Medienberichten zufolge gestanden.
Die israelische Zeitung "Haaretz" schrieb, die Polizei habe die Tat mit den Verdächtigen nachgestellt. "Wir versuchen herauszufinden, welche Rolle jeder von ihnen genau gespielt hat", sagte Polizeisprecher Mickey Rosenfeld. Ministerpräsident Netanjahu sprach dem Vater des jungen Arabers sein Beileid aus. Er selbst und die Bürger Israels seien "tief erschüttert von dem abscheulichen Mord" an dem 16-Jährigen. Die Leiche von Mohammed Abu Chedair war am Mittwoch in einem Wald bei Jerusalem gefunden worden. Ein vorläufiger Autopsiebericht ergab nach palästinensischen Angaben, dass er bei lebendigem Leibe verbrannte.
Angesichts der Gewalt wächst die Sorge vor einem neuen Gaza-Krieg sowie einem neuen Palästinenseraufstand. Der Hamas-Sprecher Sami Abu Suhri hatte die israelischen Luftangriffe als "schwerwiegende Eskalation" beschrieben. Zugleich drohte Suhri: "Der Feind wird den Preis zahlen." Bei dem letzten großen Schlagabtausch im November 2012 hatte Hamas auch die israelischen Großstädte Tel Aviv und Jerusalem angegriffen.
Quelle: ntv.de, rpe/dpa/AFP