Ministerium zwingt zum Mitmachen Heftiger Streit um Bufdis
29.07.2011, 16:05 Uhr
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Der Zivildienst ist ausgesetzt, der neue Bundesfreiwilligendienst soll in die Bresche springen. Doch das Interesse hält sich in Grenzen. Um die Nachfrage zu steigern, koppelt das Familienministerium die Vergabe von Stellen für das Freiwillige soziale Jahr mit denen für den BFD. Trägerverbände, aber auch Politiker gehen auf die Barrikaden.
Einen Monat nach dem Start des neuen (BFD) streiten sich Bund, Länder und Verbände um Wege zur Belebung der bisher . Hessens Sozialminister Stefan Grüttner kritisierte es als "absolut unverständlich", dass das Bundesfamilienministerium die Förderung für das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ) an eine Mindestzahl von BFD-Freiwilligen koppeln will. Damit setze das Ministerium "die Einsatzstellen und Träger des FSJ unter Druck", kritisierte der CDU-Politiker. Die Tatsache, dass der Freiwilligendienst "noch nicht den gewünschten Bekanntheitsgrad" habe, dürfe nicht den Verbänden angelastet werden.
Um den Freiwilligendienst zu fördern, will das CDU-geführte Bundesfamilienministerium Zuschüsse für das seit langem bestehende FSJ nur noch gewähren, wenn auf drei FSJ-Plätze mindestens zwei BFD-Plätze kommen. Zur Begründung verweist das Ministerium darauf, dass es für das FSJ mehr Bewerber als Plätze gebe, während die Nachfrage nach BFD-Plätzen weiter gering sei. Mit der Änderung der Förderpraxis will das Ministerium für eine ausgewogene Besetzung beider Dienste sorgen. Ein Sprecher des Familienministeriums betonte gegenüber n-tv.de, es gehe vor allem darum, keine Bewerber für Freiwilligendienste nach Hause zu schicken. Man hoffe darauf, dass die Zentralstellen der Wohlfahrtsverbände zunehmend Bewerber auf den Bundesfreiwilligendienst aufmerksam machten, es gebe allerdings keinen Zeitplan für Sanktionen in dieser Sache.
"Bundesregierung reagiert zu aufgeregt"

Familienministerin Kristina Schröder hatte sich den Erfolg des BFD wohl auch größer vorgestellt.
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Die Trägerverbände kritisierten die neue Förderpraxis. "Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Bundesregierung ein wenig zu aufgeregt auf den schleppenden Start des Bundesfreiwilligendiensts reagiert", erklärte der AWO-Bundesvorsitzende Wolfgang Stadler. Die Verbände hätten ohnehin Schwierigkeiten, sich "in der Kürze der Zeit auf den neuen Dienst einzustellen", kritisierte Stadler. "Das Ganze nun auch noch mit einem realitätsfernen Kopplungsmodell zu belasten ist ein großer Fehler und wird von der AWO abgelehnt."
Der Bundesfreiwilligendienst war am 1. Juli gestartet. Er trat an die Stelle des Zivildiensts, der mit der Aussetzung der Wehrpflicht weggefallen war. Neben dem BFD existieren weiterhin das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ) und das Freiwillige Ökologische Jahr (FÖJ). Langfristig will das Familienministerium rund 35.000 Menschen für den neuen Dienst gewinnen.
Quelle: ntv.de, AFP