EU-Posse geht weiter Hocktoiletten verhüllt
20.01.2009, 14:04 UhrDie tschechische EU-Ratspräsidentschaft hat einen Teil des Skandal-Kunstwerks im Gebäude des Brüsseler Ministerrates nach Protesten verhüllen lassen. Vor die Darstellung Bulgariens als eine Ansammlung türkischer Stehtoiletten hängten Bedienstete ein schwarzes Tuch. In der Riesenskulptur "Entropa" des Künstlers David Cerny werden Vorurteile über die 27 Mitgliedsländer der EU gezeigt. Entgegen offizieller Ankündigung schufen nicht 27 Künstlern aus sämtlichen EU-Staaten "Entropa", sondern Cerny und Mitarbeiter gingen allein zu Werke.
Deshalb hatte sich der Prager Europaminister Alexandr Vondra bei der Präsentation in der vergangenen Woche bei allen EU-Partnern entschuldigt. Bulgarien und die Slowakei beschwerten sich dennoch förmlich, Sofia forderte zudem die Entfernung seines Landessymbols. Manche EU-Diplomaten hielten dies für "kleinkariert".
Tief besorgt
Unterdessen meldete sich in der politischen Kultur-Affäre auch der tschechische Präsident Vaclav Klaus zu Wort. In einem Brief an die Regierung von Ministerpräsident Mirek Topolanek beschrieb der als EU- kritisch bekannte Klaus "tiefe Besorgnis" im Zusammenhang mit "Entropa". Er sei sehr überrascht, "dass die persönliche Initiative eines Künstlers und eines privaten Investors als offizielle Haltung unseres Landes dargestellt wird. Ich halte diesen Weg, die tschechische EU-Ratspräsidentschaft zu "privatisieren", für inakzeptabel und unangemessen", schrieb Klaus.
Ein Sprecher der Präsidialkanzlei bestätigte das von der tschechischen Wochenzeitung "Euro" veröffentlichte Schreiben. Das Kunstwerk könne die internationalen Beziehungen Tschechiens beschädigen, meinte Klaus darin. "Inhalt und Methode" von "Entropa" seien nicht akzeptabel. Er forderte Topolanek auf, öffentlich die Verantwortung zu übernehmen und sich zu entschuldigen.
Bestandteil von "Entropa" ist auch ein Laufband, auf dem markante Klaus-Zitate die Außenseiterposition des Staatsoberhaupts in den Diskussionen um den Klimawandel und die Zukunft der EU deutlich machen sollen. Zu diesem Detail äußerte sich Klaus nicht. Künstler Cerny ist in Tschechien als entschiedener Klaus-Gegner bekannt.
Quelle: ntv.de