Überwindung der Teilung Hoffnungsschimmer für Zypern
21.03.2008, 13:58 UhrBei einem Treffen zwischen den Führern der griechischen und türkischen Volksgruppen, Dimitris Christofias und Mehmet Ali Talat, einigten sich beide Seiten auf den sofortigen Wiederbeginn von Verhandlungen zur Überwindung der Teilung der Mittelmeerinsel. "Es ist eine neue Ära", sagte der türkisch-zyprische Führer Mehmet Ali Talat nach dem Treffen. "Unser Ziel ist es, eine umfassende Lösung zu finden", fügte er hinzu. Als erstes sichtbares Zeichen kündigten beide Politiker an, dass in Kürze die historische Ledras-Straße, die den türkischen mit dem griechischen Teil der Hauptstadt Nikosia verbindet, wieder geöffnet wird.
Das seit 1974 geteilte Zypern gehört seit 2004 zur Europäischen Union. Das EU-Regelwerk gilt allerdings nur im griechischen Süden der Inselrepublik. Im Norden liegt die nur von der Türkei anerkannte Türkische Republik Nordzypern.
Der Reformkommunist Christofias, der am 24. Februar die Präsidentenwahl in Zypern gewonnen hatte, ist auch bei den türkischen Zyprern populär und gilt als Hoffnungsträger für eine baldige Überwindung der Teilung. Während der Amtszeit seines Vorgängers Tassos Papadopoulos waren die Zyperngespräche ins Stocken geraten.
Bei ihrem Treffen am Sitz des Vertreters der Vereinten Nationen, Michael Moller, vereinbarten die beiden Politiker die Einsetzung von gemischten Expertenkommissionen. Sie selbst wollten spätestens in drei Monaten erneut zusammenkommen. Christofias meinte nach dem Treffen: "Wir haben heute zyprischen Kaffee getrunken." Er spielte damit darauf an, dass beide Seiten eine innerzyprische und nicht eine vom Ausland diktierte Lösung suchen wollten.
Die Öffnung des von den Bewohnern "Brandenburger Tor" genannten Übergangs wird allerdings noch einige Tage dauern, weil beschädigte Gebäude befestigt werden müssen. Sie waren während der ethnischen Unruhen 1963 bis 1974 schwer in Mitleidenschaft gezogen worden. Die türkischen Truppen werden aus der rund 50 Meter breiten Pufferzone abgezogen, die Bürger werden sich dann ungehindert zwischen dem Norden und dem Süden der Stadt bewegen können.
Bislang gibt es im geteilten Zypern fünf Übergangsstellen, über die griechische und türkische Zyprer die jeweils andere Seite besuchen können. Doch keine liegt so zentral wie die Ledras-Straße, die bis zu den ersten Zusammenstößen zwischen Türken und Griechen 1963 die beliebteste Einkaufsstraße der Hauptstadt war.
Quelle: ntv.de