Politik

Ukrainische Opposition ignoriert Amnestiegesetz Hohes Fieber legt Janukowitsch flach

Präsident Janukowitsch und der zurückgetretene Ministerpräsident Asarow, symbolisch hinter Gittern auf einem Plakat auf dem Protestcamp.

Präsident Janukowitsch und der zurückgetretene Ministerpräsident Asarow, symbolisch hinter Gittern auf einem Plakat auf dem Protestcamp.

(Foto: dpa)

Während international der Druck auf die ukrainische Regierung wächst, muss der Regierungschef wegen einer schweren Erkältung im Krankenhaus behandelt werden. Die Opposition weigert sich derweil, besetzte Gebäude zu verlassen.

Der Machtkampf in der Ukraine tobt trotz neuer Zugeständnisse der Führung ungebrochen weiter. Die Opposition weigert sich, besetzte Gebäude zu verlassen und ignoriert damit die Bedingungen einer Amnestie für festgenommene Demonstranten. Deutschland drängt den prorussischen Präsidenten Viktor Janukowitsch, die vom Parlament beschlossene Rücknahme umstrittener Gesetze endlich zu unterzeichnen. Janukowitsch selbst ließ sich offiziellen Angaben zufolge wegen hohen Fiebers in einer Klinik behandeln. Der Staatschef leide an einer schweren Erkältung, erklärte der stellvertretende Leibarzt Alexander Orda.

Die USA erwägen derweil Sanktionen gegen die Führung der früheren Sowjetrepublik. Auch die EU müsse Zwangsmaßnahmen ergreifen, forderte der Oppositionspolitiker Vitali Klitschko. Janukowitsch rief hingegen seine Gegner zum Einlenken auf. "Die Regierung hat alle auf sich genommenen Verpflichtungen eingehalten", sagte der Staatschef. Zugleich kritisierte der Präsident, die Opposition wolle die Situation absichtlich verschärfen, um "politische Ambitionen einiger Führer" zu befriedigen.

"Dieser Mann will uns austricksen"

Die Opposition kündigte weitere Proteste an. Ihr gehen die Konzessionen noch nicht weit genug. Sie verlangt die bedingungslose Freilassung festgenommener Demonstranten und verweigert die im Amnestiegesetz geforderte Räumung besetzter Verwaltungsgebäude.

Ein Demonstrant beobachtet misstrauisch die Phalanx der Polizeieinheiten vor dem Maidan.

Ein Demonstrant beobachtet misstrauisch die Phalanx der Polizeieinheiten vor dem Maidan.

(Foto: AP)

Seit Beginn der gewaltsamen Proteste sind nach Angaben der Generalstaatsanwaltschaft landesweit bisher 234 Demonstranten festgenommen worden. 140 von ihnen sitzen in Untersuchungshaft oder stehen unter Hausarrest. Alle in den vergangenen zwei Wochen Festgenommenen würden voraussichtlich unter die beschlos sene Amnestie fallen, hieß es in Kiew.

Die USA drohten unterdessen mit Sanktionen - offenbar auch gegen Anführer blutiger Proteste. "Wir werden zusätzliche Maßnahmen weiterhin in Betracht ziehen, inklusive Sanktionen, um auf die Gewaltanwendung aller Beteiligten zu reagieren", sagte die Sprecherin des Nationalen Sicherheitsrates der USA, Caitlin Hayden.

Oppositionspolitiker Klitschko rief die EU auf, Zwangsmaßnahmen wie etwa Einreiseverbote gegen Janukowitsch zu verhängen. "Ich habe das Gefühl, dass dieser Mann uns austricksen will und nur versucht, Zeit für sich und seine schmutzige Politik zu gewinnen", schrieb Klitschko in der "Bild"-Zeitung.

"Gewalt und Einschüchterung sind nicht die Antwort"

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier warnte Janukowitsch davor, weiter auf Zeit zu spielen. "Macht jetzt endlich ernst und tut, was Ihr der Opposition versprochen habt!", betonte der SPD-Politiker. Bislang gebe es eine "Lücke zwischen dem, was zwischen den Verhandlungsparteien der Opposition und dem Präsidenten besprochen wird, und dem, was dann anschließend umgesetzt wird".

Die EU forderte ein Ende der Gewalt in der Ukraine als Voraussetzung für einen weiteren Dialog zwischen Kiew und Brüssel. "Gewalt und Einschüchterung sind eindeutig nicht die Antwort auf die Krise", sagte EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso in Brüssel nach einem Gespräch mit dem polnischen Regierungschef Donald Tusk.

Die parlamentarische Versammlung des Europarates verurteilte die Gewalt im Mitgliedsland Ukraine, verzichtete jedoch vorerst auf Sanktionsdrohungen gegen die Abgeordneten aus Kiew. Nur bei einer gewaltsamen Räumung des Unabhängigkeitsplatzes Maidan in Kiew sollte die Versammlung prüfen, ob den ukrainischen Abgeordneten das Stimmrecht entzogen werden sollte, hieß es in einer mit großer Mehrheit verabschiedeten Entschließung. Allerdings kritisierten Abgeordnete aus der Ukraine und Russland die "einseitige Sichtweise der Europäer".

Bei Straßenschlachten zwischen Regierungsgegnern und Polizei in Kiew sind bisher mindestens vier Menschen getötet worden, darunter ein Mitglied der Sicherheitskräfte. Nach offiziellen Angaben wurden zudem mehr als 500 Menschen verletzt, davon etwa 250 Beamte. Die Opposition spricht von sechs Toten sowie 2000 Verletzten in den eigenen Reihen.

Quelle: ntv.de, jve/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen