Novum im katholischen Polen Homosexuellenaktivist wird Bürgermeister
01.12.2014, 15:43 Uhr
Robert Biedron hat in Polen schon jetzt Geschichte geschrieben.
(Foto: AP)
Das konservative Polen hat seinen ersten offen schwulen Bürgermeister. Der Homosexuellenaktivist Biedron gewinnt bei der Stichwahl in der Ostseestadt Slupsk. Die Wahlbeteiligung lag allerdings nur bei 29 Prozent.
In Polen ist erstmals ein homosexueller Politiker zum Bürgermeister einer mittelgroßen Stadt gewählt worden. Der 38-jährige Abgeordnete Robert Biedron setzte sich in der Ostseestadt Stolp (Slupsk) bei der Stichwahl klar gegen seinen Herausforderer Zbigniew Konwinksi von der regierenden liberalen Bürgerplattform (PO) durch, wie die Wahlkommission mitteilte. Demnach erhielt Biedron, der für die anti-klerikale linke Partei Twoj Ruch im Parlament sitzt, bei der Wahl aber als Parteiloser antrat, 57 Prozent der Stimmen.
"Wenn man es will, kann man Berge versetzen", sagte Biedron nach seinem Wahlsieg. Der Politologe und Verleger war 2011 über die Liste von Twoj Ruch als erster offen schwuler Abgeordneter in das nationale Parlament des stark katholisch geprägten Landes eingezogen. Damals wurde für die Partei auch eine Transsexuelle als Abgeordnete gewählt.
Als Mitglied des Justizausschusses erwarb sich Biedron Ansehen durch seine Ernsthaftigkeit und seinen Fleiß. In Stolp hat er versprochen, eine "moderate" Politik zu verfolgen.
Biedron hat angekündigt, sich in der 100.000-Einwohner-Stadt an der Ostseeküste per Fahrrad zu bewegen und die Einwohner aufgerufen, dies ebenfalls zu tun. Zudem will sich der Politiker, der mit dem Slogan "Endlich Wandel" antrat, in der Stadt kostenloses Internet bereitstellen und sich für die Einsparung von Energie einsetzen.
Noch im Wahlkampf war Biedron bei einem Basketballspiel Anfeindungen von Fans ausgesetzt. Am Montag sagte er jedoch, einige Fans hätten anschließend seinen Mut gewürdigt, zu dem Spiel zu erscheinen - und dann doch für ihn gestimmt.
Quelle: ntv.de, ppo/AFP/dpa