Wahlergebnis verzögert sich Honduraner müssen zu Hause bleiben
02.12.2017, 09:25 Uhr
Oppositionelle errichten Straßenblockaden, stecken Autoreifen in Brand und schleudern Steine auf Sicherheitskräfte.
(Foto: picture alliance / Rodrigo Abd/A)
Fast eine Woche nach der Präsidentschaftswahl in Honduras steht noch immer kein Sieger fest. Die Anhänger der Opposition wittern Wahlfälschung und gehen auf die Straße. Auf friedliche Proteste folgen schwere Ausschreitungen und Plünderungen.
Krawalle, Blockaden und Plünderungen: Wegen der Verzögerung bei der Verkündung des Wahlergebnisses und Manipulationsvorwürfen ist es in Honduras zu schweren Ausschreitungen gekommen. Anhänger der Opposition errichteten Straßenblockaden, steckten Autoreifen in Brand und schleuderten Steine auf die Sicherheitskräfte. Die Polizei ging mit Tränengas gegen die Demonstranten vor. Mindestens ein Mann kam bei den Protesten ums Leben. Weitere Menschen seien verletzt worden, teilten die Behörden mit.
Präsident Juan Orlando Hernández rief den Ausnahmezustand aus und verhängte eine nächtliche Ausgangssperre, teilte ein Regierungssprecher mit. Wer während der Ausgangssperre auf der Straße angetroffen werde, könne festgenommen werden. Ausgenommen von der Ausgangssperre sind Mitarbeiter des Wahlamts, Vertreter der Parteien, Wahlbeobachter und Journalisten sowie Sanitäter, Ärzte, Sicherheitskräfte und Diplomaten. Ziel der Maßnahme sei, die öffentliche Ordnung wieder herzustellen und die Ausübung der demokratischen Rechte zu ermöglichen
"Demokratischen Dialog öffnen"

Bürgerkriegsähnliche Zustände: Die Polizei geht mit Wasserwerfern und Tränengas gegen die Demonstranten vor.
(Foto: REUTERS)
Auch fünf Tage nach der Präsidentenwahl lag noch immer kein Ergebnis vor. Wegen Unregelmäßigkeiten bei der Auszählung in einigen Bezirken müssten die Stimmzettel nun noch einmal einzeln ausgezählt werden, teilte Wahlamtsleiter David Matamoros mit. Die Kandidaten und internationale Wahlbeobachter sollten bei der Auszählung anwesend sein. Vertreter des Oppositionsbündnisses Allianz gegen die Diktatur erschienen allerdings nicht.
Die Vereinten Nationen riefen die politischen Lager zur Zurückhaltung auf. "Die Kandidaten sollten ihre Anhänger zur Ordnung rufen und den Raum für einen demokratischen Dialog öffnen", hieß es in einer Stellungnahme der UN. Wahlamtsleiter Matamoros sagte: "Ich fordere die politischen Führer auf, mit gutem Beispiel voranzugehen und ihre Anhänger zu beruhigen."
Hernández ruft zur Besonnenheit auf
Während die ersten Teilergebnisse zunächst auf einen Sieg des Oppositionskandidaten Salvador Nasrallas hingedeutet hatten, lag später der Amtsinhaber Hernández knapp vorne. Nach Auszählung von 94,3 Prozent der Stimmen kam Hernández auf einen Anteil von 42,92 Prozent. Auf Herausforderer Nasralla entfielen demnach 41,42 Prozent. Er werde das offizielle Ergebnis nicht anerkennen, kündigte Nasralla an. Er warf der Regierung Wahlfälschung vor. Beweise dafür legte er zunächst nicht vor.
Nach zunächst friedlichen Protesten kam es auch zu zahlreichen Plünderungen. Demonstranten drangen in Geschäfte und Einkaufszentren ein und stahlen Lebensmittel, Kleidung und Elektrogeräte. Nasralla sagte, Gewalt und Chaos würden von Provokateuren geschürt, die die Demonstrationen unterwandert hätten.
Präsident Hernández rief seine Anhänger zu Besonnenheit auf. "Das ist ein demokratischer Prozess, eine Feier, und ich fordere das honduranische Volk und die Leute meiner Partei dazu auf, Ruhe zu bewahren und auf das Ergebnis des Wahlamts zu warten", sagte der Staatschef.
Quelle: ntv.de, hny/dpa/AFP