China schlägt Verwaltungschef vor Hongkonger protestieren gegen Vorgaben
01.09.2014, 10:50 Uhr
Die Polizei in Hongkong versuchte die Demonstranten in Schach zu halten. Offenbar kam Pfefferspray zum Einsatz.
(Foto: Twitter/SauloCorona)
Die Sonderverwaltungszone Hongkong genießt innerhalb Chinas Freiheiten, die auf dem Festland undenkbar wären. Ihren Verwaltungschef dürfen die Bürger dort jedoch nicht frei wählen. Deswegen gehen sie auf die Straße.
Im Streit um das Prozedere bei der Wahl des Verwaltungschefs in der Sonderverwaltungszone Hongkong ist ein ranghoher chinesischer Beamter von Demonstranten ausgebuht worden. "Die Zentralregierung hat ihr Versprechen gebrochen - schamlos", rief eine Menge dem Volkskongress-Abgeordneten Li Fei bei einem Treffen mit örtlichen Beamten entgegen. An dem Protest nahmen der regierungskritische Abgeordnete Leung Kwok Hung sowie mehrere weitere Abgeordnete und jüngere Demonstranten teil.
Das Treffen wurde daraufhin kurzzeitig unterbrochen, die Demonstranten wurden abgeführt. Auf Fernsehbildern waren Polizeikräfte vor der Veranstaltungshalle zu sehen, die offenbar mit Pfefferspray gegen die Protestteilnehmer vorgingen. Li betonte derweil in seiner Rede die Position Pekings, keinen chinakritischen Verwaltungschef in Hongkong zu akzeptieren. Li hatte sich bereits bei seiner Ankunft in Hongkong am Vortag einer Menge von Demonstranten ausgesetzt gesehen, die sich vor seinem Hotel versammelt hatte. Derartige Szenen sind auf dem chinesischen Festland undenkbar.
Aktivisten kündigen neue Proteste an
Hongkong genießt seit der Rückgabe an China durch Großbritannien im Jahr 1997 einen besonderen Autonomiestatus. Dieser gewährt Bürgerrechte wie Presse- und Versammlungsfreiheit, die auf dem chinesischen Festland teils massiv eingeschränkt sind. Die nächste Wahl eines Verwaltungschefs in Hongkong soll 2017 stattfinden. Die Bürger können zwar wählen - allerdings nur unter Kandidaten, die zuvor mehrheitlich von dem pekingtreuen Nominierungskomitee bestätigt wurden, wie in Peking entschieden wurde.
Schon seit Monaten beteiligen sich zehntausende Menschen an kritischen Kundgebungen. Demokratieaktivisten kündigten neue Massenproteste und eine "Besetzung" des Finanzbezirks von Hongkong an.
Quelle: ntv.de, ame/AFP