Politik

Vermögen französischer Politiker Hose runter, Herr Minister

In Sachen Finanzen mussten sie die Hosen runterlassen: Premierminister Ayrault (2. von links) und Innenminister Valls.

In Sachen Finanzen mussten sie die Hosen runterlassen: Premierminister Ayrault (2. von links) und Innenminister Valls.

(Foto: REUTERS)

38 französische Regierungsmitglieder müssen die Hüllen fallen lassen - jedenfalls was ihre finanziellen Verhältnisse angeht: Die Vermögen aller Minister sind jetzt im Internet einsehbar. Die Regierung setzt derweil zum nächsten Streich an.

Die Vermögen der französischen Minister stehen nun für jeden Bürger einsehbar im Internet - doch die Veröffentlichung trifft auf harsche Kritik von höchster Ebene. Der Präsident der Nationalversammlung, Claude Bartolone, bezeichnete das Verfahren als "Paparazzi-Demokratie". Zuvor hatte Bartolone schon beklagt, die Offenlegung bediene nur Voyeurismus. In der Zeitung "Libération" legte angesichts möglicher weiterer Enthüllungen nach: "Diese Bekanntgabe erlaubt es nicht, Betrüger zu entlarven, und dieser Exhibitionismus löscht die Zweifel der Bürger nicht aus."

In einem giftigen Kommentar auf Twitter schrieb das frühere Regierungsmitglied Dominique Busserau schon kurz vor der Publikation der Daten: "Großer Striptease im regierenden Crazy-Horse: Alle Voyeure Operngläser scharf stellen!"

Auch Abgeordnete sollen Auskunft geben

Und nach Einschätzung der Zeitung "Figaro" geht die Debatte jetzt erst richtig los. Außenminister Laurent Fabius müsse sich dank eines Millionenvermögens auf etwas gefasst machen: "Man kann stark darauf wetten, dass er bald das Ziel werden wird von denjenigen, die denken, dass ein guter sozialistischer Verantwortungsträger von Liebe und frischem Wasser leben müsse."

173 Euro Minus auf einem ihrer Konten: Justizministerin Taubira.

173 Euro Minus auf einem ihrer Konten: Justizministerin Taubira.

(Foto: picture alliance / dpa)

Da auch Abgeordnete im französischen Parlament ihr Baguette nicht mit Liebe bezahlen, sollen auch sie nach Plänen der Regierung ihre Vermögen offen legen. Der Diskussion um das Geld der Politiker droht also eine weitere Runde.

In den Dispo gerutscht

Was sich Bürger nun im Netz anschauen können, ist tatsächlich sehr detailliert. So erfährt man aus den Listen vom Kabinettchef und den 37 weiteren Regierungsmitgliedern, dass ...

  • Premierminister Jean-Marc Ayrault für 650.000 Euro ein Haus in Nantes gekauft hat, sein Auto aus dem Jahr 1988 noch 1000 Euro wert ist

  • Innenminister Manuel Valls Vorsicht walten lässt und für 80.000 Euro versichert ist

  • Seniorenministerin Michèle Delaunay über sage und schreibe 23 Bankkonten verfügt

  • Frauenrechtsministerin Najat Vallaud-Belkacem über 55.000 Euro verfügt und das Geld konservativ auf ihrem Konto geparkt hat.

  • Justizministerin Christiane Taubira auf einem ihrer Konten mit 173 Euro im Minus ist, zugleich aber stolze Besitzerin von drei Fahrrädern ist

Acht Millionäre sitzen im Kabinett

Unter dem Strich müssen sich die Minister aber finanziell keine Sorgen machen. Acht von 38 sind Millionäre. Allein Regierungschef Ayrault besitzt ein Vermögen von von rund 1,55 Millionen Euro. Außenminister Fabius steht an der Spitze. Er gab mehr als sechs Millionen Euro an, darunter eine Wohnung und zwei Landhäuser. Sehr reich ist auch Seniorenministerin Delaunay mit 5,4 Millionen Euro.

Ausgelöst hatte die Transparenz-Offensive ein Schwarzgeldskandal. Der ehemalige Budgetminister Jérôme Cahuzac hatte monatelang die Existenz eines Kontos in der Schweiz geleugnet. Der Skandal hatte bei den Franzosen viel Vertrauen in die Politik zerstört. Die Ministerin für Senioren, Michèle Delaunay besitzt ein Vermögen von 5,4 Millionen Euro. Schon länger bekannt ist, dass Präsident François Hollande unter anderem Immobilien im Gesamtwert von 1,17 Millionen Euro hat.

Auch wenn manchen die Offenlegung nun zu weit geht, fordern andere noch weitaus mehr. Der Organisation "Regards Citoyens", ein Internet-Zusammenschluss zur Kontrolle öffentlicher Ausgaben, geht der Schritt nicht weit genug: Die Veröffentlichung habe "kein Problem aus der Affäre Cahuzac gelöst". Ein Patentrezept gegen Lügen legte die Organisation aber auch nicht vor.

Quelle: ntv.de, mit AFP und dpa

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