Schiff absichtlich versenkt? Hunderte Flüchtlinge womöglich ertrunken
15.09.2014, 15:33 Uhr
Diese Flüchtlinge hatten Glück, sie erreichten Lampedusa.
(Foto: picture alliance / dpa)
Neues Flüchtlingsdrama im Mittelmeer: Auf dem Weg nach Europa sinkt ein Schiff mit vielen Flüchtlingen. Überlebende behaupten, Menschenschmuggler hätten mit Absicht für den Untergang gesorgt.
Im Mittelmeer sind möglicherweise mehrere Hundert Flüchtlinge ertrunken. Ein Schiff mit 500 Insassen sei vor wenigen Tagen von Menschenschmugglern vorsätzlich versenkt worden, berichtete die Internationale Organisation für Migration (IOM). Sie berief sich dabei auf zwei Überlebende. Die beiden Palästinenser seien am Samstag gerettet und nach Sizilien gebracht worden.
Bei den Flüchtlingen soll es sich vor allem um Syrer, Palästinenser, Ägypter und Sudanesen handeln. Nach Angaben von IOM hatte das Schiff vor mehr als einer Woche im ägyptischen Hafen Damietta abgelegt. Nach Angaben der beiden Überlebenden wurde es von Menschenschmuggler versenkt, nachdem sich die Flüchtlinge geweigert hatten, auf hoher See in ein anderes Schiff umzusteigen. Sie seien danach mindestens 36 Stunden schiffbrüchig gewesen, bevor sie gerettet wurden.
Sollte sich die Geschichte bestätigen, wäre sie die größte Flüchtlingskatastrophe im Mittelmeer der vergangenen Jahre. Im Oktober 2013 waren mehr als 300 Flüchtlinge vor der italienischen Insel Lampedusa ertrunken.
Am vergangenen Sonntag war ein Boot unmittelbar vor der libyschen Küste gekentert. Dabei kamen nach Angaben der libyschen Marine mehr als 160 Menschen ums Leben. 36 Schiffbrüchige seien gerettet worden. Das Unglück ereignete sich nahe der Hafenstadt Tadschura rund 20 Kilometer östlich der libyschen Hauptstadt Tripolis.
Nach Angaben der IOM sind seit Anfang des Jahres rund 108.000 Flüchtlinge auf dem Seeweg nach Italien gekommen. Im Vorjahr seien es im gleichen Zeitraum 43 000 gewesen. Menschenschmuggler nutzen verstärkt die Wirren der Milizenkämpfe in Libyen, um Migranten aus Nordafrika nach Italien zu bringen. Die Entfernung zwischen Lampedusa und der libyschen Küste beträgt knapp 300 Kilometer.
Quelle: ntv.de, jga/dpa