Politik

Lafontaine und/oder Bartsch? Innerlinke Führungskämpfe

Im parteiinternen Machtkampf zwischen Parteichef Lafontaine und Bundesgeschäftsführer Bartsch spricht der Co-Vorsitzende Bisky ein Machtwort.

Das werden keine Freunde fürs Leben mehr.

Das werden keine Freunde fürs Leben mehr.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Während Parteichef Oskar Lafontaine seine Krebserkrankung auskuriert, tobt in der Linken ein heftiger Machtkampf zwischen dem abwesenden Parteivorsitzenden und Bundesgeschäftsführer Dietmar Bartsch. Der zweite Parteivorsitzende Lothar Bisky hat nun ein Machtwort gesprochen. Er rief seine Partei zur Geschlossenheit auf und stellte sich ausdrücklich hinter den umstrittenen Bartsch. "Selbstzerfleischend übereinander herzufallen, schadet dem Ansehen unserer Partei", warnte Bisky in Berlin. Die Verdienste von Bartsch um die Entwicklung der Partei dürften nicht ignoriert werden.

Bisky reagierte damit auf Berichte, wonach das Verhältnis zwischen Bartsch und Lafontaine zerrüttet sei. Demnach werden Bartsch unter anderem Indiskretionen in Bezug auf Lafontaines Privatleben vorgeworfen. Der "Stern" hatte berichtet, Lafontaine wolle nur dann erneut als Parteichef kandidieren, wenn Bartsch abgelöst werde. Bisky betonte in seiner Erklärung hingegen: "Wir alle brauchen Oskar Lafontaine, aber auch Dietmar Bartsch."

Ossis für Bartsch

Ramelow sieht in Bartsch das Opfer.

Ramelow sieht in Bartsch das Opfer.

(Foto: AP)

Der Vorsitzende der Linken im Thüringer Landtag, Bodo Ramelow, kritisierte die Angriffe auf Bartsch ebenfalls. Offenbar suchten einige in der Partei ritualisiert ein Opfer, bemängelte Ramelow in der "Märkischen Oderzeitung". "Wir haben nach außen Erfolg, also zerlegen wir uns jetzt nach innen." Auch die anderen ostdeutschen Landesverbände der Linken stellten sich vor Bartsch. In einer gemeinsamen Pressemitteilung wiesen die fünf Landesvorsitzenden Rücktrittsforderungen gegen Bartsch zurück. Zugleich äußerten sie die Hoffnung, dass Lafontaine im Mai wieder für den Parteivorsitz kandidiere. "Unsere Partei braucht beide", hieß es. Die Landeschefs kritisierten die anhaltende Personaldebatte, die einige Parteifreunde immer wieder neu befeuern würden. "Das nützt niemanden in der Partei und ist geeignet, das große Vertrauen der Wähler wieder zu verspielen."

Unterdessen bleiben die Zukunftspläne des erkrankten Lafontaine vorerst offen. An der Klausurtagung der Bundestags-Linksfraktion am kommenden Montag wird der 66-Jährige definitiv nicht teilnehmen. Grund dafür seien unaufschiebbare Arzttermine, sagte ein Fraktionssprecher und bestätigte damit entsprechende Medienberichte. Ursprünglich war erwartet worden, dass sich der krebskranke Parteichef bei dem Treffen zu seiner politischen Zukunft äußert. Dies werde er aber "zu gegebenem Zeitpunkt" und nach Rücksprache mit den Ärzten nachholen, versicherte der Sprecher.

Kurz nach der Bundestagswahl hatte Lafontaine überraschend seinen Rückzug vom Fraktionsvorsitz erklärt. Später war seine Krebserkrankung bekanntgeworden, wegen der er im November operiert wurde. Angesichts der Krankheit war darüber spekuliert worden, dass Lafontaine beim Bundesparteitag im Mai in Rostock möglicherweise nicht erneut als Parteichef kandidiert. Deshalb war seine öffentliche Erklärung mit Spannung erwartet worden.

Quelle: ntv.de, sba/rts/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen