Patienten ruhiggestellt, Ärzte gefoltert Iran liefert Waffen an Syrien
24.03.2012, 20:04 Uhr
Machthaber Baschar al-Assad, hier mit seiner Frau, holte sich Hilfe aus dem Iran.
(Foto: AP)
Für den Kampf gegen die Aufständischen in Syrien versorgt sich Machthaber Assad mit Waffen, Munition und Giftstoffen aus Teheran, heißt es aus den USA und Europa. Die Vereinigten Staaten wollen derweil die Visumspflicht für Syrer aussetzen. Das Regime machte Kranke bewusstlos und folterte Ärzte, sagen Zeugen.
Der syrische Staatschef Baschar al-Assad hat sich offenbar für die Niederschlagung des Aufstandes in seinem Land Unterstützung im verbündeten Iran geholt. Teheran habe Assads Militär unter anderem mit elektronischen Überwachungssystemen, Waffen und Munition versorgt, erfuhr die Nachrichtenagentur Reuters von Regierungsmitarbeitern aus den USA und Europa, die jedoch nicht namentlich genannt werden wollten. Die Islamische Republik habe der syrischen Regierung zudem Giftstoffe geliefert.
Iranische Sicherheitsbeamte seien zudem nach Damaskus gereist, um Assad Ratschläge im Kampf gegen die Revolte zu geben, berichteten die für Sicherheitsfragen zuständigen Beamten weiter. Einige der iranischen Beamten seien zu weiteren Beratungen im Land geblieben. Auch bei der Unterbrechung von Internetverbindungen soll der Iran geholfen haben, um die Kommunikation der Opposition zu erschweren. Die EU verhängte zuvor weitere Sanktionen gegen Syrien.
Angriffe auf Protesthochburgen
Dennoch setzten die Sicherheitskräfte des Landes ihre Angriffe auf Protesthochburgen fort. Aktivisten zufolge wurden bei Zusammenstößen und Angriffen erneut mindestens 20 Menschen getötet. Unterdessen traf der Syrien-Gesandte Kofi Annan in Moskau ein, wo er am Sonntag Gespräche mit Regierungsvertretern zur Krise in Syrien führen will.
In der nordwestlichen Provinz Idlib seien "26 Panzer in die Stadt Sarakeb eingedrungen", sagte der Aktivist Nurredin al-Abdo. Explosionen seien zu hören gewesen, es habe Festnahmen gegeben und die Menschen verschanzten sich in ihren Häusern. In der Hauptstadt Damaskus und Umgebung habe es in der Nacht "sehr heftige" Zusammenstöße zwischen Soldaten und Deserteuren gegeben, sagte zudem der Aktivist Mohammed al-Schami. In der gesamten Region seien Explosionen und Schüsse zu hören gewesen. In mehreren Städten gab es nächtliche Massendemonstrationen gegen die Regierung.
USA bieten Schutz
Die USA haben indes beschlossen, syrischen Staatsbürgern einen längeren Aufenthalt im Land zu genehmigen, auch nach Ablauf ihres Visums. Die Lage in Syrien habe sich derart verschlechtert, dass bei einer Rückkehr Gefahr für die persönliche Sicherheit bestehe, begründete US-Heimatschutzministerin Janet Napolitano die Entscheidung. Bald werde eine entsprechende Bekanntmachung veröffentlicht, anschließend könnten Betroffene einen Antrag einreichen.
Nach Angaben der zuständigen Behörden werden Antragsteller mit "krimineller Vergangenheit" oder solche, die eine "Bedrohung der nationalen Sicherheit" darstellen, nicht berücksichtigt. Schätzungen zufolge dürften zwischen 2500 und 3000 Menschen für eine längere Aufenthaltsgenehmigung in den USA in Frage kommen.
Patienten bewusstlos gemacht
Bevor Beobachter der Arabischen Liga sich während eines Besuches ein Bild von der Lage machen konnten, sind Patienten offenbar ruhiggestellt worden. Wie Mitglieder einer Untersuchungskommission des UN-Menschenrechtsrats zu Syrien mitteilten, gingen Zeugenaussagen ein, nach denen Ärzte in Aleppo im Norden Syriens entsprechende Anweisungen erhielten. Die Enthüllungen gehen auf die Zeit der ersten Beobachtermission in Syrien im Januar zurück. Die Beobachter der Arabischen Liga wurden damals von syrischen Regierungsvertretern begleitet und an Krankenbetten geführt.
"Neue Zeugenaussagen belegen, dass Ärzte die Anweisung erhielten, den Patienten während der Besuche das Bewusstsein zu nehmen", sagte Yakin Ertürk, ein Mitglied der Kommission. Weil sich einige Ärzte weigerten, dem nachzukommen, seien sie selbst "schlecht behandelt und gefoltert" worden. Die Kommission werde den Hinweisen nachgehen, sagte Ertürk. Die Kommission hat von der Regierung in Damaskus nicht die Erlaubnis erhalten, die Vorwürfe vor Ort zu überprüfen.
Syriens Staatschef Baschar al-Assad lässt die Protestbewegung gegen ihn seit einem Jahr blutig niederschlagen. Nach Angaben von Menschenrechtsaktivisten starben dabei bislang mehr als 9100 Menschen, vor allem Zivilisten.
Quelle: ntv.de, rpe/AFP/rts