Politik

Anreicherung für waffenfähiges Uran Iran verdreifacht Kapazitäten

Die internationale Atomenergiebehörde schlägt Alarm: Der Iran habe seine Möglichkeiten zur Anreicherung von Uran verdreifacht. Vor einer möglichen Bedrohung durch die Islamische Republik könnte sich Europa mit Hilfe des geplanten US-Raketenabwehrschirms schützen. Diesen nimmt Russland zum Anlass, "beispiellos" aufzurüsten - auch mit Atomwaffen.

Der Iran hat nach Einschätzung der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA bei seiner Urananreicherung Fortschritte gemacht. Das Land habe seine Kapazitäten zur höherprozentigen Anreicherung verdreifacht, heißt es in einem IAEA-Bericht.

Die Fähigkeit des Iran, Uran auf bis zu 20 Prozent anzureichern, hat in der westlichen Welt Besorgnis ausgelöst, weil es die Möglichkeit zur Herstellung waffenfähigen Urans erhöht.

Nach dem IAEA-Bericht hat das Land die Zahl der leistungsfähigen Zentrifungen in der unterirdischen Anlage Fordo verdoppelt und mehr als 100 Kilogramm höher angereichertes Uran hergestellt. Das sei weniger als die Hälfte der Menge, die für einen atomaren Sprengkopf nötig sei.

Ein Expertenteam der IAEA war vor wenigen Tagen ohne Ergebnisse von einer zweitägigen Reise in den Iran zurückgekehrt. Weder konnten die Inspekteure eine Vereinbarung über künftige Lösungswege erzielen noch das Militärgelände Parchin besuchen, wo möglicherweise Tests mit atomaren Sprengköpfen simuliert wurden. Es war bereits die zweite Iran-Reise von Atomexperten innerhalb weniger Wochen, die ohne Ergebnis verlief.

Experten haben "ernste Bedenken"

(Foto: dpa)

Das Scheitern ihrer Mission im Iran begründete die IAEA mit "schweren Differenzen". Diese habe es zwischen beiden Seiten in der Frage nach dem richtigen Ansatz gegeben, mit dem sich die Unklarheiten über das iranische Atomprogramm beseitigen ließen. Die Atomenergiebehörde habe weiterhin "ernste Bedenken" gegenüber der möglichen militärischen Dimension des iranischen Atomprogramms.

Das IAEA-Expertenteam beschwerte sich in seinem Bericht, es habe bei den beiden Besuchen in Teheran in diesem Jahr jeweils nur mit "Mittelsmännern" sprechen können. "Der Iran wollte die Abläufe behindern", hieß es. Die Inspekteure reagierten vor allem enttäuscht darauf, dass ihnen der Zutritt zum Militärstützpunkt Parschin nicht gestattet worden sei. Ein weiterer Besuch in Teheran ist vorerst nicht geplant.

Natur-Uran enthält nur zu etwa 0,7 Prozent das spaltbare Isotop 235. Zur Verwendung in Kernkraftwerken muss dessen Konzentration auf 2 bis 5 Prozent erhöht werden. Von hochangereichertem Uran spricht man bei 20 und mehr Prozent. Für Atomwaffen wird das spaltfähige Uran-235 auf mindestens 80 Prozent angereichert. Genutzt werden dafür zum Beispiel Gaszentrifugen.

Ein Raketenschild der USA soll Europa in Zukunft vor einer möglichen Bedrohung durch Mittelstreckenraketen - wie aus dem Iran - bieten.

Putin will "Gleichgewicht"

Wegen dieses Schutzschirms sieht der russische Regierungschef Wladimir Putin den Erhalt und den Ausbau des Atomwaffenarsenals seines Landes als notwendig an, um in einem Kräftegleichgewicht mit den USA zu bleiben. Russland habe nicht die Absicht, einseitig abzurüsten, sagte Putin am Freitag bei einem Besuch in der Atomforschungsanlage in Sarow. Es sei zwar nicht das "nationale Ziel", weiter neuartige Atomwaffen herzustellen. Dies müsse aber getan werden, um ein Kräftegleichgewicht zu den USA aufrecht zu erhalten, sagte Putin, der den geplanten US-Raketenschild in Europa kritisierte.

"Leider gibt es viele regionale Konflikte und ihre Zahl nimmt ständig zu. Aber die Balance der strategischen Kräfte wird dabei helfen, große Konflikte zu verhindern", ergänzte der Ministerpräsident. Putin hatte in dieser Woche eine "beispiellose" militärische Aufrüstung angekündigt.

Quelle: ntv.de, dpa/AFP

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