"Öffnen Sie Ihre Ohren" Iraner protestieren bei Trauerfeier
16.02.2011, 11:26 UhrJeder Wunsch nach Demokratie - wie etwa in Ägypten oder Tunesien - soll im Iran schon im Keim erstickt werden. Doch auch die Trauerfeier für einen am Montag getöteten Studenten gerät in Teheran zu einer neuen Demonstration der Opposition.
Im Iran ist es nach Angaben von staatlichen Medien zu Gewalt bei der Trauerfeier für einen Studenten gekommen, der bei regierungskritischen Protesten am Montag getötet wurde. Am Rande der Zeremonie in der Universität der Künste in Teheran habe es Zusammenstöße zwischen Kommilitonen und Trauergästen auf der einen Seite und "einer kleinen Zahl" von Anhängern der Opposition auf der anderen Seite gegeben, berichtete das Staatsfernsehen auf seiner Internetseite. Die Regierungsgegner seien zurückgedrängt worden.
, unter ihnen der Student Sanee Dschaleh. Er wird von staatlicher Seite als Student der regierungstreuen Bassidsch-Miliz dargestellt. Auf einigen Internetseiten heißt es jedoch, er sei ein Aktivist der Opposition.
Warnung an die Mächtigen
Die Oppositionsführer Mir-Hossein Mussawi und Mehdi Karubi, die trotz eines Verbots der Behörden für Montag zu Solidaritätskundgebungen mit Ägypten und Tunesien aufgerufen hatten, forderten die Regierung auf, "dem Volk zuzuhören". "Ich warne Sie, öffnen Sie ihre Ohren, bevor es zu spät ist", schrieb Karubi in einem Brief, der auf seiner Internetseite Sahamnews.org veröffentlicht wurde.
Er forderte die Führung auf, Lektionen aus den Ereignissen in Tunesien und Ägypten zu ziehen, wo sich die "Mächtigen vom Volk entfernt" hatten. bezeichnete die iranischen Proteste in dem von ihm veröffentlichten Schreiben auf seiner Internetseite Kaleme.com als "Erfolg des Volks".
"Universelle Menschenrechte"
US-Präsident Barack Obama hatte den Iran wegen der Anwendung von Gewalt gegen Demonstranten zuvor scharf verurteilt. "Sie schießen auf Menschen, verprügeln Menschen und sperren Menschen ein", sagte er in Washington mit Blick auf das harte Vorgehen gegen die Protestierenden in Teheran. Zugleich ermutigte er die Demonstranten im Iran und in anderen Staaten der Region, dem Beispiel Ägyptens zu folgen.
"Was in Ägypten wahr war, sollte auch im Iran wahr sein", sagte Obama bei einer Pressekonferenz. Die Menschen sollten ihre Meinung und ihr Leid ausdrücken sowie von ihrer Regierung Antworten verlangen können. Dem Iran warf er Heuchelei vor. Das Regime tue so, als feiere es die Ereignisse in Kairo, schieße aber gleichzeitig auf Oppositionelle im eigenen Land.
Obama nannte neben dem Iran keine Länder ausdrücklich, sagte aber, er sei auf der Seite derer, die gewaltlos für mehr Freiheit auf die Straße gingen. "Meine Botschaft an die Demonstranten ist: Eure Hoffnung auf größere Chancen, auf Rede- und Pressefreiheit, dies sind genau die Hoffnungen, die wir unterstützen" sagte er. Es gebe aber universelle Rechte der Menschen. Die USA seien besorgt über die Stabilität in der gesamten Region. "Wir haben die klare Botschaft an unsere Verbündeten in der Region gesandt, auf das Beispiel in Ägypten zu schauen, statt auf das im Iran."
Quelle: ntv.de, AFP