Politik

Amerikaner sollen Isis zurückwerfen Islamisten kündigen Sturm auf Bagdad an

Ein zerstörtes Fahrzeug der irakischen Sicherheitskräfte steht nutzlos am Stadtrand von Tikrit herum.

Ein zerstörtes Fahrzeug der irakischen Sicherheitskräfte steht nutzlos am Stadtrand von Tikrit herum.

(Foto: REUTERS)

Obwohl die irakische Regierung über schwere amerikanische Waffensysteme verfügt, haben ihre Soldaten den kampferprobten Dschihadisten wenig entgegenzusetzen. Im Gegenteil: Isis-Truppen stehen bereits 130 Kilometer vor Bagdad - und rücken weiter vor.

Die radikalislamistischen Isis-Rebellen haben nach der Eroberung wichtiger nordirakischer Städte einen Angriff auf die Hauptstadt des Landes angekündigt: "Noch tobt die Schlacht nicht, aber sie wird in Bagdad und Kerbela toben. Legt eure Gürtel an und macht euch bereit", sagte Isis-Sprecher Abu Mohammed al-Adnani in einer Audiobotschaft, die über Twitter verbreitet wurde.

Angesichts des Vormarsches der Dschihadisten berät das irakische Parlament nun über die Verhängung des Notstandes. Ministerpräsident Nuri al-Maliki forderte diesen Schritt. Damit bekäme der umstrittene schiitische Regierungschef mehr Befugnisse, um in den Konflikt mit den radikalsunnitischen Aufständischen einzugreifen.

Zudem habe Bagdad Washington um Luftunterstützung bei der Bekämpfung der Extremisten gebeten, bestätigten US-Beamte dem Fernsehsender NBC News. Beim Sender CNN hieß es, die USA schätzten die Lage als äußerst akut ein und überlegten, welche zusätzliche Hilfe geleistet werden könnte.

Widersprüchliche Meldungen aus Baidschi und Tikrit

Innerhalb weniger Stunden hatten Isis-Kämpfer am Dienstag zunächst die nordirakische Millionenmetropole Mossul nahezu kampflos eingenommen. Im Verlauf des Mittwochs drangen die Isis-Truppen dann bis Samara vor, rund 130 Kilometer nördlich von Bagdad. Unterwegs wurden die Regionen Ninive, Anbar und Salah ad-Din erobert.

Widersprüchliche Angaben gibt es indes zu Baidschi und Tikrit. Das Staatsfernsehen berichtete von der Rückeroberung der strategisch wichtigen Städte durch Regierungstruppen. In anderen Medien hatte es zuvor geheißen, die Orte seien von den Aufständischen besetzt worden.

In Mossul flohen rund 500.000 Menschen vor den Extremisten. Sie hätten ihre Wohnhäuser aus Angst vor gewalttätigen Übergriffen verlassen, teilte die Internationale Organisation für Migration (IOM) in Genf mit. Durch Kämpfe habe es unter der Zivilbevölkerung "eine hohe Zahl von Opfern" gegeben.

"Verschwörungen und Falschmeldungen"

Die Isis ist eine der radikalsten islamistischen Gruppen im Nahen Osten. Als "Islamischer Staat im Irak und Syrien" kämpft die Gruppe für einen sunnitischen Großstaat zwischen Mittelmeer und Euphrat. Viele Sunniten fühlen sich benachteiligt durch die schiitisch dominierte Regierung. Schon nach dem Abzug der Amerikaner im Dezember 2011 hatte eine Welle der Gewalt zwischen Schiiten und Sunniten den Irak erschüttert.

Al-Maliki nannte Berichte über das Vordringen von Isis "Verschwörungen und Falschmeldungen". Die Armee sorge für eine Stabilisierung der Region. Al-Maliki regte zudem die Bildung einer neuen Brigade aus Soldaten und Zivilisten an, die die Terroristen zurückschlagen soll, wie die Nachrichtenseite "Al-Sumaria News" den Ministerpräsidenten zitierte.

Auch die unabhängigen kurdischen Truppen im Norden des Landes, die "Peschmerga", forderte Al-Maliki auf, bei der Gegenwehr zu helfen. In Mossul stürmten die Rebellen das türkische Konsulat und nahmen zahlreiche Geiseln. Der türkische Außenminister Ahmed Davutoglu warnte die Extremisten davor, ihren Gefangenen etwas anzutun. Niemand solle die Stärke der Türkei auf die Probe stellen, sagte Davutoglu. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon forderte die sofortige Freilassung der Geiseln. Eine solche Attacke könne unter keinen Umständen gerechtfertigt werden, sagte er.

Quelle: ntv.de, jve/dpa/AFP

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