30-tägiger Krieg mit 500 Todesopfern? Israel bereit für Schlag gegen Iran
15.08.2012, 15:57 Uhr
Ist Israels Premier Benjamin Netanjahu wirklich zu einem Militärschlag gegen den Iran bereit?
(Foto: REUTERS)
Die Debatte über einen präventiven israelischen Militäreinsatz gegen iranische Atomanlagen reißt nicht ab. Angeblich beschäftigt Israel sich bereits mit den Vorkehrungen für einen Gegenschlag von iranischer Seite und beziffert sogar mögliche Todesopfer. US-Verteidigungsminister Panetta sagt, noch gebe es keine Entscheidung.
Über einen möglichen Militärschlag Israels gegen den Iran gibt es widersprüchliche Berichte. US-Verteidigungsminister Leon Panetta sagte, die israelische Regierung habe nach seinem Eindruck noch keine Entscheidung über einen Angriff getroffen. Dagegen bestätigte der scheidende israelische Heimatschutzminister Matan Vilnai
"Die Analysen deuten auf einen Krieg an mehreren Fronten hin, der 30 Tage dauern würde", sagte Vilani der israelischen Zeitung "Maariv". Er bestätigte die Einschätzung von Verteidigungsminister Ehud Barak, dass etwa 500 Israelis sterben dürften, wenn jeden Tag Hunderte Raketen auf die Städte des Landes niedergingen. "Es gibt keinen Anlass zur Hysterie", sagte Vilani. Der Zivilschutz sei so gut vorbereitet wie nie zuvor. "Heute weiß jeder genau, was er zu tun hat", so Vilnai. Für mehr als die Hälfte der Bevölkerung gebe es Schutzausrüstung gegen Chemie- und Biowaffen.
Derweil zeigte sich Panetta in Washington überzeugt, dass es "noch Raum zum Aushandeln" einer diplomatischen Lösung gebe. Der Pentagon-Chef unterstrich zugleich, Israel sei ein "unabhängiger Staat", der letztlich "sein nationales Interesse" verteidigen werde. In den vergangenen Tagen war in der israelischen Presse verstärkt über einen womöglich in naher Zukunft anstehenden Angriff auf Ziele im Iran spekuliert worden.
Iran glaubt nicht an Angriff Israels
US-Generalstabschef Martin Dempsey gab zu bedenken, dass ein Angriff gegen den Iran dessen Atomprogramm wahrscheinlich nur verzögern, nicht aber stoppen könne. Die iranische Regierung hatte die Bereitschaft Israels zu einer Attacke angezweifelt. Ein Sprecher des Außenministeriums in Teheran bezeichnete einen möglichen Angriff als "dumme Aktion". Der Iran nehme "die Spekulationen nicht ernst".
Der US-Sicherheitsexperte John Hulsman, ein Berater der US-Regierung, hält einen Angriff auf Irans Atomanlagen noch im September für wahrscheinlich. Kurz vor der US-Präsidentschaftswahl im November sei "der Druck, Israel um jeden Preis politisch zu unterstützen, in der amerikanischen Öffentlichkeit extrem hoch", sagte er der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung". Zudem schützten die Iraner ihre Atomanlagen immer besser, weshalb nur wenig Zeit bleibe.
Israel, die USA und andere westliche Staaten beschuldigen den Iran, unter dem Deckmantel eines zivilen Atomprogramms heimlich an Atomwaffen zu arbeiten, und belegen das Land mit immer neuen Sanktionen. Teheran weist die Anschuldigungen zurück. Israel, das sich von dem Atomprogramm besonders bedroht sieht, zieht immer wieder einen Angriff auf die iranischen Atomanlagen in Erwägung. Die USA wollen dies unterstützen, falls alle diplomatischen Bemühungen scheitern.
Vilnai soll Ministerposten bald räumen
Vilnai soll in den kommenden Tagen seinen Platz als Heimatschutzminister für den Hardliner und bisherigen Chef des israelischen Inlandsgeheimdiensts Schin Beth, Avi Dichter, räumen und als Botschafter nach China gehen. Dichter hatte jüngst auf die Frage nach seiner Meinung zu einem möglichen Angriff auf den Iran geantwortet, Israel "sollte sich mit Angriffskapazitäten ausstatten".
Die israelische Armee erprobt bereits seit Sonntag ein System, das die Zivilbevölkerung per Kurznachrichten auf Handys vor drohenden Raketenangriffen warnen soll. Am Donnerstag soll es einen landesweiten Test geben. Laut Medienberichten wird das System jetzt eingerichtet, um vor Gegenattacken nach einem möglichen Angriff auf den Iran zu warnen. Im Falle eines Angriffs drohen aber auch Vergeltungsangriffe mit Raketen von Islamisten in den Palästinenser-Gebieten und von der pro-iranischen Hisbollah-Miliz im Libanon. Es wird davon ausgegangen, dass die Palästinenser im Gaza-Streifen über 10.000 und die Hisbollah über 50.000 Raketen verfügen, die auch Tel Aviv erreichen könnten. Der israelische Raketenschild dürfte ein Teil abwehren.
Quelle: ntv.de, mbo/AFP/rts